Über Jürgen Becker

Ich habe mit MANATNET und UNITEDINTERIM zwei innovative Unternehmen im Interim Business der DACH-Region aufgebaut und bin Insider im Interim Management-Geschäft, war Gründungsmitglied des AIMP und bis 2017 Co-Autor der jährlichen AIMP-Providerstudie.
Freitag 28. September 2012

EINE SCHLECHTWETTERFRONT NAHT IM INTERIM MANAGEMENT!

© Fotograf: Jürgen Becker – Titel: Sturm zieht auf

Die bei MANATNET registrierten Interim Manager wissen das seit langem: Die Zugriffszahlen auf unseren auf das Interim Management spezialisierten Internet-Marktplatz sind ein recht guter Frühindikator für die kommende wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Erst im August-Newsletter für die Interim Manager bin ich darauf eingegangen.

 

Nun ist es wohl tatsächliche soweit: Die deutsche Wirtschaft schwächelt – wenn auch auf hohem Niveau. Der ifo-Index für den September ist das fünfte Mal in Folge gefallen. Allen Erwartungen der Analysten zum Trotz! [Ich kann mir das nicht verkneifen: Wer gibt eigentlich noch etwas auf deren Meinung?]

 

Selbst das Füllhorn-gleiche Geschenk-Programm der EZB kann die Skepsis der deutschen Wirtschaft nicht beenden. Nur der DAX hat das offenbar ausgeblendet. Getreu dem Motto: Wenn alle Stricke reißen, wird´s die Politik vulgo EZB schon richten. Koste es, was es wolle. Inflation ist damit sehr wahrscheinlich.

 

Nun gelte ich sicher nicht als Prediger in Sachen Weltuntergang. Ich vertrete stattdessen den unerschütterlichen Glauben an die Leistungsfähigkeit der Menschheit. (Man sehe mir diesen großspurigen Begriff nach!)

 

Aber ich vertrete gleichermaßen die Überzeugung: Weitermachen wie bisher – ist nicht mehr! Darauf bin ich mehrfach an dieser Stelle eingegangen.

 

Das gilt für alle beteiligten Parteien (neuschwurbelig: „Stakeholder“) – also auch für die deutschen Unternehmen.

 

Dennoch halte ich fast jede Wette: Die deutschen Unternehmen werden in der Masse auch in den kommenden Monaten wieder das tun, was sie stets in solchen Situationen getan haben:

 

Nichts tun, abwarten – und auf der Kasse sitzen.

 

Verwunderlich? Nicht wirklich, denn sie sind in der Vergangenheit gut damit gefahren.

 

Im Ergebnis werden weniger Interim Mandate am Markt sein. Die Auslastung der Interim Manager wird sinken. Eine kleine Nebenwette biete ich an: Das wird sich bereits in der AIMP-Providerumfrage 2013 im kommenden Frühjahr niederschlagen.

 

Interim Manager, zieht Euch warm an:

 

Eine Schlechtwetterfront naht im Interim Management!

 

Freitag 21. September 2012

ICH LACH´ MIR´N AST!

Dichtung und Wahrheit. Idealtypische Welt und tatsächliche Welt. Die Gräben dazwischen sind mitunter riesig!

 

So argumentieren Vordenker seit einer gefühlten Ewigkeit, Unternehmen sollten von anderen Branchen lernen. Ich teile diese Meinung, erlebe jedoch zum Beispiel im Interim Management ein unbeirrbares Schubladen-Denken: „Der Kandidat kommt nicht aus unserer Branche? Passt nicht!“.

 

In dieser Woche ist mir ein Artikel untergekommen, den ich sogar für unseren Newsletter für unsere Unternehmenskunden aufgegriffen habe: „Warum nur ‚lachende‘ Unternehmen die Zukunft erreichen“ vom P. T. MAGAZIN für Wirtschaft und Gesellschaft. Nieder mit der Schublade!

