RAUCHEND GEOPFERT AUF DEM ALTAR DER KUNDENORIENTIERUNG

© Fotograf: Volker Boehm – Titel: Juergen_Becker_AfterWork_III_PR_MarCom_Walk-The_Line_Gaetano_Gross

Am vergangenen Freitag gab´s keinen Blogeintrag von mir. Und prompt haben meine treuesten Leser noch am gleichen Nachmittag bei Facebook nachgehakt, was den los sei.

 

Kleinlaut musste ich zugeben: Blog fällt aus! Das zweite Mal in einer gefühlten Ewigkeit.

 

Diejenigen unter meinen Lesern, die mich gut kennen, wissen: Ich gelte als Meister des Zeitmanagements. Auf diese Fähigkeit – errötend gebe ich das zu – bin ich recht stolz; erlaubt sie es mir doch, Stress so gut wie gar nicht erst aufkommen zu lassen:

 

Wenn ich stets weiß, an welchem Tag ich was bis wann erledigt haben muss – dann weiß ich, welche Freiräume ich mir noch mit weiterer Arbeit zupacken kann oder halt eben nicht. Diese – wieder einmal: – Transparenz ist die Grundlage für vieles – vor allem für ein „Nein“, mit dem sich die meisten Menschen halt schwer tun. Meine ganz persönliche Firewall!

 

Die einzigen Attacken, der meine Firewall regelmäßig zum Opfer fällt, führt immer die gleiche Partei aus. Sie trägt vor sich her das Banner mit dem goldbestickten Namen „Kunde“ – untertitelt in kursiven, schimmernden Lettern: „König“.

 

Ja, ich fürchte nur diese Partei! Nicht, weil ich Angst habe! Nein, ganz und gar nicht.

 

Ich fürchte diese Partei, weil ich seit den ersten Schritten bei der Dresdner Bank, in längst verrotteten Räumen und längst verblichenen Zeiten, so geprägt bin, ihr alles unterzuordnen:

 

Der Kunde geht immer vor.

 

An dieser Prägung wurde ohne Unterbrechung weiter gearbeitet, gefeilt – bis zu debis-Zeiten zur Jahrtausendwende. Selbst der CEO, Karl Heinz Achinger, hatte dem Kunden immer und ausnahmslos alles untergeordnet. Auch Termine, die wir mit ihm selbst, Achinger, gemacht hatten, kippte er ohne zu zögern, wenn ein Kunde rief.

 

Das hat mich immer schwer beeindruckt!

 

Das hat mich geprägt. Lange war ich stolz auf diese Prägung – nennen wir sie: Absolute und uneingeschränkte Kundenorientierung.

 

Heute bin ich jedoch davon überzeugt: Diese Prägung schwächt mich gleichzeitig. Sie schwächt mich, weil sie es als einzige schafft, meine ganz persönliche Firewall einzureißen und dadurch Chaos und Tumulte auf meiner Seite zu verursachen.

 

Es lag ein sauberer Plan hinter dieser Firewall – samt dazu gehöriger sauberer Taktung. Er hätte sichergestellt, dass meine Rede für die Vernissage (nebenbei: ich bereite so etwas vor) am kommenden Tag ebenso fertiggestellt gewesen wäre wie mein Blogeintrag am darauffolgenden Tag.

 

Die Attacke des Kunden in Form einer Anfrage ließ die Firewall jedoch in sich zusammenfallen, die daraufhin Planung und Taktung krachend unter sich begrub. Und ich sah zu dabei – mit tränen-feuchtem Auge: Boabdils letzte Träne beim Fall der Alhambra – „Suspiro del Moro“, so lautet ein Tryptichon von Gaetano Groß: Eins meiner Lieblingswerke von ihm.

 

Rede und Blog schieben.

 

Vorbereitungen und Kommunikation mit den infrage kommenden Interim Managern vorziehen auf den Abend. Vom Büro aus. Alles andere absagen. Koffer später packen – am besten komplett an die Gattin delegieren.

