Fast ist es schon wieder rum, das erste Quartal 2014. In Sachen Interim Management bietet dieses Quartal keinen Anlass zu irgendwelcher Euphorie. Letztlich denke ich: Ich habe deutlich mehr erwartet von diesem Quartal!
Ich weiß: An dieser Stelle diskontieren meine regelmäßigen Leser diese meine Aussage mit dem „Minister der Finsternis-Faktor“. So mancher wird hinzufügen: Du erwartest auch immer zu viel!
Mag sein, dass ich zu viel erwarte. Dennoch stehe ich dazu: Wenn ich Investitionen tätige in Vertrieb, Internet-Angebot und Marketing – und das in einem für mein Unternehmen (und vermutlich auch für die allermeisten meiner Wettbewerber) beispiellosen Umfang: Dann erwarte ich als Geschäftsmann durchaus einen Return, wie es so schön heißt.
Ja, tatsächlich!
Nicht sofort und auch nicht in überbordendem Umfang, das ist völlig klar. Aber nach dem zweiten Quartal steht die Alternative im Raum: Nimm die Kohle, kauf ein neues Auto, fahr mit Deiner Frau in einen langen Urlaub – und stocke auf dem Rückweg Deine Bestände allerbesten Schottischen Whiskys auf.
In der Tat: Eine echte und unfassbar verlockende Alternative!
Am meisten bedrückt, nein schockiert mich, das Ergebnis unserer Kaltakquisition im Deutschen Mittelstand mit mehr als 200 Mitarbeitern aus den AIMP-Königsbranchen Automotive, Maschinenbau, Metall und Chemie. Ich bin an früherer Stelle schon auf die ersten Trends in unseren Akquisitionsbemühungen eingegangen.
Inzwischen kann ich auf die Erfahrung aus rund 350 Gesprächen mit der Personalleitung oder (wenn´s die nicht gibt: ja, tatsächlich, das gibt´s!) mit der Geschäftsführung zurückgreifen. Und dieses Ergebnis stellt alles in den Schatten, was selbst der Minister der Finsternis erwartet hatte:
Ich halte fest: Mehr als die Hälfte der Kunden, die wir bisher gesprochen haben, lehnen Interim Management kategorisch ab. Ein Grund wird dafür nicht genannt, jedoch wird gebetsmühlenartig kommuniziert: „Wir stellen nur fest ein!“
Die Quote der Gesprächspartner, die im Gespräch sagen: „Ups, das ist etwas, das ich noch nicht kenne: Ich möchte gern mehr über dieses Interim Management erfahren! Können Sie mir bitte Informationen senden? Dann schaue ich mir das mal an – ohne Ihnen aber irgendetwas versprechen zu wollen.“ – diese Quote tendiert gegen Null. Und ich meine „gegen Null“!
Vergleichbar, jedoch exakt Null, ist die Quote der Gesprächspartner, die uns sagen: „Wissen Sie, wir haben uns das Interim Management genau angeschaut und die Möglichkeiten, die Interim Manager unserem Unternehmen eröffnen, analysiert. Danach sind wir zu dem Ergebnis gekommen: Interim Management ist nichts für uns, weil…“
Nichts dergleichen.
Becker, Du erwartest zu viel!
Du kannst doch nicht erwarten, dass ein wildfremdes Unternehmen auf diese Weise mit Dir spricht.
Doch! Denn so – enorm professionell, offen, ein wenig hemdsärmelig und frank geradeheraus: so habe ich den Deutschen Mittelstand bisher eingeschätzt. Und in mir sträubt sich alles dagegen, dieses Bild zu revidieren.
Zudem – und obendrein ein sicher unzulässiger Vergleich: Wenn hier ein Wildfremder anruft, dann rede ich auch offen, professionell, offen, ein wenig hemdsärmelig und frank geradeheraus mit ihm.
Vielleicht bin ich wirklich naiv oder meine Frau hat Recht:
Becker, Du bist halt ein aussterbender Dinosaurier!