 

Launig untertitelt mit „Stunden der Heiterkeit“, „Gut, wenn das Lachen Einzug hält“ oder „Lachende Unternehmen betören die Kunden“ wird der Artikel wahrscheinlich verstörtes Kopfschütteln bei den meisten Lesern hervorrufen.

 

Auch aus meiner Sicht ist der Artikel recht idealtypisch. Dennoch hat er im Kern Recht, wenn er – ein wenig martialisch – zusammenfasst: „Vergiftete Unternehmen werden sterben“.

 

Zitat: In ‚vergifteten Organisationen‘ werden in großem Stil menschliche Ressourcen und Talente verschwendet. Dort herrschen Intrigen und Machtkämpfe, da toben Eifersüchteleien und Missgunst. Dies führt zwangsläufig zu Argwohn und Leistungsabfall, zu Unfreundlichkeiten und häufigen Fehlern, zu angepasster Mittelmäßigkeit, zu Lethargie, Frust und Fluktuation. (Zitat Ende).

 

Ich kenne beide Arten von Organisationen:

 

Ich habe in einem Unternehmen gearbeitet, in dem viel gelacht wurde – und wir haben in einem vibrierenden Umfeld Spitzenleistungen erbracht.

 

Und ich habe in einem Unternehmen gearbeitet, in dem die Angst regierte. Kleinlaut muss ich jedoch zugeben: Auch dieses Unternehmen lebt noch immer.

 

Es ist bemerkenswert, dass in meinen Gesprächen mit den Unternehmen die Organisationen aus der zweiten Gruppe regelmäßig als „normaler“ angesehen werden – auch heute noch:

 

Ich lach´ mir´n Ast!

Freitag 14. September 2012

EINE TYPISCHE WOCHE IM INTERIM MANAGEMENT

(C)ULI_STEIN_ER_IST_HALT_KEIN_AUSGESPROCHENER_URLAUBSTYPIch gehöre nicht zu den Menschen, die sich am Donnerstag von Radio-Moderatoren angesprochen fühlen, weil „das Wochenende vor der Tür steht“. Oder freitags gemeinsam mit ihnen frohlocken, weil die Arbeitswoche nun, heissa!, ein Ende hat.

 

Was für eine armselige Lebens-Situation: Fünf Tage Mist – gegenüber zwei schönen Tagen…

 

Ja, ich gebe zu: Ich freue mich sonntags stets auf die Woche, die da kommen wird. Mitleidige Blicke erntend, sofern ich das einmal offen ausspreche. Schon in frühen Jahren glaubte meine Familie deshalb, mich in Uli Steins Cartoon („Er ist kein ausgesprochener Urlaubstyp“) im Detail wiederzuerkennen.

 

Warum freue ich mich auf die kommende Woche? Nun, weil sie stets neue Überraschungen mit sich bringt. Das ist Leben!

 

Montag: Ein Kunde hat sich von einem Interim Manager getrennt, weil er mit der Arbeit des Interim Managers nicht zufrieden war. Mist! Kommt selten vor. Kommt aber eben doch mal vor. Hier schlägt ein Dreiseiter vom Anwalt des Interim Managers auf, in dem unser Provisionsanspruch bestritten wird. Und: „Im Übrigen gehen wir derzeit davon aus, dass das Kundenunternehmen Sie für Ihre Personalsuche hinreichend entlohnt hat.“

 

Nun habe ich mich inzwischen durchaus an die standestypische Art der Kommunikation (Wir erkennen aus der Transaktionsanalyse: „Du bist nicht okay – und obendrein noch böse!“) gewöhnt und sie trifft mich in keiner Weise mehr. Dass sie aber durchaus auf der Grundlage völliger Unkenntnis der Usancen im Interim Management erfolgen kann, erschüttert mich jedoch (Ein Schelm, der meint, der Interim Manager wüsste das nicht ganz genau!).