 

Früh am Morgen die Antworten der Interim Manager zur Verfügbarkeit prüfen: Ich hasse frühes Aufstehen!

 

Mobiles Büro im Fond der Limousine einrichten. Rechner: normalen Akku gegen fetten Akku austauschen.

 

Los.

 

Die Aktualisierungen veralteter Lebensläufe kurz vor Toresschluss vom Auto aus auf die Server laden. Warum muss das so laufen?

 

Liefern der Profile an den Kunden von der A7 bei Tempo 130 km/h über Mobilfunk. Ja, liebe Kollegen, das geht! Allerdings nur wenn die beste aller Ehefrauen fährt – oder der beste aller Söhne.

 

Die verbliebenen Kilometer der A7 werden der Rede zur Eröffnung der Kunstausstellung gewidmet:

 

Es gelang leidlich.

 

Hinten an vertrocknete mein Blogeintrag. In mein Hirn drängt sich: Das klassische Omega-Tier, das freimütig und ohne zu zögern geopfert wird, um das Rudel zu erhalten. Da ging er hin, mein Blogeintrag, flankiert vom wehenden, goldbestickten Banner:

 

Rauchend geopfert auf dem Altar der Kundenorientierung.

 

AM ANFANG WAR DAS WORT – AM ENDE DAS SMARTPHONE

© Fotograf: Pedro Ribeiro Simões – Titel: Talking

Wenn ich auf das Geschäft des Interim Management-Providers schaue, dann hat das ein paar typische Säulen:

 

Qualität der Interim Manager: Hier gibt es doch einige Scharlatane!

 

Qualität der Anfragen von Unternehmen: Hierüber decke ich nachsichtig den Mantel des Schweigens.

 

Qualität des „Matchings“: Das Zusammenbringen von Angebot und Nachfrage – unser Kerngeschäft.

 

Sicher, es gibt noch ein paar andere Säulen, die ich aber allesamt als weniger wichtig einschätze.

 

Mit einer Ausnahme: Kommunikation!

 

MANATNET wird im kommenden Jahr zehn Jahre alt – und trotz aller Unkenrufe und Anfeindungen in den frühen Jahren: MANATNET gibt´s immer noch!

 

In diesen zehn Jahren habe ich gelernt: Die mit Abstand wichtigste Säule ist die Kommunikation – auch im Interim Management. Wen eigentlich kann das überraschen? So tickt unser Geschäft, so ticken andere Geschäfte: So tickt unsere Welt.

 

Information ist heute überall und jederzeit verfügbar. Ein Zustand, den vor etwa 15 Jahren – noch in Zeiten von Netscape – selbst wir uns bei debis nicht vorstellen konnten. Und wir wurden wirklich oft genug für unsere „abenteuerlichen Visionen“ verspottet.

 

Die Kommunikationstechnik erlaubt es uns inzwischen, jedem immer überall und sofort antworten zu können, wenn wir das eben wollen. Die Zauberwörter heißen: Mobiles Internet, Flatrates und Smartphones. Und, nicht dass ich falsch verstanden werde: Ich finde das toll! Welch´ ein Segen! Welche Möglichkeiten!

 

Ich habe irgendwo gelesen, in Deutschland habe nahezu jeder zweite solch ein Smartphone.

 

Nun frage ich mich seit einiger Zeit: Was zum Teufel machen die mit den Dingern?

 

Antworten kommen spät oder aber gar nicht. Feedback kommt gar nicht oder nur aufgrund einer Nachfassaktion von uns. Antworten auf Quittungsfragen dauern eine gefühlte Ewigkeit.

 

Von Unternehmen ebenso, wie von Interim Managern – wenn ich von Profis aus der Liga Kai Otte oder Thorsten Soll einmal absehe.

