Freitag 25. Januar 2013

UNS DÜRSTET NACH EHRLICHKEIT – NICHT NUR IM INTERIM MANAGEMENT

 

Quelle: www.piqs.de - © Fotograf: adlernest – Titel: Durst

 

Unser Interim-Geschäft startet recht gut in das neue Jahr: Gleich viele Anfragen wie im Januar des vergangenen Jahres, gute Qualität der Anfragen, richtig gut passende Kandidaten. Nun warten wir auf die Entscheidungen der Kunden. Auch das, wie im Vorjahr.

 

In diese Wartezeit brechen zwei Nachrichten ein:

 

(1) „Die Deutsche Bank verkauft wieder undurchsichtige Kreditbündel“, titelte die FAZ gestern. Auf gut Deutsch: CDOs (Collateralized Debt Obligations), also jene Art von komplexen, hochrisikobehafteten Papieren, die seit der Finanzkrise als „toxisch“ bezeichnet werden. In einem Volumen von offenbar gut 7,6 Mrd. Euro! Die Bankenaufsicht „verfolge das mit Skepsis“, so die FAZ weiter, jedoch die Deutsche Bank zeige sich ungerührt, obwohl sie wegen vergleichbarer Konstruktionen in den USA mit Klagen überzogen wurde.

 

(2) „Neuer VW Golf verkauft sich schleppender als erwartet“, überschrieb die FAZ ihren Artikel im Wirtschaftsteil am Mittwoch. Professor Dudenhöffer vom Car-Institut an der Universität Duisburg gab an, dass das neue Modell im November und Dezember 16.540 Stück verkaufte. Damit hätten die Neuzulassungen den schlechtesten Wert seit 18 Jahren erreicht. Der VW-Konzern reagierte trotzig und ließ verkünden, „der Golf sei das beliebteste und erfolgreichste Auto in Europa“. Sogar Martin Winterkorn stieß in dieses Wolfsburger Horn: „Kein anderes Auto Europas ist erfolgreicher und beliebter.“ (Und er soll zurzeit nicht besonders gut auf Herrn Dudenhöffer zu sprechen sein.)

 

Ja richtig. Nur, das eine schließt das andere ja nicht aus!

 

Das ist es, was ich meine, wenn ich hier in meinem Blog von „verschwurbelter Sprache“ schreibe. Oder von „die Menschen für dumm verkaufen“. Einfach über eine kritische Sicht hinweggehen und die Trümmer aus der jüngeren Vergangenheit – und im Falle der Deutschen Bank gehört dazu schon eine bemerkenswerte Chuzpe. Oder aber den Sachverhalt mit Sprache zukleistern und vom eigentlichen Kern ablenken: Auch das bisher (!) beliebteste Auto kann sich einmal nicht gut verkaufen, oder?

 

Nur nicht mal klar aussprechen, was Sache ist: Man könnte verstanden werden!

 

Mein Gott, wo sind bloß die mutigen Menschen in diesem Land geblieben?

 

Ein ehrlicher Satz könnte lauten:

 

Im Fall (1) von Herrn Fitschen: „Wir stoppen das sofort. Denn Vertrauen ist im Bankgeschäft alles! Auf gar keinen Fall wollen wir auch nur der Möglichkeit den Weg öffnen, dass die deutschen Bürger erneut belastet werden, wenn unser Ding schiefgeht – was ich schlicht nicht ausschließen kann: Wir haben deshalb unsere smarten Jungs zurückgepfiffen!“

 

Im Fall (2) von Herrn Winterkorn: „Ja, das stimmt. Ist nicht schön, ist aber so. Ihr könnt hieran erkennen, dass auch wir als Marktführer nicht an den Auswirkungen der Staatschuldenkrise vorbeikommen. Vielleicht ist unser Wagen auch schlicht zu teuer für das Volk!

 

Boah: Das wär´ mal was!

 

Da würde mir das Herz aufgehen. Und ich bin mir ziemlich sicher: Vielen anderen auch.

 

Denn ich bin mir inzwischen sicher:

 

Uns dürstet nach Ehrlichkeit – nicht nur im Interims Management!

 

Freitag 18. Januar 2013

EHRLICHE PARTNERSCHAFT IM INTERIM MANAGEMENT

Quelle: www.piqs.de - © Fotograf: Partner-Hund – Titel: Ich bin der Größte

Das neue Jahr beginnt damit, dass ich Klage einreiche. Zweimal.

 

Ein Interim Manager meint, er müsse unsere Provision nicht zahlen: Welch´ innovativer Ansatz! Und eine andere Geschichte, auf die ich hier nicht eingehen möchte.