 

Dienstag: Wir haben einem Kunden vier Kandidaten für ein Projekt vorgestellt. Der Finanzchef, unser Ansprechpartner, hat zwei ausgewählt und das erste telefonische Interview mit beiden Kandidaten hat stattgefunden. Am Montag war der CEO aus dem Urlaub zurück und die Entscheidung über die Interviews vor Ort sollte getroffen werden.

 

Maileingang, 9.30 Uhr

 

„Hallo Herr Becker,

 

Entscheidung ist getroffen. Wir werden einen oder beide Kandidaten kurzfristig kontaktieren.

 

Gruß“

 

Bei MANATNET geht bekanntlich alles sehr schnell – und so wurden die beiden Interim Manager um 9.47 Uhr informiert.

 

Um 9.53 erhielt ich diese Mail:

 

„Hallo Herr Becker,

 

der CEO hat offenbar innerhalb von zehn Minuten seine Meinung geändert. So wie ich das lese, wird es keine Termine geben. Sorry für das Hin und Her.

 

Gruß“

 

Mittwoch: Das iPhone5 deckt ab dem späten Nachmittag praktisch alle meine Newsfeeds zu. Und: Ein emotionaler GAU im privaten Umfeld trifft mich bis ins Mark.

 

Donnerstag 1: Wenn im Rahmen der Projektarbeit auffällt, dass der Lebenslauf eines Interim Managers veraltet ist, dann weisen wir den jeweiligen Interim Manager darauf hin und bitten ihn, sein Dokument zu aktualisieren. Gleichzeitig wird ein dreistufiger Follow-up-Prozess gestartet: Letzte Stufe: „Wenn Sie Ihr Dokument nicht aktualisieren, dann wird unser System Ihre Daten bei MANATNET sperren.“

 

Drei Interim Manager kündigen daraufhin die Zusammenarbeit mit MANATNET. Ich schwanke zwischen „schade“ und „wie gut“.

 

Donnerstag 2: Wir hatten versucht, einem befreundeten Provider aus dem AIMP zu helfen, einen Kandidaten mit einem sehr speziellen Pharma-Profil zu finden – was über unsere Kontakte in UK gelang!

 

Maileingang 12.30 Uhr:

 

„Lieber Jürgen,

 

hier wurde jetzt eine Lösung aus der eigenen Umgebung gefunden.

 

Nochmals besten Dank für deinen Support – in der Hoffnung, dass wir wirklich auch einmal etwas erfolgreich abschliessen können.

 

Herzlichen Gruss!“

 

Taumelnd kontaktiere ich Uli Stein und bitte ihn, seinen Cartoon für mein Blog verwenden zu dürfen. Ich weiß, sehr kurzfristig! Aber vielleicht ….

 

Freitag: Auf der Grundlage des mit dem Kunden abgestimmten Anforderungsprofils hatten wir die Lebensläufe von insgesamt fünf Kandidaten vorgestellt. Heute kommt die Nachricht:

 

Sehr geehrter Herr Becker,

 

vielen Dank für die Zusendung Ihrer Kandidatenliste. Aufgrund der Unterlagen sind sicherlich sehr gute Qualifikationen dabei. Es hat sich jetzt von unserer Seite noch eine Änderung ergeben. Wir können die XYZ-Kompetenz anderweitig abdecken, so dass wir das Anforderungsprofil auf einen reinen Leiter der Fertigung reduzieren können. Dies dürfte sicherlich in den Tagessätzen eine deutliche Reduzierung bedeuten.

 

Gruß“

 

Gehen Sie zurück auf „LOS“ – ziehen Sie keine 3.000 Euro ein!

 

Uli Steins Genehmigung ist angekommen! Sehr schnell: Und das heutzutage! Kostet mich 50 Euro. Sei´s drum: Das Ding passt einfach super gut! (Dafür bring ich´s auch doppelt so groß wie sonst!)

 

Und der Radiomoderator jubiliert: „Jetzt geht´s ab ins Wochenende!“

 

Ich lach´ mir´n Wolf!

