Freitag 20. Dezember 2024

INTERIM-BUSINESS: DER UNTERGANG VON LINKEDIN

Interim-Business: Der Untergang von LinkdIn

Ich bin nicht mehr aktiv bei XING. Seit der strategischen Neuausrichtung, der sämtliche Gruppen zum Opfer fielen.

 

Ich bin nicht mehr bei TikTok: Seitdem meine Frage „Was zum Teufel soll das?“ unbeantwortet blieb. Und mir klar gemacht wurde, dass 1,7 Milliarden Menschen das vollkommen anders sehen und mich als Weißrücken folglich außerhalb der Zielgruppe verorten: Das Leben ist kein Ponyhof!

 

Ich bin bei X. Seit den Anfängen unter dem Namen Twitter. Und bin stets erstaunt, wie viele krass andere Denkwelten mir dort unterkommen.

 

Ich bin bei Instagram. Seitdem ich meine Fotos für ein größeres Publikum sichtbar mache. Und der eine oder die andere sie gut findet.

 

Ich bin bei Facebook. Und fühle mich jeden Tag schlecht, weil die Generation „unter 30-Jährige“ Facebook zur Plattform für ältere Menschen erklärt und deshalb in Scharen verlassen hat.

 

Und ich bin bei LinkedIn. Seit knapp 20 Jahren.

 

LinkedIn. Wikipedia definiert: „LinkedIn (Aussprache [ˌliŋkt.ˈɪn]) mit Sitz in Sunnyvale, Kalifornien, USA, ist ein soziales Netzwerk zur Pflege bestehender Geschäftskontakte und zum Knüpfen von neuen geschäftlichen Verbindungen.“

 

So viel zur Theorie. Und wohl war das auch mal so gedacht.

 

Aber spätestens seit dem hessischen Weisheitenspiel wissen wir: „Es geht de Mensche wie de Leidt!“

 

Folglich warte ich auf die ersten Fotos aus dem Genre „Foodporn“ samt den typischen Claqueren mit einem sabbernden „Yummi!“…

LinkedIn: Plattform für Selbstdatsteller, Narzissten und Prediger

LinkedIn hat sich unter dem Deckmäntelchen der „Business Orientierung“ zum Facebook-Klon entwickelt. Zur Plattform für Selbstdarsteller, für Narzissten und Prediger jedweder Art. Und für Dünnschiss…

 

Ja, selbstverständlich gibt es auch andere, die ich ausdrücklich ausklammere. Hierzu gehört mein Schulfreund aus Carl-Humann-Zeiten in Essen. Aber solche Beiträge konsumieren Sie halt nicht mal nebenbei…

 

Stattdessen werde ich erfreut mit Bildern vom Oktoberfest und Weihnachtsmärkten.

 

Ja, natürlich weiß ich, was die LinkedIn-Gurus predigen: „Posten Sie auch Privates: Das macht Sie authentisch!“ und „Ihre potentiellen Kunden interessieren sich für den Menschen hinter dem Business!“ klackert die Gebetsmühle!

 

Nein, ich interessiere mich nicht die Spur dafür, dass meine Kontakte und potentiellen Kunden auf dem Oktoberfest oder auf dem Weihnachtsmarkt gefeiert und Spaß gehabt haben. Und mit wem. Offen gestanden geht mir das sogar auf die Nerven…

 

Und ich werde sicher kein Geschäft zusätzlich mit meinen Kontakten und potentiellen Kunden machen, weil ich weiß, dass die auf dem Oktoberfest oder auf dem Weihnachtsmarkt waren: „Oh, Sie waren auf dem Weihnachtsmarkt! Welch verbindendes Element: Ich nämlich auch. Wie nah wir uns doch sind! Dann lassen Sie uns jetzt mal über gemeinsame Geschäfte reden…!“

 

Jesses!

Claqueure fahren Huckepack

Überdeutlich fallen mir zudem die Claqueure auf. Menschen, die sich regelmäßig an die Posts von Reichweiten-starken Accounts hängen – gern mit einem Beifall-spendenden „Das sehe ich genauso“ oder „Danke für Deinen inspirierenden Beitrag“ sowie „Auf den Punkt gebracht!“ Selbstverständlich auch in einer Version, die die eigene internationale Ausrichtung untermauern soll: „You said it, [Name].“

 

Immer fest im Blick, den LinkedIn-Algorithmen zu entsprechen. Folglich wird dem Namen ein „@“ vorangestellt und die Anzahl der Wörter an der magischen „7“ ausgerichtet.

 

Der so geschaffene Mehrwert ist verstörend häufig gleich Null – überschwemmen aber täglich meine Timeline. Dennoch erhoffen sich die Claqueure Sichtbarkeit. Sicher ist es ein Zufall, dass die Claqueure auffällig oft aus dem engsten Netzwerk (Colleagues, Friends & Family) stammen – und gern auch einmal ein „#opentowork“ im Profilbild tragen.

 

Und als treue Jünger der „Wie-generiere-ich-mehr-Leads bei LinkedIn“-Webinare und Leitfäden schließt man dann seinen Post clever mit einer Frage ab. Denn dies soll dem Lehrbuch entsprechend eine „fachliche Diskussion“ lostreten. Hierfür gilt ein „Wie sehen Sie/wie siehst Du das?“ als gleichermaßen smart wie arbeitssparend. Die Antworten aus der vorgefüllten LinkedIn-Schublade „Sehe ich auch so“ entsprechen dem in nahezu perfekter Weise.

 

Schließlich: Einem Virus gleich (ich bitte um Entschuldigung für die negative Konnotation) hat das Adjektiv „spannend“ die Posts bei LinkedIn übernommen. Spannend ist offensichtlich inzwischen alles: Von der Aufgabe über den Vortrag bis zur spannenden Tätigkeit als Recruiterin. Unerreicht für mich jedoch: Die spannende Dreifaltigkeit in einem einzigen Post!

Die Dreifaltigkeit des Adjektivs „spannend“

 

Ich sehe sie förmlich vor mir, die LinkedIn-Community: Fingernägel-kauend und mit Schweißperlen auf der Stirn. Vor lauter Spannung.

 

Ich trage mich mit dem Gedanken, einen Blog über dieses „spannend“ zu schreiben: Nach Weihnachten. Wird bestimmt spannend…
Spaceholder

 

Bild: „AI generated Titanic“ von www.pixabay.com