 

Vielleicht sollten wir uns ein wenig besinnen:

 

Ich bin zutiefst davon überzeugt: Niemand wird zum Kommunikations-Ass, indem er das neue IPhone 5 strahlend vorzeigen kann.

 

Ich werde dadurch zum Kommunikations-Ass, dass ich den Dialog mit meinem Gegenüber aufrechterhalte. Und ein solcher Dialog ist nicht dadurch gekennzeichnet, dass man zwischendurch zu Bett geht.

 

Und ich werde dadurch zum Kommunikations-Ass, indem ich mein Gegenüber stets aktuell informiert halte. Das ist der Kern. Das ist aber auch alles. Mehr braucht´s doch gar nicht!

 

Jedoch: Das gelingt nur durch Worte, keinesfalls durch hochauflösende Displays, schnelle Prozessoren oder gar ein Meer von Apps.

 

Mir scheint, wir sind dabei, eben das zu verlernen.

 

Und das trotz der auf Kommunikation ausgerichteten Spitzen-Technik, ja vielleicht sogar wegen der tollen Technik, die uns zur Verfügung steht. Ein Werkzeug letztlich, wenn auch eins aus der Hochtechnologie – das aber so viele von uns so unsagbar innig lieben, dass sie sich nicht einmal im Restaurant davon trennen mögen.

 

Ich lechze nach einem Rück-Besinnen an genau dieser Stelle. Derzeit jedoch sehe ich noch ein Bild vor meinem Tränen-feuchten Auge:

 

Am Anfang war das Wort – am Ende das Smartphone

 

 

PS: Dieser Blog-Eintrag zum Thema „Kommunikation“ wird mit meinem bisher höchsten Wert (0,33) vom Blablameter abgestraft. Ich bin erschüttert. Ich sollte eine Selbstfindungsgruppe aufsuchen…

EINE SCHLECHTWETTERFRONT NAHT IM INTERIM MANAGEMENT!

© Fotograf: Jürgen Becker – Titel: Sturm zieht auf

Die bei MANATNET registrierten Interim Manager wissen das seit langem: Die Zugriffszahlen auf unseren auf das Interim Management spezialisierten Internet-Marktplatz sind ein recht guter Frühindikator für die kommende wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Erst im August-Newsletter für die Interim Manager bin ich darauf eingegangen.

 

Nun ist es wohl tatsächliche soweit: Die deutsche Wirtschaft schwächelt – wenn auch auf hohem Niveau. Der ifo-Index für den September ist das fünfte Mal in Folge gefallen. Allen Erwartungen der Analysten zum Trotz! [Ich kann mir das nicht verkneifen: Wer gibt eigentlich noch etwas auf deren Meinung?]

 

Selbst das Füllhorn-gleiche Geschenk-Programm der EZB kann die Skepsis der deutschen Wirtschaft nicht beenden. Nur der DAX hat das offenbar ausgeblendet. Getreu dem Motto: Wenn alle Stricke reißen, wird´s die Politik vulgo EZB schon richten. Koste es, was es wolle. Inflation ist damit sehr wahrscheinlich.

 

Nun gelte ich sicher nicht als Prediger in Sachen Weltuntergang. Ich vertrete stattdessen den unerschütterlichen Glauben an die Leistungsfähigkeit der Menschheit. (Man sehe mir diesen großspurigen Begriff nach!)

 

Aber ich vertrete gleichermaßen die Überzeugung: Weitermachen wie bisher – ist nicht mehr! Darauf bin ich mehrfach an dieser Stelle eingegangen.

 

Das gilt für alle beteiligten Parteien (neuschwurbelig: „Stakeholder“) – also auch für die deutschen Unternehmen.

 

Dennoch halte ich fast jede Wette: Die deutschen Unternehmen werden in der Masse auch in den kommenden Monaten wieder das tun, was sie stets in solchen Situationen getan haben:

 

Nichts tun, abwarten – und auf der Kasse sitzen.