 

Eine typische Woche im Interim Management.

 

Freitag 07. September 2012

FÜR DEN INTERIM-MARKT MUSS DER AIMP EINE UNTERJÄHRIGE PROGNOSE LIEFERN!

Interim Management wird regelmäßig zum Thema von Diplomarbeiten, Dissertationen oder eben jetzt von Masterarbeiten.

 

Und kein Autor kommt an Marktzahlen vorbei – und landet zwangsläufig bei der AIMP-Providerumfrage. Fragen, die darüber hinausgehen, landen dann stets beim Pressepartner des AIMP.

 

So auch am Mittwochnachmittag, als der Autor der Masterarbeit schrieb:

 

„Aus Ihrer Quellenangabe „AIMP-Providerumfrage 2012“ habe ich eine Übersicht mit den für mich wichtigsten Marktdaten zusammengestellt. Leider habe ich keine Daten für 2012.

 

Ich bin Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir aktuelle Prognosedaten (gegebenenfalls auch Ihre eigene Einschätzung [da freute sich der Pressepartner aber!]) für das Jahr 2012 bereitstellen könnten.

 

Besten Dank für Ihre Unterstützung.

 

(Wäre eine Rücksendung bis Ende dieser Woche oder Anfang nächster Woche möglich?)“

 

So etwas landet dann in aller Regel bei mir, möglicherweise, weil ich Co-Autor der jährlichen AIMP-Providerumfrage bin (gemeinsam mit meinem Freund Thorsten Becker von den Management Angels). Wahrscheinlicher aber, weil ich sehr schnell antworte.

 

Ja, so ist das: Irgendwann hat man etwas Tolles geschaffen, aber dann wird das zum Standard – und der Markt möchte mehr. So richtig überraschen kann das niemanden!

 

Nun, wir haben keine aktuelle Prognose für das laufende Jahr – und daher habe ich dem gepeinigten Autor der Masterarbeit meine ganz persönliche Prognose mit auf den Weg gegeben:

 

„Aus der letzten Telefonkonferenz bleibt aber festzuhalten, dass offenbar aufgrund der wirtschaftlichen Lage alle AIMP-Provider schwierige Monate erwarten:

 

Exporterwartungen negativ, rückläufige Investitionen in Deutschland, stockender Arbeitsmarkt – all das reflektiert im Ifo-Index für den August, der zum vierten Mal in Folge gefallen ist: Volkswirte sehen bereits nach drei Rückgängen in Folge eine Trendwende gekommen.

 

Da das Interim-Geschäft bisher in diesem Jahr zufriedenstellend, aber keineswegs überbordend war, würde ich mich dazu durchringen, von „in etwa auf Vorjahresniveau“ zu sprechen.“

 

Mal sehen, was bei der AIMP-Providerumfrage 2013 letztlich herauskommen wird.

 

Es bleibt aber festzuhalten und wir werden das im AIMP noch in diesem Monat entscheiden:

 

Für den Interim-Markt muss der AIMP eine unterjährige Prognose liefern!

Freitag 31. August 2012

TEUER KANN DEN CASHFLOW RETTEN!

Es war einmal ein Unternehmen, das stand vor massiven Schwierigkeiten. Man setzte sich zusammen und viel wurde nachgedacht, wie man denn die Schwierigkeiten meistern könnte. Auch die Unterstützung durch einen professionellen Interim Manager wurde durchgespielt, dann aber verworfen: „Ein Interim Manager ist uns zu teuer.“

 

Meine tapferen Versuche, mithilfe unseres Rechenmodells die Oberflächlichkeit dieser Einschätzung zu entlarven, scheiterten vollständig.

 

Unmittelbar darauf lud die Bank ein – zu einem Gespräch fernab von allen Werbespots: Die Kredite wurden fällig gestellt. Die Insolvenz des Unternehmens stand vor der Tür.

