Ich gebe zu: Diese Aussage meiner potenziellen Kunden hatte mich anfangs völlig verblüfft. Anfangs, das war vor zehn Jahren. Als wir MANATNET gründeten.
Und jetzt, so unmittelbar vor dem Jubiläum, schaue ich halt hin und wieder mal zurück. So macht man das halt – und da bin ich dann doch etwas traditionell unterwegs.
Melanie Heßler von PR-MarCom meint, ich solle diese Rückschau systematisch machen. Sie schlägt zum Jubiläum ein Interview vor. Vielleicht mache ich das. Wahrscheinlich mache ich das.
„Interim Manager sind in Festanstellung gescheiterte Manager!“ Auf meine Frage, „Wieso glauben Sie das?“, kam regelmäßig in etwa eine solche Antwort „Im Grunde seines Herzens wäre doch jeder lieber ein festangestellter Manager.“ Keine Begründung dieser Sichtweise also.
Ich war wirklich erschüttert, denn ich hatte mich gerade entschieden: Einen weiteren Job als Sprecher der Geschäftsführung oder CEO? Niemals!
Dafür gab es viele Gründe. Aber einer war ganz entscheidend für mich: Auch als Sprecher der Geschäftsführung oder CEO bist Du abhängig! Du verdrängst es nur gern. Und es ist die Kohle, die sie Dir hinterherwerfen, Dein Entgelt für eine Art neuzeitliche Leibeigenschaft, das Dich diese Abhängigkeit verdrängen lässt.
Und obendrein die Insignien der „Macht“: Glänzender Dienstwagen, großes Büro, üppiges Spesenkonto, nimmermüde Sekretärinnen (pardon: Assistentinnen!) im Schichteinsatz. Sie sind Deine Drogen, die Deinen Verstand vernebeln, ablenken von der Abhängigkeit, in der Du Dich befindest.
Ums Verrecken nicht wollte ich solch eine Situation noch einmal erleben.
Desahaln gab es nur einen Weg: Das eigene Unternehmen, das zudem niemals Darlehen von Banken annehmen würde. Dieser strategischer Fehler aus den Kindertagen von MANATNET wurde 2010 korrigiert: Keine Darlehen von Banken mehr. Niemals!
Damit war mein Ziel erreicht. Keine Abhängigkeit!
Der eine oder andere Leser wird womöglich anmerken: Aber Du bist doch von Deinen Kunden abhängig!
Nun, das sehe ich nicht als Abhängigkeit an: Wenn wir gute Arbeit leisten [erst gestern in einer Mail: „Vielen Dank noch einmal, ich schätze die professionelle Vorgehensweise von MANATNET!“], dann wird es hier keine Probleme geben. Und schon gar keine Abhängigkeiten.
Ich wäre nicht ehrlich, verschwiege ich, dass das schon ein schmerzlicher Lernprozess war: Dass an jedem Monatsende mein Konto nicht mehr üppig aufgefüllt wurde. Und dass ich stattdessen mein eigenes Gehalt selbst „reinholen“ musste.
Aber für kein Geld der Welt würde ich heute mit „früher“ tauschen wollen.
Und so gut wie alle Interim Managers bei MANATNET würden das auch nicht.
Deshalb können wir aus dem MANATNET-Pool so gut wie nie Festanstellungen besetzen – unsere Kunden fragen inzwischen schon gar nicht mehr danach.
Diese „gescheiterten“ Interim Manager wollen gar keine Festanstellung mehr! Ups!
Auch darauf werden Thorsten Becker und ich eingehen im Rahmen unserer Präsentation der AIMP-Providerumfrage 2013 auf Burg Schwarzenstein.
Die Unternehmen haben das inzwischen erkennen müssen: We couldn´t have been more wrong! Nichts ist falscher als diese Aussage:
Interim Manager sind in Festanstellung gescheiterte Manager!