Unser Interim-Geschäft startet recht gut in das neue Jahr: Gleich viele Anfragen wie im Januar des vergangenen Jahres, gute Qualität der Anfragen, richtig gut passende Kandidaten. Nun warten wir auf die Entscheidungen der Kunden. Auch das, wie im Vorjahr.
In diese Wartezeit brechen zwei Nachrichten ein:
(1) „Die Deutsche Bank verkauft wieder undurchsichtige Kreditbündel“, titelte die FAZ gestern. Auf gut Deutsch: CDOs (Collateralized Debt Obligations), also jene Art von komplexen, hochrisikobehafteten Papieren, die seit der Finanzkrise als „toxisch“ bezeichnet werden. In einem Volumen von offenbar gut 7,6 Mrd. Euro! Die Bankenaufsicht „verfolge das mit Skepsis“, so die FAZ weiter, jedoch die Deutsche Bank zeige sich ungerührt, obwohl sie wegen vergleichbarer Konstruktionen in den USA mit Klagen überzogen wurde.
(2) „Neuer VW Golf verkauft sich schleppender als erwartet“, überschrieb die FAZ ihren Artikel im Wirtschaftsteil am Mittwoch. Professor Dudenhöffer vom Car-Institut an der Universität Duisburg gab an, dass das neue Modell im November und Dezember 16.540 Stück verkaufte. Damit hätten die Neuzulassungen den schlechtesten Wert seit 18 Jahren erreicht. Der VW-Konzern reagierte trotzig und ließ verkünden, „der Golf sei das beliebteste und erfolgreichste Auto in Europa“. Sogar Martin Winterkorn stieß in dieses Wolfsburger Horn: „Kein anderes Auto Europas ist erfolgreicher und beliebter.“ (Und er soll zurzeit nicht besonders gut auf Herrn Dudenhöffer zu sprechen sein.)
Ja richtig. Nur, das eine schließt das andere ja nicht aus!
Das ist es, was ich meine, wenn ich hier in meinem Blog von „verschwurbelter Sprache“ schreibe. Oder von „die Menschen für dumm verkaufen“. Einfach über eine kritische Sicht hinweggehen und die Trümmer aus der jüngeren Vergangenheit – und im Falle der Deutschen Bank gehört dazu schon eine bemerkenswerte Chuzpe. Oder aber den Sachverhalt mit Sprache zukleistern und vom eigentlichen Kern ablenken: Auch das bisher (!) beliebteste Auto kann sich einmal nicht gut verkaufen, oder?
Nur nicht mal klar aussprechen, was Sache ist: Man könnte verstanden werden!
Mein Gott, wo sind bloß die mutigen Menschen in diesem Land geblieben?
Ein ehrlicher Satz könnte lauten:
Im Fall (1) von Herrn Fitschen: „Wir stoppen das sofort. Denn Vertrauen ist im Bankgeschäft alles! Auf gar keinen Fall wollen wir auch nur der Möglichkeit den Weg öffnen, dass die deutschen Bürger erneut belastet werden, wenn unser Ding schiefgeht – was ich schlicht nicht ausschließen kann: Wir haben deshalb unsere smarten Jungs zurückgepfiffen!“
Im Fall (2) von Herrn Winterkorn: „Ja, das stimmt. Ist nicht schön, ist aber so. Ihr könnt hieran erkennen, dass auch wir als Marktführer nicht an den Auswirkungen der Staatschuldenkrise vorbeikommen. Vielleicht ist unser Wagen auch schlicht zu teuer für das Volk!“
Boah: Das wär´ mal was!
Da würde mir das Herz aufgehen. Und ich bin mir ziemlich sicher: Vielen anderen auch.
Denn ich bin mir inzwischen sicher:
Uns dürstet nach Ehrlichkeit – nicht nur im Interims Management!