 

Nach zähem Ringen stimmte die Bank einer Rückführung der Kredite in Raten zu. Die Voraussetzung hierfür lautete: „You have to cut your burn-rate by half!“

 

Das konnte doch gar nicht klappen!

 

Oh, märchenhafte Fügung: Das klappt in solchen Situationen immer!

 

Alles, was für´s Überleben nicht unbedingt erforderlich war, wurde abgestoßen.

 

Schließlich wurden die Dienstwagen abgestoßen und der monatliche Cash-Flow (Leasing-Rate, Treibstoff, Steuern, Versicherungen, Wartung, Reparaturen und Pflege) damit endgültig in den Zielkorridor der Bank gebracht. Die Sorge, dies könnte das Image des Unternehmens torpedieren, war nicht mehr länger von Belang.

 

Über zwei Jahre wurden teure Mietwagen bestellt – für die Kundentermine, die anstanden. Sonst eben nicht.

 

Nach einem Jahr waren die Forderungen der Bank beglichen. Nach dem zweiten Jahr konnte das Unternehmen die höchste Profitabilität der Unternehmensgeschichte berichten.

 

Dann trafen wir uns. „Wissen Sie, Herr Becker, das war schon eine heftige Zeit, die mich sehr verändert hat. Vor allem aber habe ich eins schmerzhaft lernen müssen:

 

Teuer kann den Cashflow retten!“

Freitag 24. August 2012

DAS HABE ICH IN MEINER GANZEN ZEIT ALS INTERIM MANAGER NOCH NIE ERLEBT. KOMPLIMENT!

So Manches kritisieren die Interim Manager an „den“ Providern. Auffallend oft jedoch kommt die Kritik unter der Überschrift „Erst war alles furchtbar eilig – und dann hört man als Interim Manager nichts mehr“!

 

Als diese Kritik vor einigen Jahren erstmals aufkam, da hatte mich das völlig überrascht. Noch mehr jedoch die lapidare Antwort eines Kollegen: „Wenn wir nicht antworten, kommt der Interim Manager nicht länger für das Projekt in Frage! Das ist selbstredend: Das müssen wir doch nicht extra schreiben.“

 

Nun wissen wir seit frühen Kindesbeinen, dass eine ausgeprägte Interessenlage im letzten Monat des Jahres und kommunikationsleere Wartezeiten keine guten Freunde sind:

 

„Bekomme ich mein Auto, meine Puppe – oder doch nicht? (Okay, wir sind in der Antike: Heute fragen bereits kleine Kinder nach iPhones, iPads oder vergleichbarem iRrsinn).

 

Alle Jahre wieder schien uns die Wartezeit bis zum Vierundzwanzigsten gegen Unendlich zu tendieren. Vor allem, weil niemand irgendetwas sagte. In der heroischen Absicht, „es soll(e) doch eine Überraschung sein“, wurden Heerscharen von Kindern von Gelübde-gleich schweigenden Eltern systematisch in Ungewissheit gehalten.

 

Und mit Ungewissheit können wir Menschen ganz schlecht umgehen. Allein die Aussage des Vaters zum Beispiel, „Junge, vergiss es!“, hätte die ganze Ungewissheit hinweggefegt und der Stichtag 24. 12. hätte ganz erheblich an Zugkraft eingebüßt. Ob ich mich besser gefühlt hätte, steht auf einem anderen Blatt.

 

Was folgt aus alldem?

 

Null-Kommunikation und Warteschleifen vertragen sich nicht!

 

Und weil Interim Manager unmittelbar nach einer Projektanfrage stets in eine Warteschleife einfliegen, haben wir hier bei MANATNET ein paar simple Prozesse eingeführt. Sie sollen sicherstellen, dass ausnahmslos jedes Feedback und jede Information, die wir vom Kunden erhalten, in spätestens einer Stunde an den jeweiligen Interim Manager weitergeleitet werden.

