Freitag 28. Dezember 2012

FERNAB ALLER GESCHMOLZENEN SCHNEE-PISTEN

Quelle: www.piqs.de - © Fotograf: Elsa_1 – Titel: Tauwetter

Mein letzter Blog-Eintrag in diesem Jahr. Das traditionelle Verhaltensmuster würde mich jetzt zu einem Rückblick verführen. Ich widerstehe dem.

 

Der eine oder andere Kollege berichtet von „Anfragen jetzt gerade noch vor dem Jahresende“. Ich freue mich für ihn.

 

Mit dem Bild seines Kunden vor meinen Augen: Am anderen Ende – mit dem Smartphone im winterlichen Fäustling. Schnell noch einen Deal anschiebend – von der frisch geschmolzenen Ski-Piste. Mit einem gütigen Lächeln auf den Lippen – den überzogenen Tagessatz aus tiefer Überzeugung hold akzeptierend.

 

Meine Güte!

 

Ich schaue nach vorn. Vorsichtig optimistisch. Eine nahezu heroische Leistung für den Minister der Finsternis.

 

Wir werden wohl kein leichtes Jahr vor uns haben. Aber, wenn wir mal wirklich ehrlich sind: Wann war das jemals so?

 

Wir werden im kommenden Jahr unser Zehnjähriges feiern. Life geschaltet hatten wir MANATNET im Mai 2003, aber alle Vorarbeiten erfolgten bereits im Jahr 2002: Im Jahr nach jenem furchtbaren 11. September und den darauf folgenden wirtschaftlichen Einbrüchen. Im Jahr 2002 gingen in Deutschland 37.620 Unternehmen in die Insolvenz – und wir erwarteten durchaus eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland.

 

So falsch habe ich selten gelegen, denn die nachhaltige Verbesserung des wirtschaftlichen Umfeldes dauerte noch bis zum Jahr 2006.

 

In der Folge gingen so namhafte Interim Provider wie Protem (eine Heidrick & Struggles-Tochter) oder TMP unter. Bemerkenswerter Weise galten beide damals als Marktführer.

 

Und wenn ich heute die Business-Pläne herauskrame, die wir zur Gründung von MANATNET gemacht hatten, dann kommen mir noch immer die Tränen: Ein auf Drängen der letztlich dann doch nicht finanzierenden Banken mehrfach überarbeitete, wunderbare Arbeit in Excel-High End – aber inhaltlich halt völlig daneben.

 

Wenn ich MANATNET aus dem Jahr 2002 und MANATNET heute vergleiche, dann liegen dazwischen schon Welten. Letztlich kann das auch gar nicht anders sein: Ständig steigende Anforderungen der Nutzer erzwingen das.

 

Im Kern ist MANATNET nach zehn Jahren noch immer ohne Wettbewerber – also offenbar ein Unternehmen mit einem tatsächlichen, nicht einem vorgeblichen USP. Und am Ende des ersten Quartals 2013 werden wir hier noch einmal nachlegen.

 

Damit wir diesen Termin halten können, arbeiten unsere Techniker auch in der ruhigen Zeit vor Weihnachten, zwischen den Jahren und am Anfang des neuen Jahres. Und dann noch mit mir im Nacken

 

Auch heute.

 

Fernab aller geschmolzenen Schnee-Pisten.

 

Interimsmanagement

Freitag 21. Dezember 2012

HAM-MAYA-NOMMA-HINBEKOMMA!

Quelle: www.piqs.de - © Fotograf: Frank Kovalchek – Titel: Sweet but ancient Mayan vendor looking totally frazzled...

Weihnachtsblogs sind keine einfache Sache: Du hast rund 1.200 individuelle Weihnachtsgrüße bereits versendet und auch bei XING hast Du alle gegrüßt. Elektronisch – denn sonst erschlägt Dich in Gedanken die eine Hälfte, weil Du Bäume meuchelst.

 

Elektronisch – und die andere Hälfte erschlägt Dich in Gedanken, weil Du die Weihnachts-Riten der Eltern verrätst….

 

Wofür dann noch ein Weihnachtsblog?

 

Ich bin nicht allein mit dieser Schwierigkeit: Das zeigen die Weihnachtsblogs der Interim-Welt ganz eindeutig – mit deren Ausrichtung auf Eigenlob auf der einen und dem Recycling altbekannter Weihnachtsstories auf der anderen Seite.

