VIEL KÖNNEN UNTERNEHMEN VON KREATIVEN LERNEN!

Interim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker_Blumen_in_digitalem_Oel_Sylt_2016„Sag mal, Becker, arbeitest Du nur noch? Bist Du tatsächlich einer dieser durchgeknallten Workaholics? Oder gibt´s da noch mehr in Deinem Leben?“ Diese Frage stellte mir tatsächlich jemand in dieser Woche.

 

Dafür gab es einen Anlass, der hier und heute nichts zur Sache tut. In ein paar Wochen möglicherweise schon…

 

Meine Frau tendiert sicher dazu, mir liebevoll den zweifelhaften Titel des „Workaholics“ zu verleihen – jedoch, es überrascht sie nicht mehr, nach einer Ehe, deren Dauer das heute übliche Verfallsdatum längst bei weitem überschritten hat.

 

Was also gibt es da noch in Deinem Leben, Becker?

 

Nun, alle die mich gut kennen, wissen, dass ich eine nachhaltige Schwäche habe für gutes Essen, guten Wein, guten Whisky und hin und wieder eine gute Zigarre. Diese Dinge möchte ich ungern missen, aber im Zweifel kann ich darauf weitgehend verzichten. Und ich habe in der Vergangenheit darauf verzichtet. Verzichten müssen. Solche Phasen gibt es typischerweise im Unternehmerleben. Jüngst sagte mir ein badischer Mittelständler: „Wer solche Phasen nicht aus eigenem Erleben kennt, ist kein echter Unternehmer!“

Meine Leidenschaften: Kunst und Fotografie

 

Dessen ungeachtet gibt es zwei Dinge, auf die ich nicht verzichten kann: Die Kunst und die Fotografie.

 

Die Kunst begleitet mich seit 1989 als eine kleine Gruppe ein Unternehmen gründete, um Künstler zu fördern. Wie so oft sind inzwischen nur noch ganz wenige übrig geblieben, weil mit Liebe zur Kunst kein Vermögen zu machen ist. Das ist ein knallhartes Geschäft, aus dem wir uns irgendwann komplett ausgeklinkt haben.

 

Aber die Liebe zur Kunst ist geblieben und seit nunmehr knapp dreißig Jahren gehören Künstler zu meinem Leben. „Richtige“ Künstler. Keine Künstler, die „aus dem Lauf tiefer, innerer Gefühle“ ihre Werke erschaffen und deren Label „ohne Titel“ dem Betrachter alle, aber auch wirklich alle Optionen offen lassen.

 

Mein ganz persönlicher Maßstab an dieser Stelle ist Michelangelo Buonarroti und keinesfalls – ich bitte um Nachsicht! – Joseph Beuys und alle seine Eleven aus der Liga „Ist das Kunst oder kann das weg?“. Der guten Ordnung halber: Ich respektiere alle anderen Sichtweisen – aber gefallen müssen sie mir deswegen noch lange nicht.

 

Meine Liebe zur Fotografie – genau genommen: meine Leidenschaft! – geht zurück auf die frühen Jahre als Teenager. Und sie war in der Tat etwas, das „Leiden schafft“, weil sie mich um Haaresbreite mein Abitur gekostet hätte. Ebenso um Haaresbreite ist sie nicht zu meinem beruflichen Leben geworden: Wie das Leben halt so spielt!

 

Beides, der Umgang mit Künstlern und meine eigene Fotografie, steht für den kreativen Teil meines Lebens. Und rückblickend muss ich konstatieren: In diesem Teil meines Lebens werden in einem gegebenen Zeitraum hundert Ideen geboren – und neunundneunzig davon werden verworfen.

Selbst der größte Kritiker an der eigenen Arbeit

 

Das Bemerkenswerte daran:

 

Niemand ist beleidigt, weil seine oder ihre Idee nicht realisiert wurde! Vergleichen Sie das mal mit dem Geschehen in deutschen Unternehmen…

 

Stattdessen beobachte ich, dass kreative Menschen oftmals selbst ihre größten Kritiker sind. Da werden dann in schöner Regelmäßigkeit Skizzen zerrissen und ganze Blätter zerstört. Und es ist keinesfalls ungewöhnlich, wenn nach der „Fertigstellung“ eines Ölgemäldes große Flächen übermalt und völlig neu gestaltet werden.

 

Niemand fühlt sich schlecht, niemand hat versagt. Aber, ohne es vielleicht so zu nennen, ist jeder auf seine ganz persönliche Weise „In Search of Excellence“.

 

Unter Fotografen sind die Muster ähnlich: Es heißt, dass von 100 Fotos am Ende mindestens 80 weggeworfen werden. Da würde jedem Amateur das Herz brechen: „Da ist doch Tante Erna drauf!“

 

Und schließlich habe ich es so gut wie nie erlebt, dass in diesen beiden Welten eine Idee sofort verworfen wurde. Stattdessen wird die Idee aufgegriffen und man geht damit einige Zeit schwanger, beschäftigt sich damit. Und kommt dann zurück mit den ersten Ansätzen, den ersten meist skizzierten Lösungen. Jedoch niemals mit etwas, das als „fertig“ bezeichnet würde.

 

Wie erwähnt, wird das dann auch sehr oft verworfen – aus unterschiedlichen Gründen. Dann wird die Idee überarbeitet und von vorn begonnen. Oder aber, man erkennt, dass sich die Idee nicht wie vorgedacht realisieren lässt und – natürlich – ist das oft genug auch auf fehlende Mittel zurückzuführen. Das wird dann – nochmal: natürlich – bedauert. Aber dann schüttelt man das ab und wendet sich einer neuen Idee zu.

 

An kein einziges Mal erinnere ich mich hingegen, bei dem es von Beginn an hieß: „Das geht nicht, weil ….!“ mit den in den Unternehmen reflexartig und bündelweise vorgetragenen Hinderungsgründen. Eine denkbar schlechte Konditionierung auf dem Weg in die (digitale) Zukunft. Deshalb bin ich inzwischen sicher:

 

Viel können Unternehmen von Kreativen lernen!

