Ganz selten, aber umso deutlicher spürbar:Ich lese oder höre einen Begriff – und im Hirn hallt ein Schlag nach, als hätte der 600-Kilo-Klöppel die 24 Tonnen des Dicken Pitter mit brachialer Wucht getroffen.
Einer der vielen Artikel zur Digitalisierung, den ich gelesen habe. Pflichtlektüre für mich halt.
„Digitale Identität“ – so hieß der Begriff in dieser Woche
Ich weiß nicht einmal mehr – und ich bitte meine Leser, mir dies nachzusehen –, wo ich diesen Satz gelesen habe:
„Die Mehrzahl der Mitarbeiter weiß nicht, wie sie die eigene Digitale Identität aufbaut – geschweige denn, wie sie die eigene Digitale Identität pflegt!
Ich erinnere mich auch, dass sich die Personalfachleute darüber beklagt haben, dass Mitarbeiter zu wenig „Lernbereitschaft“ (!) mitbrächten und wieder „lernen müssten zu lernen“.
„Digitale Identität“
Bisher hatte ich diesen Begriff stets mit einer Art „digitalem Personalausweis“ assoziiert.
Jetzt weiß ich, dass zumindest die Personal-Spezialisten unter Digitaler Identität etwas anderes verstehen. Und das kann ich sehr gut nachvollziehen…
Personaler verstehen unter „Digitaler Identität“ die Antwort auf die einfache Frage: „Du bist wer in der analogen Welt – aber wer bist Du in der digitalen Welt?“
BANNNNGGG!
Diese Frage ist so dramatisch einfach – und legt jedoch das ganze Dilemma offen – auch, ja vielleicht besonders, im Interim Management.
Wer bist Du in der digitalen Welt?
In der analogen Welt – meine Leser mögen nicht vergessen: in dieser bin ich aufgewachsen! – hat man jemanden, den man kannte, gefragt, wenn man etwas über einen anderen, den man nicht kannte, wissen wollte: „Sag mal, Ferdinand, kennst Du die Brunhilde?“
Und Ferdinand antwortete entweder mit einem „Nö!“ oder aber, Ferdinand gab sein Wissen preis:
„Ja, dat Brunhilde kenn‘ ich. Dat wohnt inne Kirchgasse 9, gleich neben den Metzger Raukamp. Dat Brunhilde is verheiratet mit den Borschert Paul, den beim Grundig im Lager schafft. Wat man so hört, is die Ehe nich glücklich. Aber dat Brunhilde, dat is ne ganz nette!“
Heute würde man womöglich anders vorgehen. Ganz sicher jedoch gehen die Unternehmen anders vor, wenn sie erste Informationen über einen potentiellen Mitarbeiter beschaffen möchten. Oder einen Interim Manager, den sie möglicherweise beauftragen möchten.
Sie fragen Google! In unserem Fall: Anführungsstriche oben Brunhilde Boschert Anführungsstriche oben.
Und Google spuckt in einer für mich nach wie vor atemberaubenden Geschwindigkeit alles aus, was das Netz über Brunhilde weiß.
Gegliedert in aller Regel nach: Alle Informationen, News, Videos und Shopping
Oder über potentielle Mitarbeiter.
Oder über Interim Manager.
Ich gehe stets genauso vor, wenn ein neuer Interim Manager seine Dienstleistung bei UNITEDINTERIM anbieten möchte: Ich gebe seinen Namen bei Google ein…
Jetzt müssen wir unterscheiden in Neueinsteiger (ja, ich weiß: Ein Einsteiger ist immer neu…!) und bereits am Markt tätige Interim Manager, die sich für UNITEDINTERIM interessieren.
Neueinsteiger – altersabhängige Verhaltensmuster
Machen wir´s kurz: Der eine oder andere wurde mal in einer Pressemitteilung seines Arbeitgebers erwähnt oder im Rahmen einer sonstigen, nach außen gerichteten Tätigkeit wie z. B. einem Vortrag. Darüber hinaus gibt es ein Profil bei XING und/oder bei LinkedIn – als Angestellter. Twitter und YouTube sind typischerweise unbekanntes Terrain – und Facebook (oohhh, Datenschutz!) und Instagram werden, wenn überhaupt, privat genutzt.
Ich empfinde das als inzwischen ganz normal und ich kritisiere das in keiner Weise.