 

In diesem Jahr ist es jedoch ein wenig leichter – und ich gebe zu: Schon früh war mir klar, dass ich der Versuchung erliegen würde, mein Weihnachtsblog mit dem für heute avisierten Untergang der Welt zu verknüpfen. Welch ein herrlicher Aufhänger für den Minister der Finsternis – und: Eine solche Chance kommt so bald nicht wieder!

 

Nun ist es so, dass ich an diese „Vorhersage“ nicht glaube, die zahllosen Kabarettisten und Komikern (neudeutsch: Comedians) zahllose Gags ermöglicht hat. Hierbei war eine Trickfilm-Biene samt Sänger mit Migrationshintergrund die klare Favoritin.

 

Zudem genießt der folgende Satz, den ich irgendwo aufgeschnappt habe, meine uneingeschränkte Sympathie:

 

„Wenn die Maya gut darin gewesen wären, in die Zukunft zu schauen, dann gäbe es noch heute Maya….!“

 

Auf der Grundlage dieser Einschätzung bin ich zuversichtlich, dass mein Blog auch an diesem 21. Dezember 2012 pünktlich um 15.00 Uhr den Cyberspace bereichern wird.

 

Wenn Sie das also noch lesen können, dann ist noch mal alles gut gegangen. Und: Uns verbleibt somit noch genügend Zeit, unsere Welt aus eigener Kraft zugrunde zu richten!

 

Genießen Sie deshalb ein paar schöne Feiertage: Ich wünsche es Ihnen von Herzen!

 

Und danach, so ab 9. Januar, einen fulminanten Start ins Jahr 2013 – so ohne Maya-Menetekel:

 

Ham-maya-nomma-hinbekomma!

 

PS: Blablameter-Bullshit-Index für diesen Blog-Eintrag: 0.09 – All time record! Zufall? Kam-maya-kaum-glauben…

 

Freitag 14. Dezember 2012

ICH HÄTT´ GERN DEINE BEWERBUNG – ABER GLAUB JA NICHT, DASS ICH SIE WERTSCHÄTZE!

Quelle: www.piqs.de - © Fotograf: Fox – Titel: Dollar

Das Interim Management-Geschäft hat inzwischen die sozialen Medien erreicht – besonders XING (nationales Geschäft), aber auch LinkedIn (internationales Geschäft); Facebook jedoch nicht.

 

Inzwischen hat man sich offenbar daran gewöhnt, dass dort bei mindestens einem Drittel aller Ausschreibungen (durchaus von namhaften Vermittlern) nicht mehr angegeben wird, in welcher Branche der suchende Kunde tätig ist.

 

Mich wundert das schon. Denn, täten wir das gleiche, würden wir gleich von zwei Seiten verhauen: Von den Kunden („Erfahrung in unserer Branche ist ein KO-Kriterium für uns!“) – aber auch von den Interim Managern („Ich muss doch wissen, welche Expertise erforderlich ist!“).

 

Social Media ist halt weniger formell!

 

Weniger formell schon, aber offensichtlich auch weniger professionell.

 

Noch mehr beunruhigt mich aber ein neues Verhaltensmuster, das auf Seiten der Vermittler eindeutig zu erkennen ist. Ich vermeide den Begriff „Provider“, denn so jemanden hätten wir im AIMP sicher schon längst zur Seite genommen – falls wir ihn denn überhaupt aufgenommen hätten.

 

Mich beunruhigen die Sätze, mit denen Ausschreibungen (durchaus von namhaften Vermittlern) enden – und die dann so lauten:

 

„Über Anfragen mit CV bis Anfang nächster Woche freue ich mich unter brilliant.staff@supercompany.com, mit Verständnis kann nicht auf jede einzelne Anfrage persönlich eingegangen werden.“

 

Dies ist tatsächlich ein getreues Zitat vom Freitag (!) der vorletzten Woche bei XING – abgesehen von der E-Mailadresse, die ich gütig verschleiert habe.

 

Nein, es geht mir hier nicht so sehr um die fehlenden Wörter und den krubbeligen Satzbau. Obwohl auch daraus auf den Grad an Professionalität des Vermittlers geschlossen werden kann.

 

Vielmehr bin ich über den Inhalt fassungslos. Dass ein „Consultant – Interim Management“ so etwas über die Computer-Tastatur bringt – und dass sein Boss das vollkommen entspannt zulässt, ist mir schier unbegreiflich.

