Innerhalb des AIMP gelte ich als Provider mit der größten Internet-Affinität. Manche dehnen das sogar auf den gesamten deutschen Interim-Markt aus.
Mag sein: Immerhin arbeite ich im, fürs oder mit dem Internet seit seinen Anfängen in Deutschland im Jahr 1994. Jedoch geht es mir hier weder um Lorbeerkränze, noch darum, wieder einmal – das gleich zu Beginn des neuen Jahres – das hohe Lied des Internets zu singen.
Jedoch komme ich halt nicht daran vorbei, dass mich diese Internet-zentrierte Arbeit mehr geprägt hat als jede andere Tätigkeit in meinem Leben. Okay, ich kann recht gut mit Zahlen und Finanzen umgehen und auch mein Auge entdeckt Dinge im Leben, die andere nicht sehen, geschweige denn auf Film – pardon! – SD-Karte bannen können.
Langsamkeit stört
Aber noch mehr hat mich der folgenreiche Kern des Internet geprägt: Schnelligkeit!
Konsequenterweise leide ich unter Langsamkeit!
Ich leide darunter, wenn sich Interim Manager bei MANATNET registrieren – und dann Wochen brauchen, um den Prozess abzuschließen.
Ich leide darunter, wenn Kunden-Unternehmen nach Interim Managern fragen und dann Wochen brauchen, um Ihre Meinung zu den vorgeschlagenen Kandidaten kundzutun.
Ich leide unter E-Mail-Korrespondenz, gegen die die Gelbe Post in früheren Zeiten als gülden zuckender Blitz erscheinen muss.
Am meisten leide ich jedoch, wenn gar keine Antwort von meinem Gegenüber kommt! Denn:
Das zwingt mich in ein aufwändiges Follow-up.
Das bläht meine elektronische Wiedervorlage auf.
Das belastet meine persönliche Effizienz spürbar.
Schweigen verstört
Weniger für die Unternehmenskunden als mein Gegenüber, umso mehr jedoch für die Interim Manager kommt eine üble Facette hinzu, die tatsächlich neu ist in meinem Leben:
Ich fange an, mir Sorgen zu machen! Sorgen zu machen, ob der jeweilige Interim Manager in Ordnung ist – ja, ob ihm möglicherweise etwas zugestoßen ist. Und, tatsächlich in dem einen oder anderen Fall: Ob er noch lebt!
Glauben Sie nicht?
Dann arbeiten Sie mal eine Zeitlang im Interim Management! Öfter als Sie glauben mögen, erhalten Sie dann Nachrichten wie diese:
„Sehr geehrter Herr Becker,
ich muss Ihnen leider mitteilen, dass mein Mann vor ein paar Wochen verstorben ist. Bei Durchsicht seiner Unterlagen ist mir der Vertrag mit MANATNET in die Hände gefallen. Bitte löschen Sie die Daten meines Mannes aus Ihrer Datenbank.“
Es versteht sich von selbst, dass ich dann angemessen antworte.
Aber der Minister der Finsternis muss sich mitunter schwer zusammenreißen, um das Bild vor Augen zu verdrängen:
Reagiert nicht mehr – zeigt: lebt nicht mehr!