Heute vor genau einer Woche hat der Vorstand des AIMP die Urkunden für die Interim Manager des Jahres 2016 unterzeichnet – unmittelbar bevor die Festveranstaltung begann.
Um diese Zeit ist alle Anspannung auf meiner Seite verschwunden: Ich kann jetzt ohnehin nichts mehr ändern! Alles ist getan, ab jetzt übernimmt das Team von Burg-Schwarzenstein. Und ich weiß: Die können das! Trinkgelder sind gegeben: Ich tue das seit ewigen Zeiten bereits vor jeder Veranstaltung – ja, bis zurück in die Mitte der achtziger Jahre, als wir bei Chase Manhattan Bank im Hotel Kempinski Frankfurt Gravenbruch unseren Jazz-Brunch ausrichteten.
Ich gehe noch einmal duschen – und ich sammele mich ein wenig: Nach der AIMP-Academy, die gleich zu Ende sein wird, brauche ich das. Und dann in den dunklen Anzug.
Unten sind schon die ersten Gäste angekommen. Zu dieser Zeit gelingt es mir noch, jeden persönlich mit Handschlag zu begrüßen. Ich mache das gern.
„Waren Sie im Urlaub, Herr Becker?“, werde ich mehr als einmal gefragt. Offenbar hat mich die Dusche wiederbelebt. Ganz im Gegenteil: Ich fühle mich vollkommen ausgelaugt! Aber gut, wenn man´s nicht auf Anhieb sieht…
Ausrichtung: Wohlfühlen
Der Geräuschpegel auf der Burgterrasse nimmt zu – im gleichen Verhältnis zur Anzahl der eintreffenden Gäste. Man kennt sich und fühlt sich wohl – mit Blick über die Weinberge auf den Rhein, mit einem Glas Winzersekt in der Hand und beiläufig angebotenem Finger-Food.
Kurz vor 19.00 Uhr noch einmal ein kurzer Blick auf meine kleine Begrüßungsrede. Später wird mich ein Gast traurig ansprechen: „Leider war ich etwas zu spät, Herr Becker! Und daher habe ich leider Ihre Begrüßung verpasst.“
„Möchten Sie wissen, was ich gesagt habe?“
„Ja, gern!“, lautet die reflexartige Antwort.
Ich greife in die Anzugjacke und überreiche sie ihm.
„Danke! ….“ – Die Verblüffung ist offensichtlich.
Alles klappt wie am Schnürchen.
„Können Sie nicht absichtlich mal einen kleinen Fehler einbauen…?“, fragt mich Herr Tesche. „Das ist ja fast zu perfekt…!“
Wir gehen in den großen Saal – zur Festveranstaltung, die später kritische Menschen als „Feuerwehrfest“ und „Vereinsfeier in der Mehrzweckhalle“ bezeichnen werden – nunmehr zu meiner großen Verblüffung.
Bei Fehlern sofort lieferfähig
Bodo Blanke beginnt mit der Ehrung der Interim Manager des Jahres 2016: Das Micro ist tot! Einfach so – unseren Testlauf hämisch verratend.
Durchatmen! Ganz ruhig! Ein paar Knöpfe drücken: Nichts!
Ein neues Micro holen: Nichts!
Eine neue Anlage holen: Nichts!
Wir entscheiden: Es muss dann halt ohne Micro gehen….!
Ich versuche 160 sich unterhaltende Gäste zur Ruhe zu bringen: Schließlich gelingt es mir…
„Herr Tesche, Sie hatten sich doch eine Panne gewünscht: So schnell sind wir lieferfähig….!“
Lacher. Bodo Blanke beginnt. Und das Micro funktioniert sofort. Zu den Mysterien im Cyberspace gesellt sich ein Mysterium im Audio-Space.
Der Abend wird toll. Das Essen: toll. Die Weine: toll. Gespräche ohne Ende. Offenbar haben sich die Interim Manager viel zu erzählen.
Meine Begrüßungsrede für morgen früh geht mir durch den Kopf. Ich verdränge das und kümmere mich weiter um meine Gäste. Die Rede liegt ja fertig auf meinem Zimmer. Ein Kollege wird morgen dazu sagen: „Es gibt ja so Momente, die einer Veranstaltung den Charakter für ihren weiteren Verlauf verleihen. Dazu zählt sicherlich Deine Eröffnungsrede, die wirklich sehr gelungen war. Herzlich, kurzweilig, humorvoll, irgendwie familiär, aber auch professionell. Danach konnte eigentlich nichts mehr schief gehen.“
Vor der Tür rauche ich eine Cohiba mit Heinz Sommer. Der Rote von der Côte du Rhone harmoniert bestens….
Bis kurz nach Mitternacht glaube ich zu erkennen:
Eine Superstimmung in der Mehrzweckhalle!