 

Kein Hexenwerk also – ganz besonders heute, wo wir eine nahezu perfekte Technik nutzen können.

 

Jedoch: Offenbar ist das noch immer nicht Standard im Markt – worauf die Mail eines Interim Managers von vorgestern hindeutet:

 

„Sehr geehrter Herr Becker,

 

ganz herzlichen Dank für Ihr regelmäßiges Update. Es ist schon sehr bemerkenswert, dass Herr [Kunde] Sie, und dadurch auch mich, so zeitnah über Terminänderungen informiert.

 

Das habe ich in meiner ganzen Zeit als Interim Manager noch nie erlebt. Kompliment!“

Freitag 17. August 2012

YOU ALWAYS HAVE TO BE THREE MONTHS AHEAD OF YOUR ADVISORY BOARD

Das Interim Management-Geschäft hat viele Besonderheiten: Eine davon ist ein tiefes Verständnis der Situationen, Aufgabenstellungen und Probleme im jeweiligen Unternehmen. Ein Verständnis, von dem ich in längst vergangenen Banker-Zeiten nur träumen konnte.

 

Dabei fällt auf, dass die meisten Unternehmen in der Jetzt-Zeit leben. Kaum ein Gespräch hat eine Komponente, die die Zukunft des Unternehmens betrifft: „Wir wollen in drei Monaten das und das erreicht haben – und in zwölf Monaten muss jenes stehen.“

 

Nun mögen meine Leser einwenden, das sei halt der Kern des Interim Managements: Akute Probleme lösen und löschen, wo auch immer der Kittel brennt, selbst, wenn er lichterloh in Flammen steht.

 

Richtig!

 

Dennoch stelle ich mir die Frage: Was ist denn dann? Letztlich ist das Unternehmen dann nur ein Problem los im extremen Fall ist der Brand ist gelöscht – das Löschwasser zischt noch, die Rauchschwaden verziehen sich.

 

Aber reicht das allein?

 

Sicher nicht! Das reicht nur bis zum nächsten Problem. Bis zum nächsten Brand.

 

Und so warte ich unverdrossen auf Aussagen wie:

 

„Am Ende des Jahres wollen wir die Reaktionsgeschwindigkeit unseres Unternehmens von x Tagen auf 24 Stunden verbessert haben – und dafür denken wir an folgendes …“

 

Oder:

 

„Unsere Quote der Angebote zu abgeschlossenen Verträgen ist mit x % miserabel. Wir müssen bis zum Ende des nächsten Geschäftsjahres diese Quote auf y % verbessert haben, denn die Pre-Sales-Expenses fressen uns auf.“

 

Oder:

 

„Die Durchlaufzeit zwischen Auftrag und Cash-Inflow ist viel zu lang, weil unsere Kunden systematisch nach Gründen suchen und sie im Zweifel sogar konstruieren, um die Zahlung hinauszuzögern. Wir müssen das im kommenden halben Jahr um den Faktor x verbessern, aber unser Vertrieb hat Angst, die Kunden zu verärgern.“

 

Oder gar:

 

„Die Mitarbeiter haben Angst, Fehler zu machen – und machen deshalb lieber erst einmal gar nichts. Wir haben keinen Schimmer, wie wir das langfristig ändern sollen.“

 

Charakteristisch für diese Fragestellungen ist der konsequente Blick nach vorn: Wo soll mein Unternehmen in den nächsten Monaten stehen?

 

Dieser zukunftsorientierte Ansatz (ich vermeide bewusst das Adjektiv „strategisch“) ist ein Kernelement unternehmerischen Denkens: Das wiederum ist modern, das ist „Mainstream“ und das darf heute deshalb in keiner Stellenanzeige fehlen.