 

Insgesamt reden wir über 39.000 Euro. Kein Pappenstiel also.

 

Ich musste fünfundfünfzig Jahre alt werden und mein Unternehmen zehn, um diese Erfahrung zu machen. Niemals vorher war ein solcher Schritt erforderlich!

 

Zwar bin ich an dieser Stelle hin und wieder auf das „Verrohen der Sitten“ in unseren Tagen eingegangen.

 

Dennoch trifft mich das wirklich hart, weil ich unverdrossen konsequent partnerschaftlich agiere und nicht ausschließlich den eigenen Vorteil verfolge. „Eine bemerkenswerte Naivität“ wurde mir dafür mehr als einmal bescheinigt – und das von Menschen, die im Grundsatz wohlwollend mir gegenüber aufgestellt sind.

 

Nun habe ich diese Kritik bisher aufgenommen, mein Credo und mein Handeln jedoch beibehalten.

 

Daher war ich bereit, meinem Gegenüber entgegenzukommen. Daher habe ich in beiden Fällen einen Vergleich angeboten.

 

Einen Rabatt – und etwas später noch einen im ersten Fall. Eine Ratenzahlung mit einer Laufzeit, die jede Bilanz als langfristig ausweisen würde, im zweiten Fall.

 

In beiden Fällen hat der Schuldner nicht einmal darauf geantwortet!


Stattdessen schlugen hier Dreiseiter von Anwälten mit Residenzen an repräsentativen Standorten auf. Beiden gemeinsam ist der Tenor: „Das stimmt alles (!) gar nicht! Deshalb, Becker, bist Du dumm. Du bist aber obendrein auch noch böse, weil Du Geld von unserem Mandanten forderst!“

 

Ich gebe gern zu: Solche Schreiben verärgern mich bis in die Knochen!

 

Und ich gebe gern zu: Solche Schreiben ändern alles bei mir: Einstellung, Verhalten und ab Posteingang obendrein auch die Rollen- und Aufgabenverteilung.

 

Das habe ich vor Jahren von meinem Bruder gelernt, der mir lapidar in einer vergleichbaren Situation sagte: „Ich beschäftige mich nicht länger damit. Ich geb´ das an meine Anwälte ab. Dafür sind die da und dafür bekommen die einen Haufen Geld!“

 

Und so geht er hin, der partnerschaftliche Ansatz, geopfert auf dem Altar der Unehrlichkeit. In diesen beiden Fällen. Und nur in diesen beiden Fällen…

 

Ansonsten hält der Minister der Finsternis, ein wenig „naiv“ vielleicht, seinen Ansatz unerschütterlich bei:

 

Ehrliche Partnerschaft im Interimsmanagement.

 

Freitag 11. Januar 2013

DIE VIER ???? IM DEUTSCHEN PROJEKTMANAGEMENT

Die_vier_Fragezeichen

Ich kann keinen Flughafen bauen. Ich kann auch keine Menschen, die Flughäfen bauen, beaufsichtigen – um nicht zu sagen: kontrollieren.

 

Wie also konnte BER derart schieflaufen, obwohl ich völlig außen vor war?

 

Wenn wir uns geistig einmal vom Inhalt der Aufgabe, „Wir basteln uns einen neuen Flughafen“, entfernen, dann wird klar: Hier geht es weniger um Politiker, Posten und ähnliches. Hier geht es um Projektmanagement – und zwar um richtiges Projektmanagement jenseits aller Bastelanleitungen.

 

„Flughafen“ ist so gesehen nicht mehr als ein Platzhalter für den Namen des jeweiligen Projektes. Wir können ihn, ohne das Ergebnis zu verzerren, ersetzen durch „Elb-Philharmonie“, „Stuttgart 21“ oder – für die Historiker unter uns: „Toll Collect“.

 

Nun habe ich in der Zeit von 1997 bis 2001 in Unternehmen gearbeitet, die Projektmanagement zu ihrem Kerngeschäft gezählt hatten. Schon damals war es ein offenes Geheimnis im Markt, dass 7 von 10 Projekten schief liefen, zumindest aber nicht die Erwartungen des jeweiligen Kunden erfüllten.

 

Der schillernde, das alles überragende Ziel reflektierende Slogan „In Time, in Budget and above Customer´s Expectations”, war somit letztlich kaum mehr als ein frommer Wunsch.

 

Es sieht so aus, als habe sich in den vergangenen gut zehn Jahren hieran grundlegend nichts geändert.

 

Woran liegt das?

 

Aus meiner Sicht liegt das an Inkompetenz, Kommunikations-Schwäche und Angst.

