Freitag 23. März 2018

INTERIM MANAGER: BLEIBT NEUGIERIG!

https://www.manatnet.com/blog/wp-content/uploads/2018/03/MANATNET_Interim_Management_Blog_Interim_Manager_bleibt_neugierig.jpgMein Job hat sich in den vergangenen eineinhalb Dekaden enorm geändert: Die Konzern-typischen, quälenden Meetings bestimmt durch PowerPoint-Orgien (in der Spitze 351 Charts – kein Witz!) sind praktisch verschwunden. Heute, in der gleichen Situation, würde ich PowerPoint-Orgien unterbinden. Das hat mit Erfahrung zu tun…

 

Bedauerlicherweise sind sie im gleichen Atemzug verschwunden – und zwar vollständig: Die adventlichen Anfragen der Personalabteilung, welches Seminar ich denn im kommenden Jahr besuchen möchte, um die an anderer Stelle gesetzte (weil vom Unternehmen vorgeschriebene!) Weiterbildung nach eigenen Präferenzen abzurunden.

 

Marei Strack, die Vorstandsvorsitzende der DDIM, nennt das „Druckbetankung mit Weiterbildung“ auf Initiative und Kosten der Unternehmen. Diese Druckbetankung hat keinen Kompressor mehr, sobald Du Dein eigenes Geschäft betreibst…

 

In der Folge entwickeln sich im eigenen Business zwei Typen von Menschen:

 

(1) Der eine Typ registriert dieses schlagartige Verpuffen der druckbetankten Weiterbildung sehr wohl – und nimmt sich auch regelmäßig vor, dann halt selbst für seine Weiterbildung zu sorgen. Und gestaltet auch seine Preise entsprechend. Denn z. B. in meiner Welt, dem Interim-Business, beinhaltet der Tagessatz selbstverständlich die Weiterbildungs-Kosten an sich und zudem die durch die Weiterbildungszeit entgangenen Honorare.

 

Durchaus nicht jeder jedoch bildet sich dann tatsächlich weiter. Die einen, weil sie sich bisher nicht darum kümmern mussten und letztlich nicht wissen, wie das geht. Die anderen sind im Projekt „und haben jetzt für sowas rein überhaupt keine Zeit“. Und wieder andere stellen mit großen Augen verblüfft fest, dass man dafür jetzt eigenes Geld auf den Tisch legen muss – und lassen´ s dann: aus welchen Gründen auch immer.

 

(2) Der andere Typ ist zutiefst verunsichert, weil er weiß, dass sein Wissen, das er mitbringt, veraltet – und zwar immer schneller. Ihm ist deshalb klar, dass er das, was er mitbringt, nicht auf ewig wird vermarkten, vulgo verkaufen, können. Und er macht sich nichts vor: Niemand, rein gar niemand, wird ihm helfen – außer er sich selbst. Oder sie, natürlich.

 

Und deshalb rennt er wie ein Staubsauger durch die Welt – nicht auf der Pirsch nach Unrat, sondern nach den Dingen, die neu sind! Die ihn oder sie weiterbringen können. Die sein Geschäftsmodell auf Dauer absichern.

 

Dieser Typ Mensch kennt die berühmten Killerphrasen nicht, mit diesen drei auf den Medaillenrängen: „Brauche mer net!“, „Alles nur neumodischer Kram“ oder – Weltklasse! – der Offenbarungseid als „Führungs“-Kraft: „Ich hab so viel auf dem Tisch: Ich kann mich nicht auch noch damit beschäftigen!“.

Was kann sich aus einer Innovation bestenfalls entwickeln?

 

Dieser Typ fragt sich stattdessen ständig: „Was könnte sich daraus bestenfalls entwickeln?“ und „Möchte ich mich, ja, muss ich mich vielleicht sogar da auskennen, um meine Kunden weiterzubringen?“

 

Soweit meine ganz persönliche, bisher eher durch Einsamkeit geprägte Denkwelt.

 

Und dann fällt mir ein Artikel in die Hände, weil Google, Twitter und Facebook mir beim „Staubsaugen“ helfen – veröffentlicht bei LinkedIn:

 

Erfahrung – die sterbende Währung

 

Ein Aufschrei der Entrüstung geht durchs Land: Hallo?! Ja, geht´s noch?!

 

Erfahrung ist doch das Allerwichtigste, was wir haben! Selten einen solchen Blödsinn gehört…! Und ganz besonders gilt das fürs Interim Management, dessen gesamtes Geschäftsmodell im Kern auf eben dieser Erfahrung gründet…

 

Ich empfehle jedem Interim Manager diesen Artikel aus Überzeugung. Und ich denke, so ziemlich jeder wird zumindest an diesem Satz hängenbleiben:

 

„Wichtiger als jahrelange Erfahrung sind Neugier und Offenheit.“

Erfahrung ist wichtig – aber eben nicht allein

 

Nein, nein! Ich behaupte nicht, Erfahrung sei unwichtig. Ganz im Gegenteil!

 

Aber, ich bin zutiefst davon überzeugt: Erfahrung allein wird auf absehbare Zeit wertlos, wenn nichts Neues hinzukommt.

 

Und das gilt beileibe nicht nur für die Digitalisierung! Ein Zug, auf den so mancher jetzt aufzuspringen sucht, obwohl der schon längst abgefahren ist.

 

Das gilt für viele andere Themen auch: Von der Robotik, von selbstfahrenden Autos (ja, trotz des furchtbaren Todesfalls!) bis hin zur Additiven Fertigung, umgangssprachlich 3D-Druck genannt.

 

Nach jedem Gespräch mit meinem Sohn – seines Zeichens Experte im 3D-Druck – hallen in meinem, dann matten Hirn drei dröhnende Glocken nach:

 

(1) Du hattest mal keine Ahnung von Additiver Fertigung: Jetzt hast Du zumindest ein wenig davon. Und das ist gut für Deine Kunden in der Automobil-Zulieferindustrie.

(2) Ein mittelständischer Hersteller von Metall-Teilen, der hier nicht aufpasst, wird schneller vom Markt verschwinden, als er sich das vorstellen kann.

(3) Wie cool ist das denn?

 

Meine ganz persönliche Einschätzung (okay, ich weiß halt ein wenig mehr darüber als andere):

 

Der 3D-Druck wird mit einer solchen brachialen Wucht die Welt verändern, die nur mit dem Buchdruck, der Dampfmaschine und dem Internet vergleichbar ist. Daran gibt´s für mich nicht den geringsten Zweifel!

 

Also:

 

Interim Manager: Bleibt neugierig!

 

(Email Adresse wird nicht veröffentlicht)