 

ZWISCHEN TRAUMA UND VERTRAUEN

Interim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker_Gut_dass_es_dich_gibt_Sylt_2016Die Mail erreicht mich am Dienstag um 14.22:

 

„Hallo Herr Becker,

 

wir möchten Herrn Interim Manager gerne zum frühestmöglichen Zeitpunkt bis 31.03.2017 engagieren.

 

Wie geht es nun weiter ?

 

Viele Grüße

Kundin“

 

Natürlich freue ich mich über eine solche Nachricht. Denn sie bedeutet vielerlei: Zum Beispiel, dass wir gut vorgearbeitet haben. Oder schlicht: Dass wir unser Kerngeschäft beherrschen.

 

Ich rufe die Kundin an und schildere ihr, dass der nächste Schritt nur noch die Vereinbarung mit dem Interim Manager ist, die sie direkt abschließen kann. Einen Entwurf wird ihr der Interim Manager liefern (Dass ich dem Interim Manager an dieser Stelle unsere Unterstützung anbiete, versteht sich von selbst.)

 

„Wir haben uns für diesen Kandidaten entschieden, obwohl wir im vergangenen Jahr sehr schlechte Erfahrungen mit Interim Managern gemacht haben!“

 

„Wollen Sie mir davon berichten?“

Schlechte Erfahrungen mit Interim Management

 

„Nun wir hatten im vergangenen Jahr eine vergleichbare Situation. Auch da mussten wir einen Krankheits-bedingten Ausfall verkraften. Wir hatten uns damals den Interim Manager über [Providername, den ich aus Höflichkeit verschweige] beschafft. Den ersten haben wir nach zwei Wochen nach Hause geschickt. Dann kam Ersatz: Den haben wir nach weiteren zwei Wochen nach Hause geschickt. Meine Mitarbeiter sind heute noch traumatisiert“

 

„Warum das?“

 

„Beide Kandidaten haben die Aufgabe nicht stemmen können, waren einfach nicht gut genug. Und dabei waren beide von der Papierform, auf der Basis der Unterlagen, sehr gut geeignet. So wie Ihrer auch!“

 

„Der Interim Manager ist nicht nur von der Papierform gut geeignet, der ist auch in der Praxis sehr gut – und: er bringt auch die PS auf die Straße. Ich weiß dass, weil wir bereits ein gemeinsames Projekt mit diesem Interim Manager gemacht haben.“

 

„Ja, ich weiß: Ich mache dieses Projekt, weil ich letztlich Ihnen vertraue…!

 

Das ist die Bandbreite unseres Interim-Geschäftes:

 

Zwischen Trauma und Vertrauen.

 

VERTRAUEN GEHT AUCH JEDEM UNTERGANG VORAUS

MANATNET_Interim_Blog_Foto_J_Becker_Vertrauen_geht_auch_jedem_Untergang_vorausTatsächlich gibt es noch mehr in meinem Leben als Interim Management. Und so jogge ich jeden Morgen eine Stunde lang durch die schwarzen Wälder – mitunter etwas mehr. Hierfür gibt es zwei wesentliche Gründe:

 

Als engagierter Koch und Feinschmecker habe ich eine Schwäche für gutes Essen (und guten Wein) – eine Eigenschaft, die Kalorien schafft und auf Dauer den Körper schlafft. Regelmäßiges Joggen kurbelt die Verbrennung ebendieser Kalorien an – und bringt, wie beruhigend!, Inflow und Outflow ins Gleichgewicht.

 

Mindestens gleich wichtig: Der Kopf hat Ruhe und wird frei in der Natur, das Hirn erhält eine Sauerstoff-Dröhnung – und die wiederum regt die Leistungsfähigkeit des Hirns an, bei mir sogar in der kreativen Ecke. Daher wird mich niemand mit Ohr- oder gar Kopfhörern durch den Wald rennen sehen…

 

Ich gebe es gern zu: Ich nehme tatsächlich Aufgabenstellungen, ja Probleme mit zum Joggen! Und bemerkenswerter Weise komme ich in aller Regel – ermattet zwar – aber doch mit einer Lösung, zumindest aber mit einem Lösungsansatz heim.

 

Derzeit beschäftigt mich sehr die eher negative Schwingung im Begriff „Interim Manager“, auf die ich in meinem Blog vom vergangenen Freitag eingegangen bin [DIE INTERIM-SZENE MUSS NOCH PROFESSIONELLER WERDEN]. Und ich habe tatsächlich hier noch keine Lösung – soweit auch die Füße tragen!

 

Und so beschäftigt mich dies:

 

In dieser Woche habe ich ausführlich mit einem mittelständischen Unternehmer gesprochen, der sein Unternehmen in zweiter Generation durch die Jahre ab 2003 führen musste. Die Bankenkrise also mitgemacht hat und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Automobilindustrie und damit sein eigenes Unternehmen.

400.000 Euro für Berater versenkt

 

Diese zwei Stunden werde ich nicht so schnell vergessen: Auf Druck der Banken mussten erst der eine, dann der andere Berater an Bord geholt werden – die halt berieten – gegen fettes Salär (sogar Unternehmensanteile standen im Raum: auf Drängen der Banken!) –, jedoch nichts „machten“ [EIN INTERIM MANAGER IST EIN INTERIM MANAGER].

 

Am Ende wurden gut 400.000 Euro cash an die Berater überwiesen: Fast das Vierfache des Jahresgehaltes des Eigentümerunternehmers und ein Betrag, bei dem so mancher Mittelständler in die Knie gegangen wäre. Dieser halt auch – und in diesem Sog der Eigentümer gleich mit: Er musste Privatinsolvenz anmelden. Die Berater nicht…

 

Vier Jahre später hat er sich davon noch immer nicht erholt – auch wenn mein Gegenüber einen bemerkenswert gelassenen und positiv gestimmten Eindruck auf mich gemacht hat.

 

Ich weiß: Ich habe nur die eine Version der Geschichte gehört – und sicher hat die andere Seite auch eine andere Sicht auf dieselbe Entwicklung.

