Natürlich denke auch ich in den Tagen über den Jahreswechsel nach – über das, was war und das, was ich tun könnte, um die Zeiten vor mir stets ein wenig besser zu machen.
Dies steckt wahrscheinlich tief in uns Menschen – und Du brauchst wohl schon den Trubel und den selbstgeschaffenen Stress über Weihnachten plus die traditionelle Umtauschorgie danach, um diese Ur-Reflexion nicht an die Oberfläche dringen zu lassen.
Die Frage, weshalb ich mir mit meinen Kollegen die überbordende Arbeit für das Narrentreffen 2019 in Offenburg angetan habe, war schnell beantwortet: Ich wusste ganz simpel nicht, was da auf mich zurollen sollte. Ganz unter uns: Dagegen war die Organisation von 7 AIMP-Jahresforen ein sonniger Osterspaziergang. Jetzt, als Meister des „Reframings“, belohne ich mich selbst mit dem gülden schimmerden, virtuellen Orden: „Du aber warst dabei!“
Die Frage, weshalb ich mir mit meinem Partner, Dr. Harald Schönfeld, die überbordende Arbeit für UNITEDINTERIM angetan habe, statt mir den Hintern auf meinen MANATNET-Lorbeeren auszuruhen, kann nur mit missionarischem Sendungsbewusstsein zu tun haben.
Unbekanntes, schwierig einzusehendes Geläuf
Das war ja schon einmal so – 2003 aufwärts: als ich MANATNET neu an den Markt brachte.
Ich liebe es halt, in dem Geschäft, in dem ich tätig bin, als Innovationsführer vornweg zu rennen. Auf unbekanntem, nicht befriedetem und in aller Regel schwierig einzusehendem Geläuf trittst Du so sicher, wie ich das schreibe, beizeiten auf eine Harke, rennst vor einen Baum, vielleicht eine Mauer – und mitunter fällst Du auch eine Klippe herunter.
In der Folge trägst Du Beulen, Wunden und mitunter auch Brüche davon.
Es ist völlig klar, dass das nicht jedermanns Sache ist.
Es ist völlig nachvollziehbar, dass abzuwarten, wie die Vorhut durchkommt, Körper und Seele weit weniger in Anspruch nimmt. Auch das ist sehr menschlich und aus meiner ganz persönlichen Sicht auch in keiner Weise ehrenrührig.
Vornweg zu rennen erfordert Mut – und viele Menschen sind halt nicht mutig, sondern vorsichtig. Die allermeisten: Aus meiner Sicht.
Auch die meisten Interim Manager sind vorsichtig geprägt – was mich stets verblüfft hat! Denn Interim Manager werden in besonderen Unternehmenssituationen gebraucht (in anderen braucht´s keinen Interim Manager!) – und da kann eine Portion Mut sicher nicht schaden.
Inzwischen hat so ziemlich jeder Interim Manager mitbekommen, dass die Interim-Szene im Umbruch ist. Ja, UNITEDINTERIM hat die Szene ganz schön erschüttert!
Nun würde ein Mensch, der so seltsam geprägt ist wie ich, erwarten, dass hoch qualifizierte Zeitgenossen – wie Interim Manager und Interim Managerinnen – sich nun konsequent mit der Frage beschäftigen:
„Was kann dieser Umbruch für mich und mein Geschäft möglicherweise bedeuten?“
Aus zahllosen Gesprächen weiß ich, dass die mit Abstand größte Gruppe der Interim Manager das nochchalanter Weise nicht tut. Stattdessen ist diese Gruppe der festen Überzeugung, „Weitermachen wie bisher“, sei der Königsweg in die Zukunft.
Natürlich hat jeder das Recht auf seine eigenen Überzeugungen und es steht mir nicht zu, dies zu kritisieren.
Die Krux des „Weitermachen wie bisher“
Aber ich frage halt.
Und so frage ich dann stets: „Was genau machen Sie denn, das Sie unverändert so weitermachen werden?“
Auf regelmäßig überraschte Blicke folgt dann fast regelmäßig in etwa dieser Dialog:
„Wissen Sie, Herr Becker, auf die Provider kann ich mich nicht verlassen. Da kommt so gut wie nichts!“
„Aber wenn das so ist: Wie bekommen Sie dann Ihre Projekte?“
„Ich baue auf mein Netzwerk, das mich trägt.“
„Verstehe! Wie groß ist denn Ihr Netzwerk?“
„Wie meinen Sie das?“
„Na, auf wie viele Menschen bauen Sie, um von denen Projekte zu bekommen?“
„So gute zwanzig!“
„Und worauf geht diese Beziehung zurück?“
„Ich kenn‘ die von früher! Waren mal meine Chefs oder so…“
„Ah, verstehe. Und diese Zielgruppe, aus der Sie Ihre Mandate generieren, betreuen Sie. Betreuen sie so zu sagen im Rahmen eines professionellen Key Account-Managements…“
„Äh, das würde ich so nicht sagen…!“
„Okay, wie muss ich mir das dann vorstellen?“
„Wenn ich ehrlich bin, Herr Becker: Ich warte darauf, dass mich einer anruft!“
„Das ist ein eher opportunistisches Vorgehen, nicht wahr?“
„Ja, das stimmt schon, aber ich bin ja damit klargekommen!“
„Verstehe!“
„Sehen Sie, Herr Becker! Und deshalb brauche ich so etwas Neues wie UNITEDINTERIM nicht!“
„Ah! Das ist natürlich auch ein Ansatz. Aber, sagen Sie: Wenn Sie heute, Anfang 2019, mal nach vorne schauen:
Wie alt ist Ihr Netzwerk eigentlich?“