Auf dieser Grundlage steigen Menschen heute ins Interim Management ein. Ein roßer Teil erkennt, dass diese Basis auf keinen Fall in der digitalen Welt ausreichen kann, um erfolgreich zu sein. Je jünger diese Menschen sind, umso sicherer ist diese Erkenntnis.
Sie setzen sich folglich systematisch damit auseinander, wie sie z. B. UNITEDINTERIM, XING, LinkedIn sowie Twitter und YouTube für sich nutzen können. Und sie lernen.
„Alte“ Hasen – Digital Immigrants
Der andere Teil, älter, oftmals Menschen, die kurz vor 60 das Unternehmen verlassen haben, erkennt das spürbar weniger – und stellt damit seine „zweiten Karriere“ von Tag eins an auf wackeligen Boden!
Digital Immigrants werden in der Szene als „vor 1980 geboren“ eingeordnet. Die jüngste Interim Managerin bei UNITEDINTERIM wurde 1979 geboren, der zweitjüngste 1977. Somit zählen ausnahmslos alle (!) Interim ManagerInnen bei UNITEDINTERIM zu den Digital Immigrants.
Der Vollständigkeit halber: Die größte Gruppe bei UNITEDINTERIM wurde zwischen 1956 und 1966 geboren – ich im Übrigen auch (1957) – also 14 bis 24 Jahre vor 1980! Und sie hat dennoch den Weg in die Digitale Welt gefunden! Respekt!
Viele andere haben das nicht! Viele dieser anderen gehören zur „Brauche-mer-net!“-Fraktion.
Ich kann das durchaus nachvollziehen, wenn Sie zu meinem Jahrgang gehören und sagen: „Das tue ich mir nicht mehr an! Ich mach nicht mehr lange, dann hör´ ich ohnehin auf – und bis dahin werde ich schon noch das eine oder andere Mandat über mein Netzwerk erhalten!“
Das ist nachvollziehbar und ehrlich und ist deshalb völlig in Ordnung – auch, wenn ich vollkommen anders drauf bin…
Nicht nachvollziehbar ist es, wenn ich noch fünf bis 10 Jahre vor mir habe (ich halte ganz persönlich ein Rentenalter von 70 Jahren für völlig realistisch): Dann muss ich mich mit diesen Dingen beschäftigen! Denn – Achtung (!) – meine Kunden tun es auch.
Und meine potentiellen Kunden werden sich über mich im Internet informieren: Oder glauben Sie tatsächlich, dass ein Kunde Ihren Lebenslauf auf dem Tisch hat – über welchen Kanal auch immer – und das war´s dann?
Im Leben nicht!
Sie können mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unterstellen, dass „Sie gegoogelt werden“!
Was nun wird dieser potentielle Kunde an weitergehenden und ihn weiterbringenden Informationen über Sie finden?
Blogbeiträge, Fachbeiträge, Videos und vielleicht Bilder – so wie die Bilder, die ich hier für meinen Freitag-Blog mache? Was übrigens auch Zeit und Geld kostet – und für alle, die dies möglicherweise verdrängen möchten: Allein für die Investitionen in meine Ausrüstung könnte ich UNITEDINTERIM über 25 Jahre lang nutzen…
Versetzen Sie sich mal in die Rolle Ihres potentiellen Kunden – nur spielerisch. Nur zum Spaß – und ohne dass es ein Dritter mitbekommt ….
Googeln Sie sich mal selbst! Was zeigt Ihnen Google dann als Ergebnis? Und wie ordnen Sie dieses Ergebnis für sich ganz persönlich ein?
Haben Sie eine Digitale Identität oder sind Sie ein Niemand?
Stimme vollkommen zu lieber Herr Becker!!
Ich bin qua Definitionen ein Immigrant. Hoffe aber trotzdem dass ich gut in der digitalen Welt angekommen bin.
Das zu beurteilen fällt mir schwer. Aber das Feedback meiner Außenwelt scheint ganz o. k. zu sein.
In jedem Fall ein ganz wichtiger Beitrag. Ich fasse das so zusammen: wenn du digital nicht „vorhanden“ bist, existierst du für die Geschäftswelt nicht!
Ulvi I. AYDIN
Sie gehören, Herr Aydin,
zur Gruppe, der ich meinen Respekt zolle – und das deshalb auch so im Beitrag formuliert habe – auch wenn Sie leider UNITEDINTERIM der Rücken zugekehrt haben.
Sie sind sicher Vorbild für einige der Immigrants. Den anderen werden Sie eine Höllenangst einflößen (wenn sie´s denn merken)…
Gruß
Jürgen Becker
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