Ich schreibe Blogbeiträge, die interessiert kein Schwein! Und ich schreibe Blogbeiträge, die treffen einen Nerv.
Am letzten Freitag war´s wieder mal so weit – als ich „Die Digitalisierung treibt uns noch in den Wahnsinn“ brachte.
Dann sind die Zugriffe außergewöhnlich hoch, ich erhalte zahlreiche Mails (von Interim Managern, die nicht öffentlich – im Blog selbst – kommentieren möchten) und ich werde auf meinen Beitrag angesprochen: Auf Veranstaltungen zum Beispiel.
Dann lautet der Tenor in aller Regel: „Endlich mal einer, der´s ausspricht!“ – und ich frage mich dann stets, warum ich das sein muss.
Wenn ich diese Frage mal öffentlich stelle, dann erhalte ich meist als Antwort: „Sie können das halt – und Ihnen nimmt man das ab!“.
Aha.
Vielleicht liegt es auch nur daran, dass ich meinem Gegenüber sehr genau zuhöre und dann – ja, durchaus sehr kritisch! – auf das eingehe, was mein Gegenüber sagt. Dabei bin ich tief davon überzeugt, dass nur dieser kritische Ansatz mein Gegenüber weiterbringen kann und mich letztlich auch. Darauf bin ich vor nicht allzu langer Zeit in einem Blogeintrag eingegangen: Wo alle gleich denken, denkt keiner sehr viel.
Bemerkenswerter Weise empfinden das die allermeisten nicht als persönlichen Angriff, sondern als ehrliches und damit hilfreiches Feedback. Es zeigt aber auch, wie groß die Wissenslücken mitunter sind.
Als Reaktion über XING auf „Die Digitalisierung treibt uns noch in den Wahnsinn“ erreichte mich diese Mail:
Sehr geehrter Herr Becker,
mit großem Interesse habe ich ihren Artikel auf Xing gelesen. Da ich auch zu denjenigen gehöre, die das Thema Digitalisierung gerne in die Praxis der Unternehmen bringen würden, besonders im Mittelstand, wäre ich sehr daran interessiert einmal mit Ihnen zu telefonieren. Vor allem deswegen, weil ich gerne verstehen würde, was Sie genau meinen mit „… 10 Jahre hinter Silicon Valley hinterher“. Daher würde ich mich freuen, wenn wir uns auf ein Telefonat verabreden könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Interim Manager
Selbstverständlich antworte ich umgehend:
Diese Aussage, Herr Interim Manager,
kam ja nicht von mir, sondern von einer Interim Managerin, die gerade aus den USA zurück nach Deutschland gekommen ist: Deshalb die Anführungszeichen.
Ich werde mich in den nächsten Wochen mit dieser Interim Managerin treffen und dann mehr erfahren.
Vielleicht schauen Sie sich in der Zwischenzeit einmal UNITEDINTERIM an, wo sich die digital-affinen Interim-Professionals tummeln – und als Neueinsteiger dieses Video: https://youtu.be/_XQc2Ga1vCY.
Ich würde mich freuen, wenn Sie dann zu uns stoßen.
Die Antwort war klassisch für Einsteiger:
„Guten Tag Herr Becker,
zunächst einmal herzlichen Dank für Ihre rasche Antwort. Ich bin sehr gespannt, was sich aus dem Interview ergeben wird, weil ich gerne einen Beitrag dazu leisten würde, dass wir in Deutschland die digitale Revolution nicht verschlafen.
Dabei liegt mir besonders der Mittelstand am Herzen. Auch die Webseite von UNITEDINTERIM habe ich mir mittlerweile angesehen. Sie werden verstehen, dass ich erst einmal etwas mehr über UNITEDINTERIM erfahren möchte, bevor ich mich zu einer monatlichen Flatrate verpflichte. Insgesamt finde ich es aber sehr ermutigend, dass es offensichtlich eine Community gibt in welcher man mit der Kombination Führungs- und Managementerfahrung im produktionsnahem Bereich und Digitalisierung Gleichgesinnte findet.
Ich freue mich auf einen Austausch.“
Für diesen Austausch möchte nun ich selbst mehr erfahren – und tue das, was Kunden in solchen Fällen auch tun: Sie suchen nach dem Namen im Internet.
Ich habe im Web nichts über Sie gefunden!
„Immer gern, Herr Interim Manager,
schauen Sie sich UNITEDINTERIM weiter in Ruhe an.