 

Dennoch, und auch wenn es immer unbewiesen bleiben wird: Ich bin der festen Überzeugung, dass es in jener Situation mit einem Restrukturierungs- und Banken-erfahrenen Interim Manager gelungen wäre, dieses Schicksal abzuwenden. Allein der Begriff „Bankenhaftung aus Quasi-Geschäftsführung“ hätte zu hochinteressanten Diskussionen geführt.

 

Aber es ging noch weiter:

 

Das Unternehmen kam nach der Insolvenz wieder auf die Beine. Auf wackeligen Beinen und zitternd zwar und unter anderem Namen sowie mit dem bisherigen Eigentümer als angestelltem Geschäftsführer an Bord – mit einem Gehalt leicht oberhalb der Pfändungsfreigrenzen.

Aus nach Dekaden des Erfolgs

 

Das Unternehmen entwickelte sich leidlich positiv und sollte dann an einen Investor verkauft werden. Auch das entwickelte sich positiv: Zu Beginn dieses Jahres fand das Unternehmen über eigene Kanäle (!) einen Investor und stellte ihn den Key Accounts persönlich vor, während das Team seiner Anwälte das Unternehmen auseinandernahm. Auf die Frage der Kunden, was denn noch schiefgehen könnte, antwortete der Investor überzeugend mit einem souverän schlagfertigen „Dass ein anderer mehr bietet als ich…!“.

 

Nach gut drei Monaten packten die Anwälte ein und verließen mit einem Gruß zum Wochenende das Unternehmen – nicht ohne darauf hinzuweisen, dass im Übrigen die Verhandlung jetzt zu Ende wäre: Der Investor hätte es sich anders überlegt und würde nicht einsteigen….

 

Der anschließende Anruf beim Investor unter der Überschrift „So geht´s aber auch nicht!“ lief ins Leere.

 

Von „Break up-Fees“ oder Penalties hatte der Mittelständler ganz offensichtlich nie gehört. Nach Dekaden des Erfolgs wird das Unternehmen zum Ende dieses Monats nunmehr geschlossen.

 

Tilt! Game over!

 

Ich habe nicht vor, an dieser Stelle in das „Berater-Bashing“ oder „Heuschrecken“-Geblubber einzustimmen. Ich frage mich, weshalb ein Mittelständler wie dieser nicht viel mehr fragt – und sei´s nur, um seine eigene Entscheidung „übungshalber“ mal gemeinsam mit einem Dritten in Frage zu stellen. Oder mal seine XING-Kontakte durchzuschauen (wofür habe ich die eigentlich?), ob da nicht jemand dabei ist, der solche Aufgabenstellungen kennt und vielleicht mit Rat, wenn schon nicht mit Tat, zur Seite stehen kann.

 

Es tut mir leid: Ich begreife das einfach nicht. Auch nicht nach 33 km Jogging! Aber mir kam beim Laufen ein Bonmot von Erhard Blanck (deutscher Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler) in den Sinn:

 

Vertrauen geht auch jedem Untergang voraus.

 

DIE INTERIM-SZENE MUSS NOCH PROFESSIONELLER WERDEN!

MANATNET_Interim_Blog_Foto_J_Becker_Die_Interim_Szene_muss_noch_professioneller_werden„Der Begriff Interim Management ist in der deutschen Industrie verrückterweise eher negativ belegt: Deshalb verwende ich in meinen Akquisitions-Gesprächen nur noch den Begriff „Projektmanagement – auch auf der Führungsebene!“

 

Dieser Satz fiel gestern in einem Telefonat mit einem Geschäftspartner, den ich sehr schätze – und er, der Satz, hat mich zugegebenermaßen sehr nachdenklich gemacht.

 

Nein, wir sollten diesen Satz nicht leichtfertig vom Tisch wischen. Auch wenn ich das schon beinahe wieder verdrängt habe: Erst vor knapp einem Jahr habe ich hier über VORBEHALTE GEGEN INTERIM MANAGER geschrieben und – etwas länger her – vom Kunden berichtet, der im Akquisitionsgespräch entwaffnend konstatierte: „Interim Management? Gottlob sind wir bisher ohne klargekommen!“

 

Lobet den Herrn, denn er schützt uns voll aller Unbill! Nein, das ist bitte nicht als Blasphemie meinerseits zu verstehen! Und natürlich sehen das viele Unternehmen anders und haben die umfangreichen Vorteile des Interim Managements schätzen gelernt. Anders wäre ein Markt von gut 2 Mrd. Umsatz (Quelle: AIMP-Providerumfrage 2016) schlichtweg nicht möglich.

Interim Management ist noch kein Massengeschäft

 

Dennoch zeigte schon damals diese Aussage, die spontan und unvorbereitet erfolgte, wie weit doch das Interim-Geschäft noch entfernt ist von einem ganz normalen oder gar von einem „Massengeschäft“: Aber genau dort wollen wir hin!

 

Deshalb an dieser Stelle die ketzerische Frage: Kann das denn überhaupt gelingen, wenn die Begriffe an sich, Interim Management und Interim Manager(innen), noch weithin tendenziell negativ belegt sind?

 

Im spontanen Reflex antwortet man dann gern: „Oh nein, wohl kaum…!“ und versucht prompt mit alternativen, nun eher positiv belegten Begriffen gegenzusteuern. Die lauten dann zum Beispiel „Experte“ oder – moderner, weil anglophil – „Independent Professional“. Und es gibt weitere…

 

Aus meiner Sicht hilft uns das nicht wirklich aus dem emotionalen Dilemma. Stattdessen schaffen wir ein mannigfaches Begriffs-Wirrwarr, das den Kunden eher verunsichert als bestärkt zurücklässt.

 

Was also ist zu tun?

Provider müssen auf Zeit setzen und auf Qualitätsarbeit!

 

Ich denke, wir müssen zunächst konsequent hochqualitative Arbeit abliefern. Wir, das sind die Interim-Provider und die Interim Manager. Dass wir hier bereinigen und sprichwörtlich die Spreu vom Weizen trennen müssen, steht für mich außer Frage.