 

Inkompetenz: Darauf muss ich an dieser Stelle nicht eingehen. Wer sich nicht auskennt, muss (nicht: sollte!) die Finger vom Projektmanagement lassen. Oder, wie Dieter Nuhr so treffend formulierte:

 

„Wenn man keine Ahnung hat: einfach mal die Fresse halten!“

 

Jemand, der dennoch einen solchen Menschen mit dem Projektmanagement beauftragt, handelt in jeder Beziehung verantwortungslos.

 

Kommunikation: Nach wie vor bin ich der Meinung, dass die Menschen in unserer Zeit zwar über die beste Kommunikationstechnik aller Zeiten verfügen, jedoch schlechter kommunizieren denn je.

 

Viel reden und schreiben. Dafür wenig zuhören und fragen. „Quittungsfragen“: Nie gehört.

 

Die eigene Position auf Teufel komm´ raus sichern und durchhalten: Wer sitzt ganz oben auf dem Affenhügel? Da opfern wir schon mal gern den partnerschaftlichen Ansatz auf dem Altar des „Win-Win“-Geschwurbels.

 

Selbstverständlich ist offene und ehrliche Kommunikation nicht einfach. Selbstverständlich möchten wir viel lieber nur gute Nachrichten und Informationen weitergeben. Aus mannigfachen Gründen.

 

Zur ehrlichen Kommunikation gehört jedoch auch, aufzustehen und klar zu sagen, dass die Dinge nicht in die richtige Richtung laufen – und Vorschläge zu machen, wie gegenzusteuern ist, damit das Projekt nicht gefährdet wird.

 

Fast immer kann der Projektmanager in solchen Situationen nicht allein gegensteuern, weil ihm (oder natürlich: ihr) die Kompetenzen und Weisungsbefugnisse fehlen. In einem professionell aufgesetzten Projektmanagement sind daher unterschiedliche „Eskalations-Stufen“ eingezogen.

 

Die letzte, höchste Stufe ist dann in aller Regel das „Steering-Committee“. Hier sitzen dann die Big Boys des Auftraggebers und des Auftragnehmers (An dieser Stelle decken wir über die Big Boys in Berlin gnädig den Mantel des Schweigens).

 

Und genau hier liegt aus meiner Sicht das Kernproblem:

 

Angst: Ich habe den Eindruck, dass heute noch mehr als vor zehn Jahren, viele Projektmanager Angst haben. Angst haben vor der „Eskalation“. Angst haben, vor einem „Steering-Committee“, vor den Big Boys Sätze zu sagen, wie:

 

„Tut mir leid, aber diese Anforderung ist neu und bisher nicht im Projektplan vorgesehen. Wir nehmen diese Anforderung gern auf, aber sie wird dazu führen, dass das Projekt vier Monate später fertig sein wird und etwa 2 Mio. Euro mehr kosten wird.“

 

Oder:

 

„Wir haben die Stufe 3 des Projektplanes zum vorgesehenen Zeitpunkt nicht abschließen können, weil der Lieferant für x nicht geliefert hat. Nach den mir vorliegenden Informationen kann der Lieferant nicht vor weiteren vier Wochen liefern. Der gesamte Projektplan verschiebt sich dadurch um einen Monat nach hinten.“

 

Warum das so ist, werde ich nie verstehen.

 

Natürlich ist dies eine beliebte Reaktion des „Steering Committees“: „Ja das verstehe ich schon, aber Sie als Profi haben sicher einige Puffer im Projektplan, die sie hierfür nutzen können. Nicht wahr? Ich baue auf Sie…!“

 

Recht perfide, ich weiß. Dennoch: Ein einziges „Nein, tut mir leid, leider ist das nicht so!“, kann das Ganze auf die richtige Bahn zurückführen.

 

Leider passiert genau das nicht.

 

Und leider bringt auch genau das nichts. Denn das temporäre Wohlfühlklima aufgrund dieses Kuschelkurses wird typischerweise teuer erkauft durch noch größere Schwierigkeiten in der Zukunft.

 

Und so potenzieren sich die Probleme. Und die Melange aus Inkompetenz, Kommunikationsproblemen und Angst hat dann vollkommen auseinander liegende Wahrnehmungen zur Folge:

 

Unmittelbar vor der (ohnehin schon verschobenen) Eröffnungsfeier des Flughafens BER am 3. Juni 2012 wird festgestellt, dass der Flughafen leider doch nicht eröffnet werden kann – und zwar mindestens während der folgenden zwei Jahre nicht, wie jetzt klar wird.

 

Noch zum 3. Juni 2012 hieß es, 95 Prozent der Gebäude seinen fertiggestellt – nur der Brandschutz und die IT seien noch Problembereiche…

 

Zu erwarten, ein Großprojekt wie BER könne problemlos durch den Projektplan gesteuert werden, ist naiv. Jeder Profi weiß das.

