Ich muss schon tief in meinen persönlichen Annalen buddeln, um mich an eine Zeit zu erinnern, die auch nur im Ansatz vergleichbar mit der vergangenen Woche war:
Wenn ich mir die Verluste an den Börsen anschaue, dann kann ich mit viel gutem Willen die Zeit nach dem 11. September nennen oder aber das Platzen der dotcom-Blase und die Bankenkrise.
Redakteure, die das genau recherchiert haben, sprechen vom schlimmsten Börsencrash seit 1987.
Online-Unterricht: geht nicht?
Aber ich kann mich nicht erinnern, dass Veranstaltungen in dieser Weise abgesagt wurden oder dass, wie gerade bekannt gegeben, in den ersten europäischen Ländern und deutschen Bundesländern ab der kommenden Kitas, Schulen und Universitäten geschlossen wurden.
Die FDP nutzt die Chance und weist bei Twitter wieder auf Versäumnisse ihrer „Lieblingsfeindin“ hin:
„Jetzt rächt sich, dass Digitalisierung jahrzehntelang verschleppt wurde: Schulen sind nicht gerüstet, um bei Schulschließungen Online-Unterricht zu machen. Karliczek muss ein Notprogramm aufsetzen, das schnell Online-Bildungsangebote bereit stellt.“
Und schließlich, jenseits aller Vorstellungen, soll nun sogar des Deutschen wohl immer noch liebstes Kind – der Fußball! – einfach ausfallen. Es geistert die Idee durch die Stadien, die Bundesliga für beendet zu erklären. Man stelle sich vor!
Ich denke, ohne Übertreibung können wir das als Ausnahmezustand bezeichnen.
Selbstverständlich fragen wir uns: Was bedeutet das für uns alle, für unser Land, für die Wirtschaft und schließlich für unseren Mikrokosmos Interim-Business.
Zum Mikrokosmos haben wir die Welt mit einen Blogbeitrag beglückt „Corona – Brandbeschleuniger einer Umbruchs – Was für Interim Manager jetzt ansteht“.
Das Feedback war typisch breit gefächert für unsere digitalen Zeiten – von „Cooler Text! Aber viel Arbeit dahinter.“ und „Sie haben den Finger in die Wunde gelegt!“ bis zu den Highlights samt Orthografie-Fehler bei Xing: „Banalitäten!“ und „Das sind ja Bahnbrechende Informationen….. Da wäre sicherlich keiner draufgekommen 😂!“
Tränen vor Lachen – und ich halte noch immer die Augen auf nach einem Text zum gleichen Thema, auf den ein beliebiger Anderer aus der Interim-Szene gekommen wäre. Fehlanzeige! Letztlich verwundert mich das dann aber doch nicht…
Home-Office: Geht nicht?
Und die Unternehmen? Ich denke, sie tun in Sachen Corona, was sie nur eben können!
Hier kommen aber die dollsten Sachen an – z. B. „Externe haben keinen Zutritt mehr zum Firmengelände! Das gilt auch für Interim Manager!“
Oder: „Die Unternehmen sollten jetzt zulassen, dass die Mitarbeiter weitgehend vom Home Office aus arbeiten: Aber die wissen gar nicht, wie das geht!“
All das sind Zeichen für eine Ausnahmesituation – auf die wir alle nicht vorbereitet sind. Ich stelle eine vielleicht rhetorische Frage: Kann man auf eine solche Situation vorbereitet sein? Ich denke ganz persönlich: Ja, das kann man sehr wohl.
Und, wenn ich mich nicht sehr irre, dann gelten Panik und irrationales Handeln (wie jetzt an den Börsen IMHO) durchaus nicht als die besten Ratgeber. Stattdessen sind die Menschen gefragt, die mit einem kühlen Kopf an die Ausnahmesituation herangehen – womit ich keineswegs die diplomierten „Wird schon wieder!“-Verdränger meine.
Aber es gibt durchaus Menschen, die sich mit den Themen Home-Office und E-Learning richtig gut auskennen.
Auch das Interim Management kommt nicht ohne blaue Flecken davon: Die Konferenz Interim Management des DÖIM, geplant für dieses Wochenende, wurde abgesagt. Nach meinen – noch unbestätigten! – Informationen das AIMP-Jahresforum im April auch. Man stelle sich vor!
Seitdem macht sich der eine oder andere Interim Manager verstärkt Gedanken: Wie überlebe ich, wenn mein persönliches Netzwerk ausfällt? Und landet zwingend beim digitalen Netzwerk – erschaudernd, weil er typischerweise erkennen muss, dass er hier, in der digitalen Welt noch vollkommen unterbelichtet ist: „Wer digital nicht sichtbar ist, kann auch kein Interesse wecken!“
Ich empfehle, Quarantäne-ähnliche Tage dafür zu nutzen, um hier nachzurüsten:
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Krise und Chance => China
危機機會 = Krisengelegenheit