Freitag 09. Oktober 2020

DIE K-FRAGE IM INTERIM MANAGEMENT

Inte-rim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker_Selbstportrait_mit_Fachbuch_vor_Leonardo_von_Gaetano_GrossWir haben die 2. Virtuelle Fachtagung Interim Management überschrieben mit

 

Interim-Business mit Corona“.

 

„Mit“ Corona – nicht „nach“ Corona! Auch wenn wir das alle im April insgeheim gehofft, wenn nicht gar erwartet hatten.

 

Ich habe diesen Frühjahrs-fröhlichen Erwartungen, die deutsche Wirtschaft würde in „V“-Form aus der Corona-Krise herauskommen, von Beginn an sehr skeptisch gegenübergestanden.

 

Nicht, weil ich so helle bin. Sondern weil ich als „alter weißer Mann“ – Achtung! – die in der Vergangenheit typischen Verhaltensmuster der deutschen Unternehmen kenne. Zwar ist mir bewusst, gerade heute!, dass die Vergangenheit nicht zwingend die Blaupause für die Zukunft sein muss:

 

Doch fällt es mir schwer zu glauben, dass die deutsche Wirtschaft das auch so sieht – in der Breite, versteht sich: Es gibt – wie stets – Ausnahmen, die mich ebenso stets aufbauen.

 

September 11 (2001) und sieben Jahre später die Banken- und Finanzkrise haben gezeigt, wie die deutschen Unternehmen in Zeiten der Unsicherheit agieren: Sie halten ihr „Pulver trocken“! Das ist absolut nachvollziehbar – und daran ist rein gar nichts Ehrenrühriges!

Unternehmen halten ihr Pulver trocken

 

Gemeint ist damit, dass sie – bildlich gesprochen – auf der Kasse sitzen und konsequent alle variablen Kosten auf Null herunterfahren. Solange ich denken kann, gehören hierzu Reisekosten, Weiterbildung und Berater: Und in diese letzte Kategorie fallen aus der Sicht der Unternehmen auch alle Interim Manager. In jüngerer Zeit wird darüber hinaus gern einmal Marketing und Werbung zu Ader gelassen.

 

Wer nun würde ernsthaft bestreiten, dass das durch die Coroa-Krise bestimmte Umfeld hochgradig durch Unsicherheiten geprägt ist?

 

Daraus folgt zunächst einmal ganz pragmatisch, dass wir Einbrüche in der Wirtschaft zumindest in Höhe der Rezessionen in den Jahren 2001 und 2008/2009 erwarten mussten. Wäre da nicht die Politik gewesen, die davon sprach, dass Deutschland von der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegsgeschichte stünde.

 

Spätestens dann war klar, der absteigende Schenkel des „V“ würde geschichtemachende Ausmaße annehmen.

 

Was war dann für den aufsteigenden Schenkel zu erwarten?

 

Mag ja gut sein, dass ich nur einer innerhalb eines kleinen Häufchens gewesen bin. Selbst wenn ich mein Hirn nicht, sondern einfach die öffentlichen Zahlen zur Rate ziehe (Quelle: Statista), dann wird sichtbar, dass ein Absturz über fünf Monate (April bis August dieses Jahres; seit September gibt es erste Erholungstendenzen) mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht in den folgenden fünf Monaten ausgeglichen werden kann.

 

Ein Verlauf, den auch jeder Aktionär kennt, der mal einen Crash mitgemacht hat…

 

Damit war für mich ganz persönlich das „V“-Modell tot!

 

Auf all die anderen durch Buchstaben visualisierten Modelle, die kluge Köpfe ersonnen hatten (wie „W“, „U“ oder „L“), möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen, weil sie nichts zur Sache tun. Stattdessen ist mir in der vergangenen Woche ein bemerkenswertes, neues Modell untergekommen: Das „K“-Modell.

In der Krise – zwischen Erfolg und Absturz

 

Das „K“-Modell erwartet, dass aufgrund der epochalen Veränderungen, die im Sog der Corona-Krise derzeit stattfinden, einige Unternehmen von der Krise unterm Strich profitieren und noch stärker werden. Der aufsteigende Arm des „K“ also – und mir fallen hier spontan zumindest Amazon und das eine oder andere Unternehmen aus der „Life-Science“-Indistrie ein.

 

Andere Unternehmen jedoch werden sich nie mehr so ganz erholen. Ich halte das für durchaus denkbar, wenn ich z. B. an Messen, Hotels oder Airlines denke.

 

So ist es für Carsten Spohr, den Vorstandsvorsitzenden der Lufthansa fraglich, ob sein Unternehmen jemals wieder die Umsätze der Jahre 2017 bis 2019 erreichen könne.

 

Nun, was bedeutet das für Interim Manager und Managerinnen – abgesehen davon, dass wir, in der Breite, vor ungemütlichen Zeiten stehen?

 

Ich bin davon überzeugt – man möge mich steinigen –, dass dieses „K“-Modell auch hier gilt:

 

Einige werden von der Krise unterm Strich profitieren, und noch stärker werden. Einige davon habe ich sofort vor meinem geistigen Auge. Sie nutzen die modernen Möglichkeiten für ihr Geschäft – vornweg Videos, Blogs und Case Studies. Sie arbeiten konsequent an ihrer eigenen Marke, ihrer eigenen, eindeutigen Positionierung. Und sie erhalten auch in diesen Zeiten Anfragen neuer (!) Kunden. In einem für mich durchaus überraschenden Ausmaß. Der guten Ordnung halber möchte ich erwähnen, dass das gemeinhin mit spürbarer Arbeit auf Seiten der Interim Manager einhergeht. Hierzu gehört zwingend, dass sich diese Interim Manager und Managerinnen in diese neuen Themen eingearbeitet haben – um nicht zu sagen: eingebuddelt haben!

 

Und eben andere werden sich nie mehr ganz erholen. Der eine Teil erkennt das bereits – und steigt aus dem Geschäft aus. Aus Altersgründen – was völlig in Ordnung ist. Einer ergänzte: „Das tue ich mir nicht mehr an, Herr Becker!“

 

Der andere Teil baut strategisch auf ein „Weitermachen wie bisher“, während die Welt um uns herum sich genau davon verabschiedet hat. Ich bin fest davon überzeugt – wie stets, hat jeder das Recht, das völlig anders zu sehen! – dass diese Strategie des „Ich bin wieder verfügbar – und hier ist mein aktueller CV!“ nicht mehr erfolgreich sein wird.

 

Gefühlt sind sehr viele Interim Manager und Managerinnen aus der ersten Gruppe bei UNITEDINTERIM dabei. Und wir und alle anderen Marktteilnehmer sehen ganz klar, „was die drauf haben“ – im CV und vor allem: Darüber hinaus! Und das ist jede Menge!

 

Unabhängig davon stellt sich für jeden Interim Manager und jede Interim Managerin derzeit:

 

Die K-Frage im Interim Management.

 

 

 

 

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