 

Auch außerhalb der zugegebenermaßen mitunter überkritischen Denkwelt des Ministers der Finsternis ist die Botschaft eindeutig:

 

Macht Euch mal die Mühe, mir Eure Bewerbungsunterlagen zu senden – und das bitte flott! –, denn ich möchte mit Euch gutes Geld verdienen. Damit das gelingen kann, muss ich mir leider die Arbeit aufhalsen, den ganzen Kram, den Ihr mir senden werdet, auch noch zu lesen.

 

Das wird mich an die Grenzen meiner persönlichen Belastbarkeit führen – und deshalb kann ich Euch nicht obendrein auch noch antworten, geschweige denn persönlich auf Euer Zeug eingehen.

 

Oder in einem Satz:

 

Ich hätt´ gern Deine Bewerbung – aber glaub ja nicht, dass ich sie wertschätze!

 

Freitag 07. Dezember 2012

AUCH DAS SPECIAL ZUM INTERIM MANAGEMENT ÄNDERT DARAN NICHTS

FINAL_TIMES_INTERIM_MANAGEMENT - Foto: Melanie Hessler

Dem Interim Management ist das Special der letzten Ausgabe der Financial Times Deutschland gewidmet.

 

Schwer gemischte Gefühle!

 

Sicher: Ich freue mich über das Special: Wie lange haben wir darum gekämpft, dass die Medien das Interim Management als selbstverständliche Dienstleistung wahrnehmen.

 

Aber die Tatsache, dass es die FTD nun nicht mehr geben wird, gefällt mir ganz und gar nicht. Sicher: Ich bin seit Urzeiten Abonnent der FAZ – seit längst verblichenen Jahren in einer mir heute fremden Welt. Damals gab es die FTD halt noch nicht – sonst wäre ich womöglich bei diesem Blatt gelandet (denn manchmal ist die FAZ schon sehr konservativ).

 

In meiner Londoner Zeit ist mir dann die Financial Times untergekommen und ich habe sie gelesen – mangels Alternative. Klar! Manchmal hatte ich damals den Eindruck: Ohne Financial Times wirst Du als Banker gar nicht wahr-, geschweige denn für voll genommen! Unabhängig davon hielt ich die Financial Times für eine enorm gute Zeitung.

 

Dann kam im Jahr 2000 der deutsche Ableger – und er wurde mein Begleiter immer dann, wenn´s ums Fliegen ging, denn die FAZ lag ja daheim. Und stets festigte sich mein Eindruck: Eine gute Zeitung!

 

Nun wird sie eingestellt, die FTD. Nicht etwa, weil die Zeitung plötzlich schlecht geworden ist. Die Zeitung wird von den Eigentümern eingestellt, weil sie nur Verluste eingefahren hat.

 

Die Kernaussage dahinter: Wenn die Kosten im Griff waren (was ich unterstelle), dann waren nicht genügend Menschen in Deutschland bereit, den Preis für die Zeitung aufzubringen, um eben diese Kosten zu decken.

 

Das ist, da stimme ich anderen kritischen Stimmen zu, vor allem auf die „Kostenlos-Kultur“ unter den Internet-Nutzern zurückzuführen.

 

Und, ja, ich gebe zu: Die 2,10 Euro täglich für die FAZ – das ist schon ein Wort! Und erst am Wochenende fiel er wieder während eines Dinners – des alles erschütternde Satz: „Das gibt´s alles im Internet – und das kostenlos!“

 

Liebe Leute, seid ein wenig kritisch: Das ist eben nicht so! Die Informationen, die eine FAZ, eine Süddeutsche oder eben auch eine Financial Times Deutschland zur Verfügung stellen, haben eine vielfach höhere Qualität als die Masseninformationen im Internet.

 

Die FTD geht. Einige trauern. Wollen wohl eine Art finale Solidarität demonstrieren. Folglich ist, oh beißende Ironie!, die letzte Ausgabe der FTD am späten Vormittag ausverkauft.

 

Leichten Herzens wird der deutsche Bundesbürger in diesem Jahr durchschnittlich 285 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben (Quelle: GfK) – soviel, wie wohl niemals zuvor. Getreu dem Motto: Ändern können wir ja ohnehin nichts: Tun wir uns also in schwierigen Zeiten noch mal was Gutes – und betäuben uns glühweinselig!

 

Ein Abo der FTD kostete rund 500 Euro – das der FAZ (ohne Sonntagszeitung) immerhin noch gut 400 Euro – dafür ist dann halt kein Geist und kein Geld mehr da.

 

In Zeiten vorweihnachtlich glitzerndem Konsum-Rausches wird Deutschland ein Stückchen ärmer.

 

Auch das Special zum Interim Management ändert daran nichts.