 

Und dann werden wir einen langen Atem brauchen. Bis die Menschen auf der Kundenseite, die Interim Management heute emotional ablehnen, altersbedingt weniger und durch andere Menschen ersetzt sein werden, die keine solchen Ressentiments kennen.

 

Ich habe diese Situation mehrfach mit dem Leasing von Autos oder Factoring verglichen:

 

Die Älteren unter uns erinnern sich schmunzelnd an die ersten Jahre im Leasing („Wenn ich nicht mal mehr mein Auto bezahlen kann, dann lass‘ ich’s besser!“) oder im Factoring („Wenn ich schon meine Forderungen verkaufen müsste, dann stünde es aber Zappen-duster um meine Firma!“).

 

Heute soll der Leasinganteil beim BMW 5er, Audi A6 und der Mercedes E-Klasse etwa drei Viertel aller in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge umfassen. Auch in der Klasse darunter (3er, A4 und C-Klasse) soll inzwischen die Hälfte der neuen Fahrzeuge geleast werden.

 

Und der Vollständigkeit halber: „Die Umsätze der Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbandes e.V. stiegen in 2015 erneut um 10,1 Prozent auf 209,0 Mrd. Euro an.“ (Quelle: DFV). Das entspricht etwa einer Vervierfachung des Geschäftes allein in den vergangenen zehn Jahren.

 

Ich habe daher genügend Phantasie, mir ein enormes Wachstum im Interim-Geschäft vorstellen zu können! Wenn wir weiter hart arbeiten, unser Geschäft nicht als Nebenerwerb oder gar als „abfallende“ Dienstleistung, sondern als unser Kerngeschäft verstehen, in dem wir stets besser werden wollen. Oder, wie hieß es vor schon vor rund 35 Jahren? „In Search of Excellence“. Und genau hier denke ich: Wir sind noch lange nicht am Ziel! Mit einem Wort:

 

Die Interim-Szene muss noch professioneller werden!

 

EIN INTERIM MANAGER IST EIN INTERIM MANAGER

MANATNET INTERIM MANAGEMENT BLOG - EIN INTERIM MANAGER IST EIN INTERIM MANAGERUnser Interim-Geschäft ist ja nicht weit weg vom Geschäft der Unternehmensberater.

 

Auch für mich ist das eine Tatsache.

 

Und folglich ziehen Interim Manager alternativ oder zusätzlich das Werbe-Banner hoch mit der Aufschrift „Berater“ – und die Berater bieten, selbstverständlich, ihren Kunden alternativ oder zusätzlich Dienstleistungen als Interim Manager an. Je nach Großwetterlage und auch daran orientiert, vorbildliche Kundenorientierung, was aktuell, was „en vogue“ ist.

 

Derzeit, so mein Eindruck, ist dies im direkten Vergleich das Interim Management.

 

Auf Seiten der Kunden wird aus meiner Sicht sprachlich und auch betriebswirtschaftlich weit weniger differenziert – was wir nicht zuletzt daran erkennen, dass Interim Manager in der Regel aus dem Budget für Beratungsleistungen honoriert werden. Völlig anders sieht das aus, wenn wir uns die Aufgabe im Kunden-Unternehmen und daraus folgend die Erwartungshaltung des Kunden an den externen Spezialisten ansehen…

Ein Interim Manager kann doch auch beraten!

 

Es gibt Provider-Kollegen, die deutliche Überschneidungen zwischen Aufgabe und Tätigkeit eines Interim Managers und denen eines Beraters sehen („Ein Interim Manager kann doch auch ein Konzept machen!“). Und es gibt andere, die für eine weitaus schärfere Trennung eintreten. Ich gehöre zur zweiten Gruppe.

 

Gute Argumente gibt es, wie so oft, für beide Positionen.

 

Bemerkenswerter Weise bin ich in 14 Jahren, die ich jetzt als Interim-Provider tätig bin, ausnahmslos mit Kunden in Kontakt gekommen, die einen Interim Manager suchten – und dann auch tatsächlich einen Interim Manager bekommen wollten. Und eben keinen Berater.

 

In den Anfängen von MANATNET habe ich nachweisbar Geschäft verloren, weil der Kunde die Interim Manager als „zu beraterlastig“ eingeordnet – und deshalb erst gar nicht zum Gespräch eingeladen hatte.

 

Um diese Situationen zu vermeiden, empfehle ich Kandidaten, die neu bei MANATNET ihre Dienstleistung als professioneller Interim Manager anbieten möchten (oder als professionelle Interim ManagerIN, natürlich!): Nehmt den Begriff „Berater“ konsequent aus Eurem Lebenslauf heraus!

 

Andere Interim-Provider sehen das weit weniger kritisch. Und auch das ist völlig okay, so: In unserem Kulturkreis darf man eine eigene Meinung haben – na ja: Grundsätzlich darf man das („JEDER HAT DAS RECHT, MEINE MEINUNG FREI ZU ÄUSSERN!“).

Der Berater „macht“ einfach nicht!

 

Und doch habe ich es erst in dieser Woche leider wieder erleben müssen, dass meine Einschätzung so falsch nicht sein kann:

 

Ein klasse Interim Manager, Spezialist in seinem Thema. Die Laufzeit des Vertrages geht zu Ende und das Projekt soll für weitere sechs Monate verlängert werden. Überraschend erfolgt der Rückzieher des Kunden kurz vor Vertragsunterzeichnung.

 

Selbstverständlich hake ich dann beim Kunden nach: Ich bin ein ausgeprägt lernwilliger Mensch….

 

„Es hat sich herausgestellt, also hier im Projekt, dass der Interim Manager eher ein Berater ist! Er hat enormes Fachwissen, das uns bisher auch weitergebracht hat. Jedoch hat er sicher keine ausreichenden Führungsfähigkeiten – und er „macht“ einfach nicht. Wir aber brauchen in der jetzigen Phase einen solchen Macher – einen, der kraftvoll handelt, der die Dinge vorantreibt und erledigt!“

 

Tilt! Game over!

 

Machen – führen – die Dinge vorantreiben. Und eben nicht mit Rat an der Seite stehen.