Kann ich von Ihnen mal was sehen: Website, Twitter, Blog oder ähnliches? Hab hier auf die Schnelle nichts gefunden…“
Die Antwort war erneut klassisch für Einsteiger:
„Guten Morgen Herr Becker,
Ich habe Profile auf Xing und auf LinkedIn, sende ihn aber beiliegend ein Kurzexposee damit Sie sich ein Bild von meiner Berufserfahrung machen können. Leider ist meine Webseite unter [URL] noch nicht fertig, so dass Sie dort noch nichts über mich finden können. Das wird sich aber innerhalb der nächsten 2 Monate ändern.“
Das Xing-Profil bringt mich nicht weiter, weil es den Begriff „Digitalisierung“ nicht einmal beinhaltet – LinkedIn schaue ich mir daraufhin erst gar nicht an:
„Vielen Dank, Herr Interim Manager.
Wenn ich Ihnen ein ultra-offenes Feedback geben darf: Das ist recht mager, wenn Sie – vor allem – den deutschen Mittelstand adressieren. Da müssen Sie zeigen können, was funktioniert – und was nicht.
Und wenn Ihre neue Website kommt, dann starten Sie bei Google erst einmal mit einem „Malus“, denn Google erkennt Ihre Site als neu und wird erst einmal sehen wollen, was als relevanter Content auf dieser Site kommt. Das heißt: Sie müssen in den ersten zwei Jahren richtig in Ihre Site investieren. Und Ihre Site wird Backlinks von anderen starken Seiten brauchen…“
Aber auch daran hatte der neue Interim Manager gedacht:
„Hallo Herr Becker,
herzlichen Dank für dieses offene und rasche Feedback. Sie haben völlig recht und ich bin mir dieser Tatsache auch bewusst. Daher werde mich in der nächsten Zeit mit einem Spezialisten für Positionierung zusammensetzen, um das Thema entsprechend auszuarbeiten.“
Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen: Nichts liegt mir ferner, als diesen Interim Manager an den Pranger zu stellen!
Alles, was er tut, ist aller Ehren wert. Und sehr viele Interim Manager, die ich kenne, sind exakt so vorgegangen.
Deshalb ist diese Korrespondenz so typisch für das, was ich seit Jahren erlebe, wenn Interim Manager neu in dieses Business einsteigen:
(1) Sie sind hochqualifiziert (oftmals als Techniker oder Kaufleute) und bringen eine tolle Karriere mit – von wenigen Ausnahmen abgesehen, die im Wettbewerb chancenlos sein werden.
(2) Sie sind durch einen Bewerbungsprozess geprägt, den sie zudem selten durchlaufen haben, und Sie haben deshalb typischerweise keine Ahnung, wie sie sich selbst „verkaufen“ sollen – angefangen beim CV, dem ich deshalb gestern ein eigenes Video bei UNITEDINTERIM gewidmet habe („Wie Sie Ihren CV zum Verkaufsprospekt in eigener Sache machen“).
(3) Wie andere Freiberufler (Ärzte, Steuerberater, Rechtsanwälte) in aller Regel auch verstehen sie nicht, wie Marketing und Vertrieb grundsätzlich funktioniert, wie sie das für sich selbst entwickeln und umsetzen – und sie wissen nicht, was hierbei in der digitalen Welt besonders ist.
Das ist alles nicht ungewöhnlich – und das gilt (bitte sehen Sie mir meine Offenheit nach!) für den größeren Teil aller Interim Manager in der DACH-Region.
Und weil das so ist, gibt es inzwischen Unternehmen wie UNITEDINTERIM oder forma interim (beide kaum drei Jahre alt), die genau hier helfen!
Ungewöhnlich wird es aber dann, wenn die neu ins Interim Business einsteigenden Interim Manager oder Managerinnen sich auf dieser Basis und ohne eigenen „Track-Record“ das In-Thema „Digitalisierung“ auf die Visitenkarte drucken: Denn ihre potentiellen Kunden werden ihnen kaum die erforderlichen Kompetenz in der digitalen Welt zubilligen.
Wie sollten sie auch, wenn solche „Digitalisierungs-Experten“ erst die Website bauen – und dann über deren Positionierung nachdenken, die wohl zwingend ein Überarbeiten erfordern wird. Kein Kunde wird so etwas akzeptieren: die neue Site zweimal anfassen und so die Kosten verdoppeln.
Digitalisierung – zwischen Praxis und Theorie
Wer noch keinen eigenen „digitalen Track-Record“ („Show me, what you have done!“) hat – und (ich bitte nochmals um Nachsicht!): das sind die meisten Interim Manager und Managerinnen! – der sollte zumindest in der Theorie fit sein.
Daher sollte jeder Interim Manager und jede Interim Managerin, die sich die Digitalisierung auf die Fahne geschrieben haben, sich zunächst einmal Raphael Knuths Webinar zu Gemüte führen, so verstörend es auch sein mag: „Wie kann ich mich als Interim Manager transformieren?“
Und damit beginnt dann ein anstrengender Lernprozess! Aber eine lange nicht gekannte und steile Lernkurve gleichermaßen, was den einen oder anderen sehr befriedigen wird.
Am Ende jedoch führt kein Weg daran vorbei:
In der digitalen Welt zählt Dein Track-Record.