 

Jedoch sichert die Dimension des Scheiterns im Projektmanagement dem Flughafen BER inzwischen einen prominenten Platz in der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

 

Mit Toll-Collect, Elb-Philharmonie und Stuttgart21 sind´s dann vier:

 

Die vier ???? im deutschen Projektmanagement.

 

Interim Projektmanagement

Freitag 04. Januar 2013

MANATNET IST KEIN HORT FÜR UNPROFESSIONELLE INTERIM MANAGER

Quelle: www.piqs.de - © Fotograf: zwischendenwelten – Titel: Blick

Am Anfang jedes neuen Jahres häute ich mich. Zumindest fühle ich mich so.

 

Das alte Geschäft, abgenutzt, matt und gebraucht, wird abgestreift – und sorgsam in eine Ecke gelegt: Wir werden darauf zurückgreifen müssen. Das neue Geschäft kann kommen. Glänzend und unberührt.

 

Das alte Geschäft – sorgsam in eine Ecke gelegt.

 

Wir brauchen noch viele Daten aus 2012 für die AIMP-Providerumfrage 2013. Der neue Fragebogen ist entworfen und wird am kommenden Montag mit meinen Partnern, Vera Bloemer und Thorsten Becker, verabschiedet. Danach an die Teilnehmer versendet.

 

Wir brauchen viele Daten für die MANATNET-Statistiken. Volle Transparenz halt.

 

Die Analyse aller Tagessätze zum Jahresende. Das Ergebnis ist bereits versendet an alle Interim Manager von MANATNET. Die Verdichtung im INTERIMTREND ist bereits online.

 

Die Analyse aller Skills der anbietenden Interim Manager zum Jahresende. Das Ergebnis ist bereits online.

 

Die zum Jahresende aktualisierte Unternehmenspräsentation. Das Ergebnis ist bereits online.

 

Die Analyse der Akquisitionskanäle für beide Kundengruppen: Interim Manager und Unternehmen. Fertig.

 

Kein Grund zum Jubeln! Das ist ein ganz normaler Regelprozess. Deshalb sind wir bereits fertig, während andere Schnee suchen.

 

Und doch ist es diesmal anders: Erstmals haben wir einem Dutzend Interim Managern gekündigt.

 

Nach bald zehn Jahren war ich es leid!

 

Es gibt Interim Manager, die aktualisieren ihren Lebenslauf nicht – ihren „Verkaufsprospekt in eigener Sache„. Das zwingt mich dazu, regelmäßig nachzuhaken, wenn mir auffällt, dass ein Lebenslauf veraltet ist. Künftig wird unser System mir diese schwachsinnige Zeitverschwendung abnehmen.

 

Die tollsten Argumente kommen dann mitunter, weshalb der Lebenslauf veraltet ist. Als kundenorientierter Mensch akzeptiere ich jedes dieser Argumente – unabhängig davon, wie sehr mein Hirn tobt!

 

Und ich bitte Outlook in jedem einzelnen Fall, mich in acht Wochen daran zu erinnern, dass ich den neuen Lebenslauf überprüfen muss.

 

In aller Regel muss ich dann feststellen, dass kein neues Dokument vorliegt.

 

Dann startet der Prozess von vorn: Anschreiben, Antwort abwarten, Outlook einspannen – und dann nach acht Wochen erneut überprüfen.

 

Ja, ich trau mich kaum, das zu sagen: Ich mache das dann auch noch ein drittes Mal.

 

Dann aber sperre ich die Daten der jeweiligen Interim Manager am Marktplatz MANATNET!

 

Das tue ich schon, weil meine Leidensfähigkeit tatsächlich begrenzt ist: Denn jeder Kunde, der während eines solchen Zeitraums einen solchen Lebenslauf von MANATNET herunterlädt, fragt mit süffisantem Lächeln, ob wir noch ganz gescheit seien, einen Lebenslauf von – sagen wir – 2011 anzubieten.

 

Ich hasse diese Gespräche über alle Maßen!

 

Ein letztes Mal schreibe dann ich diesen Interim Managern – wieder acht Wochen später: Einen echten Brief, keine Mail – ja, tatsächlich! Die Kündigung der Geschäftsverbindung. Unfassbar!

 

Zwei Briefe kamen zurück als „unzustellbar“. Zehn weitere wurden nicht beantwortet.

 

Die Daten von zwölf Interim Managern wurden daraufhin zum 1. Januar 2013 gelöscht.

 

Da leide ich wie ein Hund. Doch, sorry guys:

 

MANATNET ist kein Hort für unprofessionelle Interim Manager!