Referenzen im Interim Management sind auch heute noch wichtig! Folglich mache ich am Ende jedes nennenswerten Projektes (für die Standardprojekte mache ich das nicht!) einen Zweiseiter zu diesem Projekt – gemeinsam mit dem Interim Manager oder der Interim Managerin.
Stets entwerfe ich die Referenz auf der Grundlage des Briefings, das ich mit dem jeweiligen Kunden zu Beginn des Projektes – also bereits für die Auswahl der Kandidaten – erstellt hatte und der regelmäßigen Feedback-Gespräche während des Projektes.
Ein solcher Entwurf hat immer zwei Blöcke: (1) die Situation im Unternehmen und die daraus abgeleiteten Aufgaben für den Interim Manager und (2) die Ergebnisse, die der Interim Manager erzielt hat.
Warum Referenzen im Interim Management?
Die Antwort darauf hat zumindest zwei Ebenen!
Zunächst: Warum mache ich das?
Nun, Menschen haben unterschiedliche Stärken. Zu meinen Stärken gehört das Schreiben – durchaus auch in eigener Sache. Verblüffender Weise haben die allermeisten Interim Manager genau diese Stärke nicht – was wir unschwer am Prospekt in eigener Sache, dem Lebenslauf, erkennen können.
Stattdessen höre ich Sätze wie diese: „Ich bin gut im Verkaufen von Ideen und Konzepten, aber nicht wenn es um meine Person geht. Ich danke Ihnen für die Vorlage!“
Dann aber: Warum mache ich das?
Der Markt (wer immer das ist) sagt, Kunden wollten das! Und wenn unsere Kunden das wollen, dann liefern wir das: So einfach ist das! Eine schlichte Facette der Kundenorientierung.
Jedoch: Ich denke ganz persönlich, dass dieses Verlangen letztlich darauf hindeutet, dass die Kunden selbst noch immer recht unsicher sind.
Deine Terra incognita ist anderer Leuts kultivierter Acker
So betrachtet, soll die Referenz den „Level of Comfort“ beim Kunden erhöhen: Auch das ist völlig in Ordnung!
Wenn aber eine Referenz den „Level of Comfort“ auf Seiten der Kunden erhöhen soll, was muss sie dann abdecken?
Aus meiner Sicht muss sie den Kunden erkennen lassen: „Auch wir können das schaffen!“
Wie geht so etwas? Zunächst – und ich wiederhole mich hier bewusst! – sollten wir nicht unsere Zeit mit Referenzen zur Vakanz-Überbrückung verschwenden! Und die Zeit unserer Kunden auch nicht!
Diese meine Überzeugung beinhaltet keinerlei Abwertung gegenüber Vakanz-Überbrückungen: Ganz im Gegenteil! Vakanz-Überbrückungen sind ein ganz wesentliches Segment im Interim Management, das laut AIMP-Providerumfrage 2014 (die neue ist gerade in Arbeit!) in den letzten acht Jahren für jeweils rund 30 bis 40 Prozent aller Interim Mandate stand.
Inhaltlich ist das leicht nachvollziehbar, denn die Rekrutierungs-Prozesse dauern immer länger, während im Unternehmen aufgrund des unbesetzten Arbeitsplatzes die Arbeit liegen bleibt – und der Wettbewerb sich die Hände reibt. Wir können deshalb durchaus vom „Brot-und-Butter-Geschäft“ im Interim Management reden.
Ein solches „Brot-und-Butter-Geschäft“ benötigt jedoch keine Referenzen: Wer als Kunde im Standard-Umfeld seinen „Level-of-Comfort“ erhöhen muss, hat tiefergehende Probleme.
Referenzen müssen daher die Aufgabenstellungen fernab des Standards abdecken! Hier, fernab des Standards, kann ich jeden „Level of Discomfort“ auf Seiten des Kunden verstehen. Denn hier betritt das Unternehmen typischerweise Neuland – und immer, wenn der Mensch Neuland betritt, ist er vorsichtig – ja, mitunter sogar ängstlich. Ein Ur-Reflex, der uns noch heute schützt!
Deshalb ist es zwingend, dass die Referenz zeigt: Dein Neuland ist anderer Leuts Heim! Oder: Die „Terra Incognita“ des einen Kunden ist bereits zum kultivierten Acker des anderen Kunden geworden.
Eines anderen Kunden, den er idealerweise auch noch ansprechen und sich mit ihm über seine Erfahrungen bei der Kolonisierung austauschen kann.
Und im besten Fall stützt der Kunde dann die Referenz mit der Aussage: „Sicher war das alles nicht einfach und wir mussten sehr konzentriert sein und aufmerksam vorgehen. Und nebenbei:
Ohne den Interim Manager hätten wir das nie geschafft!“