 

Ein schönes Mandat führt nun ein anderer weiter. Die finanziellen Auswirkungen schlagen sich beim Interim Manager und bei MANATNET nieder – nicht beim Kunden, der seinen Cashflow für diese Projekt-Arbeit in andere Kanäle lenkt.

 

Deshalb, meine Kollegen mögen es mir nachsehen!, bleibe ich bei meiner Ausrichtung:

 

Ein Interim Manager ist ein Interim Manager!

 

 

 

 

PS: Ich gebe zu, ich habe darüber nachgedacht, diesen Blogeintrag zu verschieben und mich dem Thema „BREXIT“ zu widmen: Ich habe mich dagegen entschieden.

 

Inzwischen habe ich den Eindruck, jeder – ob wissend oder unwissend – meint, sich äußern zu müssen – was sein gutes Recht ist (siehe oben), aber mein gutes Recht ist es eben auch, zu sagen: „Mir reicht´s jetzt!“

 

Ich möchte dennoch an dieser Stelle vier Aussagen treffen:

 

Emotionale Ebene: Die Entscheidung der Briten macht mich traurig.

 

Humanistische Ebene: Ich respektiere die Entscheidung der Briten – und das ohne jede Einschränkung.

 

Wirtschaftliche Ebene: Ich glaube nicht, dass man sich in der heutigen Welt durch Spaltung stärken kann.

 

Politische Ebene: Ich hoffe, die Entscheidung der Briten ist ein Weckruf für die Politiker in Europa und der Startschuss für etwas, das heute jemand als „Europa reloaded“ bezeichnet hatte! Offenbar gilt auch hier: Weitermachen wie bisher geht nicht mehr….!

 

DER SPEKULATIUS BLIEB MIR IM HALSE STECKEN!

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Der_Spekulatius_blieb_mir_im_Halse_steckenKann nicht endlich mal wieder ein Kunde einfach nur einen Interim Manager fürs Controlling suchen? Eine wichtige Aufgabe im Unternehmen, aber nichts Exotisches – und obendrein gibt es ein breites Angebot an solchen Spezialisten.

 

Allein bei MANATNET finden wir zehn Interim Manager mit mehr als sieben Jahren Erfahrung im Controlling, darunter zwanzig Prozent Frauen. Aber nein, solche Standard-Anfragen erhalten wir längst nicht mehr bei MANATNET. Es ist wie verhext!

 

Stattdessen scheinen sich die Kunden verschworen zu haben, um die Leistungsfähigkeit von MANATNET zu testen. Und suchen den spezialisierten Spezialisten mit Spezialwissen.

 

Erst Anfang Oktober bin ich an dieser Stelle darauf eingegangen [EIERLEGENDER WOLLMILCH-INTERIM MANAGER]. Und dann in dieser Woche wieder solch ein Kracher: Einkäufer Automotive für technische Textilien.

 

Gemeinsam mit zwei befreundeten AIMP-Providern habe wir uns durch etwa 10.000 Profile gegraben: Nichts!

 

Dann habe ich die Einkäufer bei MANATNET um Hilfe gebeten: Nichts!

Im Krippen-Heu die Stecknadel gefunden?

 

Dann habe ich alle anderen Interim Manager bei MANATNET um Hilfe gebeten. Nichts – bis auf einen einzigen Hinweis auf einen Kandidaten, der das Anforderungsprofil abdecken könne.

 

Ich gebe zu: Ein vorweihnachtliches Frohlocken stellte sich ein – das sich nach dem Telefonat mit dem Interim Manager in Hosianna-Sphären hinaufschwang. Kurzfristig:

 

„Hallo Herr Becker,

 

anbei wie besprochen mein CV. Wie Sie diesem entnehmen können, habe ich diesbezüglich schon Projekte bei Karman und bei Recaro gemacht. Der Schwerpunkt lag auch auf den vom Kunden gewünschten Schwerpunkten, aber auch auf der generellen Überprüfung der Einkaufsorganisation. Es würde mich sehr freuen, wenn mein Profil, denn Anforderungen entspricht. Der Eintritt könnte asap erfolgen. Über die finanziellen Rahmenbedingungen reden wir, wenn es ernst wird:

 

Beste Grüße

 

Interim Manager“

 

Freudig, einer Adventszeit würdig, lese ich den Lebenslauf – und antworte:

 

„Vielen Dank, Herr Interim Manager.

 

Ich würde sehr gern mit Ihnen gemeinsam dieses Projekt gewinnen: Aber mit diesem Lebenslauf sind wir ohne jede Chance.

 

Nichts von den Anforderungen des Klienten weist Ihr Dokument nach:

Ein formidabler Wunschzettel

 

Für den Kunden stehen folgende Anforderungen an den Interim Manager „Einkauf Textil“ im Vordergrund:

 

  1. Kenntnisse über technische Gewebe ….
  2. Prozesskenntnisse in der Verarbeitung und Beschichtung …
  3. Kenntnisse in der PU/ PVC Beschichtung von Geweben für ….

 

Sie schreiben: „…habe ich diesbezüglich schon Projekte bei Karman und bei Recaro gemacht. Der Schwerpunkt lag auch auf den vom Kunden gewünschten Schwerpunkten, aber auch auf die generelle Überprüfung der Einkaufsorganisation.“, ohne das jedoch nachzuweisen.

 

Hinzu kommt, dass Sie zehn Jahre Projekterfahrung (!) in drei Zeilen abhandeln. Überlegen Sie mal, wie das auf Klienten wirkt, die gerade hier den Wunsch nach detaillierter Information haben. Ich kenne Kunden, die verärgern Sie damit.

 

Meine Empfehlung:

 

(1) Sie fügen Ihre Projektliste bei, die im Detail beschreibt, welche Aufgabe Sie beim jeweiligen Kunden übernommen hatten und wie das Ergebnis Ihrer Arbeit aussah.

(2) Sie beschreiben in drei Sätzen für jede der oben genannten Anforderungen, welche Erfahrungen Sie im Detail aus welchem Projekt mitbringen.

In unserem Telefonat habe ich den Eindruck gewonnen, dass Sie das können. Dann lassen Sie uns den Kunden daran teilhaben!