 

Verwunderlich? Nicht wirklich, denn sie sind in der Vergangenheit gut damit gefahren.

 

Im Ergebnis werden weniger Interim Mandate am Markt sein. Die Auslastung der Interim Manager wird sinken. Eine kleine Nebenwette biete ich an: Das wird sich bereits in der AIMP-Providerumfrage 2013 im kommenden Frühjahr niederschlagen.

 

Interim Manager, zieht Euch warm an:

 

Eine Schlechtwetterfront naht im Interim Management!

 

ICH LACH´ MIR´N AST!

Dichtung und Wahrheit. Idealtypische Welt und tatsächliche Welt. Die Gräben dazwischen sind mitunter riesig!

 

So argumentieren Vordenker seit einer gefühlten Ewigkeit, Unternehmen sollten von anderen Branchen lernen. Ich teile diese Meinung, erlebe jedoch zum Beispiel im Interim Management ein unbeirrbares Schubladen-Denken: „Der Kandidat kommt nicht aus unserer Branche? Passt nicht!“.

 

In dieser Woche ist mir ein Artikel untergekommen, den ich sogar für unseren Newsletter für unsere Unternehmenskunden aufgegriffen habe: „Warum nur ‚lachende‘ Unternehmen die Zukunft erreichen“ vom P. T. MAGAZIN für Wirtschaft und Gesellschaft. Nieder mit der Schublade!

 

Launig untertitelt mit „Stunden der Heiterkeit“, „Gut, wenn das Lachen Einzug hält“ oder „Lachende Unternehmen betören die Kunden“ wird der Artikel wahrscheinlich verstörtes Kopfschütteln bei den meisten Lesern hervorrufen.

 

Auch aus meiner Sicht ist der Artikel recht idealtypisch. Dennoch hat er im Kern Recht, wenn er – ein wenig martialisch – zusammenfasst: „Vergiftete Unternehmen werden sterben“.

 

Zitat: In ‚vergifteten Organisationen‘ werden in großem Stil menschliche Ressourcen und Talente verschwendet. Dort herrschen Intrigen und Machtkämpfe, da toben Eifersüchteleien und Missgunst. Dies führt zwangsläufig zu Argwohn und Leistungsabfall, zu Unfreundlichkeiten und häufigen Fehlern, zu angepasster Mittelmäßigkeit, zu Lethargie, Frust und Fluktuation. (Zitat Ende).

 

Ich kenne beide Arten von Organisationen:

 

Ich habe in einem Unternehmen gearbeitet, in dem viel gelacht wurde – und wir haben in einem vibrierenden Umfeld Spitzenleistungen erbracht.

 

Und ich habe in einem Unternehmen gearbeitet, in dem die Angst regierte. Kleinlaut muss ich jedoch zugeben: Auch dieses Unternehmen lebt noch immer.

 

Es ist bemerkenswert, dass in meinen Gesprächen mit den Unternehmen die Organisationen aus der zweiten Gruppe regelmäßig als „normaler“ angesehen werden – auch heute noch:

 

Ich lach´ mir´n Ast!

EINE TYPISCHE WOCHE IM INTERIM MANAGEMENT

(C)ULI_STEIN_ER_IST_HALT_KEIN_AUSGESPROCHENER_URLAUBSTYPIch gehöre nicht zu den Menschen, die sich am Donnerstag von Radio-Moderatoren angesprochen fühlen, weil „das Wochenende vor der Tür steht“. Oder freitags gemeinsam mit ihnen frohlocken, weil die Arbeitswoche nun, heissa!, ein Ende hat.

 

Was für eine armselige Lebens-Situation: Fünf Tage Mist – gegenüber zwei schönen Tagen…

 

Ja, ich gebe zu: Ich freue mich sonntags stets auf die Woche, die da kommen wird. Mitleidige Blicke erntend, sofern ich das einmal offen ausspreche. Schon in frühen Jahren glaubte meine Familie deshalb, mich in Uli Steins Cartoon („Er ist kein ausgesprochener Urlaubstyp“) im Detail wiederzuerkennen.