 

Ich habe jedoch den Eindruck, dass in vielen deutschen Unternehmen tatsächlich dieses Denken unterentwickelt ist und dass stattdessen die Führungskräfte im Tagesgeschäft gefangen sind. Dafür mag es viele Gründe geben: Von einer alles regulierenden Prozess-Welt bis zur Erkenntnis, dass unternehmerisches Denken und eine Tätigkeit in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis sich eben kaum vertragen.

 

Vielleicht fehlt vielen Führungskräften aber auch nur ein Anschiss, wie ich ihn vor vielen Jahren als CEO bei Europe Online von einem der Schlüssel-Investoren erhalten habe – und der mich nachhaltig geprägt hat.

 

Ein Einzeiler-Anschiss:

 

You always have to be three month ahead of your Advisory Board!

 

Freitag 10. August 2012

EIN SOMMER-BOOM IM INTERIM MANAGEMENT

Sommer ist tote Hose im Interim Management: Das kennen wir seit Jahren. Denn die Kunden sind in den Ferien – und Entscheidungsprozesse kommen nicht von der Stelle, weil stets ein (Mit-) Entscheider grad nicht da ist.

 

Darauf bin ich mehrfach an dieser Stelle, aber auch bei anderer Gelegenheit eingegangen. Darauf war ich folglich auch in diesem Jahr eingestellt.

 

Doch dieses Mal ist das anders – komplett anders. Wir haben bisher drei Anfragen erhalten, doch heute ist erst der 10. des Monats August.

 

Die Anfragen sind – das ist inzwischen wohl der Regelfall – keineswegs trivial, sondern erfordern unseren Pool, unser gesamtes Netzwerk und die Pools der befreundeten AIMP-Provider – um auch nur einen oder zwei Kandidaten für die jeweilige Anfrage zu identifizieren.

 

Was sind die Gründe dafür?

 

Offengestanden, ich weiß es nicht. Im letzten Newsletter für die bei MANATNET registrierten Interim Manager habe ich von einer „kleinen Sonderkonjunktur bei MANATNET“ gesprochen, denn die letzten Wochen waren doch recht erfolgreich für MANATNET.

 

Ein Interim Manager antwortete mir daraufhin:

 

„Die bei Ihnen beobachteten starken Zugriffszahlen auf die Datenbank sind meines Erachtens vermutlich NICHT Ausdruck einer Sonderkonjunktur bei MANATNET.

 

Ich glaube hingegen, dass die deutschen Unternehmen in den letzten acht Monaten so stark wie schon lange nicht mehr erfahren mussten, dass der Personalmarkt nicht – und erst recht nicht schnell – die Leute mit den richtigen Skills hergibt, die die Unternehmen brauchen.

 

Wenn man dann noch sehr schlank aufgestellt ist und keinen engagierten, guten, belastbaren und motivierten Mittelbau mehr hat (i.d.R. selbst von den Unternehmen so herbeigeführt!) und zugleich das jeweilige Problem sehr drängend ist (oder durch Zuwarten dazu wurde), dann ist guter Rat teuer und man besinnt sich auf das moderne HR-Instrument Interim Management. Ich komme zu dieser Einschätzung, weil ich im genannten Zeitraum so viele fundierte und sehr konkrete Anfragen bekam, wie in meiner ganzen Tätigkeit als Interim Manager seit 2002 noch nie!Und diese Anfragen kamen aus allen Richtungen – nicht allein von MANATNET.

 

Meines Erachtens wird die deutsche Interim Management-Branche 2012 als ein Jahr mit einem großen Zuwachs erleben.“

 

Das würde einiges erklären – und vielleicht ist es tatsächlich:

 

Ein Sommer-Boom im Interim Management.

Freitag 03. August 2012

EIN ZIEMLICHER KRACHER IM INTERIM MANAGEMENT VON MANATNET

Zwei Fragen sind typisch für Interim Manager, die überlegen, ob sie sich bei MANATNET registrieren sollten oder nicht.