 

Mit freundlichem Gruß

 

Jürgen Becker“

 

Schnell – toll! – kam die Antwortmail. Ohne Anrede:

 

„Klar kann ich das. Aber ich finde es lächerlich, auf solche Punkte im Detail zu antworten und wenn der Kunde es will, dann soll er doch bitte kurzfristig in eine Bäckerei gehen und sich sowas backen lassen.

 

Beste Grüße

 

Interim Manager“

 

Ups.

 

Der Spekulatius blieb mir im Halse stecken!

 

EIN INTERIM MANAGER – NICHT KANTIG GENUG!

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Ein_Interim_Manager_nicht-kantig-genugDas Interim-Mandat – auf das ich in meinem Blog vom 9. Oktober eingegangen bin („EIERLEGENDER WOLLMILCH-INTERIM MANAGER“) – ging für den Spezialisten auf der Zielgeraden verloren. Für einen Interim Manager, den wir aus fast 4.000 Kandidaten ausgefiltert hatten. In der dritten und letzten Runde mit der Geschäftsführung. Nach fast fünf Wochen Arbeit.

 

„Herr XYZ wird es nicht, Herr Becker!“

 

„Wieso das denn nicht? Ist doch ein Spitzen-Mann!“

 

„Ja schon….!“

 

„Aber….?“

 

„Er ist nicht kantig genug?“

 

„Er ist was?“

 

„Nicht kantig genug!“

 

„Und was bedeutet das für den nicht-Eingeweihten?“

 

„Na ja, er kam nicht überzeugend ´rüber! Er sagte immer „ich würde“, „man sollte“ und „man müsste“. Unsere Geschäftsführung wünscht sich aber jemanden, der klar sagt, wo´s langgeht!“

Endverhandlung: Prozess-Störung oder Test?

 

Danke für´s Gespräch. Fast eine halbe Million Euro Netto-Honorarvolumen für den Interim Manager: weg! Und der MANATNET-Anteil löste sich parallel in Luft auf.

 

Nun, tief im Innern war ich gewarnt. Als der Interim Manager im Feedback-Telefonat zum Treffen mit der Geschäftsführung sagte, „Die haben dieselben Fragen gestellt wie in der zweiten Runde!“, fuhr eine imaginäre Faust in meine Magengrube. Und im Kopf bildete sich die Frage: „Wie kann so etwas sein?“

 

Selbstverständlich ist so etwas möglich! Dass die Geschäftsführung eines Unternehmens im entscheidenden Gespräch dieselben Fragen stellt, wie die Fachabteilung zuvor. Nur wird sich jeder Profi fragen: Was geht denn hier ab? Wo ist der Mehrwert, den wir hier schaffen?

 

Entweder, die Geschäftsführung ist nicht über die Ergebnisse und Einschätzungen der Vorgespräche informiert worden. Das würde eine erhebliche Lücke im Prozess auf Seiten des Kunden offen legen – und ein Profi würde darauf eingehen.

 

Oder aber das ganze ist ein Test – und die Geschäftsführung möchte sehen, wie weit sich der Interim Manager „gängeln“ lässt [Ist alles schon vorgekommen!]. Ein Profi wiederum würde nachhaken und dadurch diesen Test-Versuch offenlegen.

Praxis bestätigt Lehrbuch

 

Fatalerweise – und hierauf bin ich auf gar keine Weise stolz! – legt diese Erfahrung knochentocken die Relevanz meiner kleinen Serie zum Vertrieb für Interim Manager offen:

 

TAKE THE DRIVER´S SEAT“: Hier habe ich geschrieben: “Fällt Ihnen etwas auf? Richtig: Sie warten nicht passiv auf das, was Ihr Gegenüber tut, sondern Sie übernehmen den aktiven Part. Interessanterweise ist das die inhärente Erwartungshaltung praktisch jedes Kunden an einen Interim Manager: Dass er macht, dass er eine aktive Rolle im Unternehmen übernimmt. Also übernehmen Sie den aktiven Part. Zeigen Sie, dass Sie die Dinge im Griff haben. Und so seltsam das klingen mag: Übernehmen Sie die Zügel bereits im Erstgespräch – wenn auch vorsichtig: Sie wollen ja nicht, dass die Gäule mit Ihnen durchgehen…“

 

Und:

 

WER FRAGT, LERNT”: Hier lautet die Passage: „Danken Sie zum Beispiel so: „Vielen Dank, Herr/Frau Kunde, dass Sie mir die Gelegenheit geben, Ihre Situation und Ihre Aufgabenstellung noch besser zu verstehen. [Ich hänge stets an: Ich verspreche Ihnen, ich werde Ihre Zeit nicht vergeuden!“] Glauben Sie mir: Das beeindruckt! Das wirkt professionell! Und Menschen neigen dazu, sich von Profis führen zu lassen. Und dann führen Sie das Gespräch auch. Es wird den einen oder anderen Kunden geben, der sich die Gesprächsführung nicht aus der Hand nehmen lassen wird – aber wenige! In diesem Fall gehen Sie zunächst darauf ein – anderenfalls wird Ihr Gespräch schneller zu Ende sein, als Sie glauben mögen.“

 

Ganz besonders schmerzhaft für mich ganz persönlich ist, dass ich den Interim Manager vor seinem entscheidenden Gespräch auf diese beiden Blogeinträge hingewiesen habe – und er sie dankend gelesen hat.

 

Ich bin mir ziemlich sicher: Hätte er sie auch nur im Kern umgesetzt, hätte er fast eine halbe Million Euro in den kommenden zwei Jahren eingefahren.

 

Doch grau ist jeder Konjunktiv! Zurück hingegen bleibt:

 

Ein Interim Manager – nicht kantig genug!

 

EIERLEGENDER WOLLMILCH INTERIM MANAGER

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Eierlegender_Wollmilch_Interim_ManagerViel hat sich seit 2003 im Interim Management verändert – seit MANATNET als auf das professionelle Interim Management spezialisierter Internet-Markplatz für die D-A-CH-Region die Szene bereichert: Interim Management ist bekannter geworden – viel bekannter, dank der gemeinsamen Anstrengungen von AIMP und DDIM; nicht zuletzt die jährlichen AIMP-Providerumfragen weisen das nach.