 

Auf die erste Frage: „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich über Ihren Marktplatz ein Mandat erhalte?“ bin ich vor knapp einem Jahr in meinem Blog im Detail eingegangen. Für die an den Fakten orientierten Leser meines Blogs: Die damals genannte Quote von 4,545 Prozent beträgt heute 4,979 Prozent. Wie wertvoll diese Zahl auch immer sein mag: Wir haben sie verbessert – bei einer höheren Anzahl von Interim Managern, natürlich.

 

Die zweite Frage ist genau so schwierig zu beantworten: „Wie lange dauert es typischerweise, bis ich ein Mandat über Ihren Marktplatz erhalte?“

 

Es gibt Interim Manager, die haben ein paar Monate gewartet und es gibt, zugegeben, Interim Manager, die warten noch immer.

 

Künftig werde ich das ergänzen können durch die Aussage: „Ich kann Ihnen von einem Interim Manager berichten, der hat im Monat seiner Registrierung ein Mandat mit einer Laufzeit von 12 Monaten bei Voll-Auslastung erhalten.“

 

Und dann werde ich das kräftig relativieren müssen, um die Erwartungshaltung auf Seiten der interessierten Interim Manager nicht überborden zu lassen.

 

Dennoch und ohne jede Einschränkung war das für mich und für den Interim Manager:

 

Ein ziemlicher Kracher im Interim Management von MANATNET

Freitag 27. Juli 2012

EIN INTERIM MANAGER IM LAND DER TRÄUME

Immer wieder erhalte ich Lebensläufe von Interim Managern, die seit ein paar Jahren im Geschäft sind und das durch eine pointierte Zeile im Lebenslauf Ihren potenziellen Kunden gegenüber kundtun:

 

Interim Manager seit 2007.

 

Verstört reagieren die meisten, wenn ich auf solcher Art Lebensläufe antworte mit: „Sehr geehrter Interim Manager, Sie müssen (nicht: Sie sollten!) die Projekte aus den vergangenen Jahren als Interim Manager genau abbilden und skizzieren einschließlich Branche, Umsatz, Anzahl der Mitarbeiter, Aufgabe und Ergebnisse. Denn genau das wollen Ihre potenziellen Kunden wissen.“

 

In erstaunlich vielen Fällen führt dieser Satz zur zweiten Verstörung beim Interim Manager: „Danach hat mich ja noch nie einer gefragt. Das reicht sonst immer aus!“

 

In der mir eigenen Gelassenheit akzeptiere ich selbstverständlich unterschiedliche Sichtweisen und Überzeugungen. Und sicher habe ich nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen.

 

Aber ich kenne aus den vergangenen Jahren doch inzwischen sehr viele Kunden. Daher weiß ich auch, wie Kunden typischerweise über Lebensläufe denken und was sie von einem solchen Dokument erwarten.

 

Und nur extrem wenige Kunden sind der Rate-Leidenschaft derart verfallen, dass sie die nackte Aussage „Interim Manager seit 2007“ goutieren würden.

 

Stattdessen geht reflexartig ab im Kopf: „Hat wohl nichts Erwähnenswertes gemacht, in den letzten Jahren, der Interim Manager….!?“ Und dann legt der Kunde diesen Lebenslauf beiseite und wendet sich dem Dokument eines anderen Kandidaten zu.

 

Ganz smart ist dann der Konter des Interim Managers: „Alle Details finden Sie auf meiner Homepage.“

 

Hier geht es mir nicht um die Frage, ob die Site dann gut ist oder nicht.

 

Vielmehr geht es mir darum, dass es tatsächlich Interim Manager gibt, die vom Kunden allen Ernstes erwarten, dass er gutgelaunt über die Kundenorientierung in haarsträubender Weise verletzende Informationslücken hinweggeht und sich obendrein selbst die relevanten Informationen zusammensucht. Und das noch über einen Medienbruch hinweg.

 

Und das in diesem wettbewerbsintensiven Markt?

 

Ich sehe das viel eher als:

 

Ein Interim Manager im Land der Träume