 

Großunternehmen nutzen Interim Manager ganz selbstverständlich – auch und vor allem im Rahmen von Projekten. Nachvollziehbar, denn aufgrund der Lean Management-Programme ist kaum noch jemand ohne deutliche Probleme für den abgebenden Bereich mal eben schnell für ein Projekt abzukommandieren.

 

Dem gegenüber steht der Mittelstand, der sich mit Interim Managern noch immer schwer tut – weil er sie in aller Regel als zu teuer ansieht. Dabei erlebe ich in der Praxis, wie deshalb schier unglaubliche Cash-Potenziale ungenutzt verrotten. Regelmäßig gehe ich – ein Rufer in der Wüste! – an dieser Stelle darauf ein: Zuletzt am 6. Februar dieses Jahres („INTERIM MANAGEMENT LOHNT VOR ALLEM IM MITTELSTAND!“) und ziemlich genau ein Jahr davor („INTERIM MANAGER KÖNNEN GROSSES SCHAFFEN IM MITTELSTAND“).

Anforderungen an Interim Manager steigen dramatisch

 

In der jüngeren Vergangenheit fällt zudem auf, dass die Anforderungen, die die Kunden an die Interim Manager stellen, gen unendlich zu tendieren scheinen:

 

Gemeinsam mit MANATNET und einem weiteren befreundeten AIMP-Provider versuchte ein geschätzter Kollege für einen Kunden (38.000 Mitarbeiter) eine Spitzenposition im internationalen IT-Projektmanagement zu besetzen. Beide befreundeten Provider halfen mit jeweils einem (!) Kandidaten: Mehr gaben die Pools schlicht nicht her, so tapfer waren die Anforderungen des Kunden.

 

Die Interim Manager von MANATNET wissen das: Für jedes Projekt, das ich selbst bearbeite, gleiche ich Punkt für Punkt des Anforderungsprofils in einer kleinen Excel-Tabelle gegen die Informationen aus dem jeweiligen Lebenslauf ab – und hake bei jeder Lücke nach. Der Interim Manager von MANATNET erfüllte ausnahmslos (!) alle dokumentierten Anforderungen des Kunden – und wurde dennoch abgelehnt. Argument des Kunden: „Der Kandidat bringt zwar aus fünfzehn Jahren exzellente Führungserfahrung im Management von internationalen Groß-Projekten bis 300 Mitarbeitern mit und er beherrscht wohl alle modernen IT-Management-Methoden. Wir aber wünschen uns zudem Führungserfahrung in der Linie!“

 

Der neue CTO des Automobilzulieferers (3.500 Mitarbeiter) möchte die „Nummer 2“ in der Technik für sein Unternehmen finden – in Festanstellung; und wenn´s denn sein muss, dann zunächst einmal interimistisch. Das Anforderungsprofil, das ich erhalte, umfasst viereinhalb DIN A4-Seiten – zugegeben: Einschließlich einiger Erläuterungen.

Kaum ein Interim Manager erfüllt solche Erwartungen

 

Ich schreibe dem Kunden: „Ihr Anforderungsprofil ist tapfer! Es würde mich daher überraschen, wenn Sie aus dem Vollen schöpfen könnten.“

 

Die entwaffnende Antwort: „Das ist die zweitwichtigste Position, die wir in der Technik haben mit entscheidender strategischer Bedeutung. Zudem ist es die erste Position, die ich besetze: Da möchte ich keine Fehler machen!“

 

Die Position ist bis heute nicht besetzt – obwohl wir etwa 4.000 Kandidaten geprüft haben – auch hier gemeinsam mit einem befreundeten Provider aus dem AIMP.

 

Das Unternehmen mit rund 1.500 Mitarbeitern ist Teil einer erheblich größeren Gruppe und sucht den Interim Manager für einen umfangreichen Rollout einer neuen ERP-Software. Das Anforderungsprofil steht dem aus dem ersten Beispiel in nichts nach – und wird im Rahmen einer Telefonkonferenz um ein zusätzliches Briefing, das ich auf knapp zwei weiteren DIN A4-Seiten zusammenfasse und mit dem Kunden zur Freigabe durchspreche.

 

„Das sind schon heftige Anforderungen, nicht wahr?“

 

„Ja, stimmt schon. Da haben Sie Recht! Eigentlich suchen wir die „Eierlegende Wollmilchsau“…!“

 

Hamwa nich! Aber resignieren kennen wir ja nicht im Interim Management: Vielleicht finden wir ihn ja doch, wenn wir alle Kräfer bündeln – oder wir haben mal ein wenig Glück. Oder es registriert sich am Wochenende bei MANATNET ein

 

Eierlegender Wollmilch Interim Manager.

 

SMILEYS ALS QUALITÄTSSIEGEL FÜR INTERIM MANAGER

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Smileys_als_Qualitaetssiegel_für_Interim_ManagerEin Interim-Provider sitzt im Büro, die Füße auf dem Tisch, und wartet auf den Anruf eines Unternehmens, das tränenüberströmt gleich morgen einen Interim Manager benötigt, der den unternehmensweiten Flächenbrand dank seiner Fähigkeiten aus der Liga der Superhelden erst unter Kontrolle und schließlich zum Ersticken bringt.

 

Zu diesem Behufe schaut der Interim-Provider lässig in seine Schreibtisch-Schublade, zieht den obenauf liegenden Lebenslauf des exakt passenden Interim Managers hervor – und stellt diesen Kandidaten mit großem Auftritt dem wankenden Unternehmen vor.

 

Für diese titanenhafte Leistung zieht der Interim-Provider das Unternehmen aus mittels überhöhter Tagessätze und den genannten Interim Manager ab durch Provisionen dicht an der Sittenwidrigkeit. Daraufhin widmet er sich erneut und mit Hingabe seiner überbordenden Freizeitgestaltung.

 

Soweit eine Meinung zu Interim-Providern, die unter Interim Managern weitaus öfter anzutreffen ist als man glauben möchte.

 

Sie könnte falscher nicht sein!

 

Nun habe ich nicht vor, in meinem heutigen Blog das Image der Interim-Provider aufzupolieren. Ganz und gar nicht.

 

Abgleich der Eignung eines Interim Managers auf Mikro-Ebene

 

Die Unternehmen, die professionell unterwegs sind, melden sich nicht bei einem Interim-Provider mit dem Satz: „Wir brauchen einen Controller – und das asap!“

 

Stattdessen reichen sie ein Anforderungsprofil an den Provider weiter, das typischerweise auch als Stellenanzeige verwendet werden könnte, denn es deckt ab, was zu tun ist und was der Klient vom Kandidaten erwartet.

 

Solch ein Dokument habe ich in dieser Woche erhalten. Wie stets reduziere ich dann die zum Teil in blumiger Sprache gehaltenen Anforderungen auf ihren Kern und trage sie untereinander in die Zeilen einer Excel-Tabelle ein – in diesem Fall exakt 23 Kriterien.

 

Jeder weiß (auch der Kunde!), dass praktisch niemand all diese 23 Kriterien erfüllen kann und dann auch noch sofort verfügbar ist. Zwar wäre das der einem Sechser im Lotto vergleichbare Idealzustand, aber auch fünf Richtige sind in aller Regel nicht zu verachten. Folglich geht es darum, Kandidaten zu identifizieren, die dem Idealzustand möglichst nahe kommen.

 

Den besten Interim Manager gibt‘s mitunter im eigenen Pool nicht

 

Mitunter, ja tatsächlich!, reicht dann der eigene Pool nicht aus – um der Kundenerwartung wirklich nahe zu kommen. Dann helfen wir uns im AIMP – eine tolle kollegiale Unterstützung, die ich sehr zu schätzen weiß!

 

Auf dem Weg über die befreundeten AIMP-Provider erhalte ich normalerweise zwei bis vier weitere Kandidaten, die (welche Hilfe!) der Kollege bereits qualitätsgesichert hat.

 

Dann trage ich die Erfahrungen und Fähigkeiten aller Kandidaten in die Spalten meiner Excel-Tabelle ein: Ja, Nein – und N/A für „kann ich aus dem Lebenslauf nicht herauslesen“. Nichts anderes wird auch der Klient in der ersten Runde tun!

 

Danach zeige ich jedem Kandidaten das individuelle Ergebnis seiner Eignung aus meiner Sicht und frage dann, wie er selbst das denn sähe.

 

In aller Regel wird dann der Lebenslauf nachgearbeitet oder, das kommt auch vor, ich werde auf Stellen hingewiesen, die ich falsch gedeutet habe. In dieser Woche habe ich jedoch eine neue Erfahrung gemacht.

 

Auf mein „N/A“ („kann ich nicht erkennen“) an fünf wichtigen Stellen antwortete der Kandidat:

 

– sollte man davon etwas verstehen SMILEY

– brauche ich schon eine sehr starke Affinität hierzu SMILEY

– damit hat man doch täglich zu tun SMILEY

– wenn ich das als Berater nicht könnte…. SMILEY

 

Heissa, das ist doch mal was wirklich Neues:

 

Smileys als Qualitätssiegel für Interim Manager.

 

WIR KENNEN ALL UNSERE INTERIM MANAGER PERSÖNLICH!

Fotograf_J_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Wir_kennen-alle-unsere_Interim_Manager_persoenlich„Ihr Interview war doch recht ernüchternd!“, sagte der Interim Manager in spe. Lange schon bin ich dazu übergegangen, den Gesprächen mit Neu-Einsteigern ins Interim Management eine Vereinbarung voranzustellen – zwischen dem Interim Manager und mir:

 

Ich lese zur Vorbereitung den Lebenslauf des Interim Managers und im Gegenzug liest der Interim Manager mein Interview „Interim Management als Beruf“.

 

Das ermöglicht es mir, im gegebenen Zeitrahmen tiefer ins Thema einzusteigen anstatt die Zeit mit den immer gleichen Basics zu verdaddeln.

 

Regelmäßig eröffne ich unser Gespräch dann mit der Frage: „Was ist Ihr ganz persönliches Fazit nach meinem Interview?“ Und in aller Regel erhalte ich dann Aussagen wie die, mit der ich meinem heutigen Blogeintrag eröffnet habe.

 

Wer fragt führt – auch im Interim Management

 

Im Gespräch gehe ich selbstverständlich auf die Fragen des Interim Managers ein – aber ebenso selbstverständlich stelle ich meine Fragen.

 

Dazu gehören auch so genannte „Quittungsfragen“. So zum Beispiel: „Herr XYZ, ich empfange in unserem Gespräch Signale, dass in Ihrem Leben die Komponente Sicherheit eine recht große Bedeutung hat. Ist das so oder täusche ich mich?“

 

„Ganz erstaunlich, Herr Becker, wie Sie das am Telefon heraushören können!“

 

Ist es ganz und gar nicht, wenn man sein Gegenüber ernst nimmt und wirklich zuhört.

 

Aber ein solcher Kandidat wird mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht glücklich werden im Interim Management. Und davon haben wir alle nichts: Der Interim Manager nicht, der Kunde nicht – und MANATNET auch nicht.

 

Zudem habe ich eine beinahe rituale Abschlussfrage in unserem Gespräch:

 

„Sicher haben Sie auch mit anderen Interim-Providern gesprochen: Wie unterscheidet sich unser Gespräch von den Gesprächen mit meinen Kollegen?“

 

Immer gleiche Antworten

 

Beinahe stereotyp erhalte ich eine von diesen beiden Antworten:

 

1. „Mit X, Y und Z muss ich noch sprechen: Die haben nicht so schnell reagiert wie Sie.“

 

2. „Die sind längst nicht so tief ins Thema eingestiegen. Die sind mit mir meinen Lebenslauf durchgegangen und haben mir erzählt, was sie so machen.“

 

In den enschlägigen Broschüren jedoch – Papier ist halt geduldig! – steht etwas ganz anderes:

 

Wir kennen all unsere Interim Manager persönlich!