 

Warum freue ich mich auf die kommende Woche? Nun, weil sie stets neue Überraschungen mit sich bringt. Das ist Leben!

 

Montag: Ein Kunde hat sich von einem Interim Manager getrennt, weil er mit der Arbeit des Interim Managers nicht zufrieden war. Mist! Kommt selten vor. Kommt aber eben doch mal vor. Hier schlägt ein Dreiseiter vom Anwalt des Interim Managers auf, in dem unser Provisionsanspruch bestritten wird. Und: „Im Übrigen gehen wir derzeit davon aus, dass das Kundenunternehmen Sie für Ihre Personalsuche hinreichend entlohnt hat.“

 

Nun habe ich mich inzwischen durchaus an die standestypische Art der Kommunikation (Wir erkennen aus der Transaktionsanalyse: „Du bist nicht okay – und obendrein noch böse!“) gewöhnt und sie trifft mich in keiner Weise mehr. Dass sie aber durchaus auf der Grundlage völliger Unkenntnis der Usancen im Interim Management erfolgen kann, erschüttert mich jedoch (Ein Schelm, der meint, der Interim Manager wüsste das nicht ganz genau!).

 

Dienstag: Wir haben einem Kunden vier Kandidaten für ein Projekt vorgestellt. Der Finanzchef, unser Ansprechpartner, hat zwei ausgewählt und das erste telefonische Interview mit beiden Kandidaten hat stattgefunden. Am Montag war der CEO aus dem Urlaub zurück und die Entscheidung über die Interviews vor Ort sollte getroffen werden.

 

Maileingang, 9.30 Uhr

 

„Hallo Herr Becker,

 

Entscheidung ist getroffen. Wir werden einen oder beide Kandidaten kurzfristig kontaktieren.

 

Gruß“

 

Bei MANATNET geht bekanntlich alles sehr schnell – und so wurden die beiden Interim Manager um 9.47 Uhr informiert.

 

Um 9.53 erhielt ich diese Mail:

 

„Hallo Herr Becker,

 

der CEO hat offenbar innerhalb von zehn Minuten seine Meinung geändert. So wie ich das lese, wird es keine Termine geben. Sorry für das Hin und Her.

 

Gruß“

 

Mittwoch: Das iPhone5 deckt ab dem späten Nachmittag praktisch alle meine Newsfeeds zu. Und: Ein emotionaler GAU im privaten Umfeld trifft mich bis ins Mark.

 

Donnerstag 1: Wenn im Rahmen der Projektarbeit auffällt, dass der Lebenslauf eines Interim Managers veraltet ist, dann weisen wir den jeweiligen Interim Manager darauf hin und bitten ihn, sein Dokument zu aktualisieren. Gleichzeitig wird ein dreistufiger Follow-up-Prozess gestartet: Letzte Stufe: „Wenn Sie Ihr Dokument nicht aktualisieren, dann wird unser System Ihre Daten bei MANATNET sperren.“

 

Drei Interim Manager kündigen daraufhin die Zusammenarbeit mit MANATNET. Ich schwanke zwischen „schade“ und „wie gut“.

 

Donnerstag 2: Wir hatten versucht, einem befreundeten Provider aus dem AIMP zu helfen, einen Kandidaten mit einem sehr speziellen Pharma-Profil zu finden – was über unsere Kontakte in UK gelang!

 

Maileingang 12.30 Uhr:

 

„Lieber Jürgen,

 

hier wurde jetzt eine Lösung aus der eigenen Umgebung gefunden.

 

Nochmals besten Dank für deinen Support – in der Hoffnung, dass wir wirklich auch einmal etwas erfolgreich abschliessen können.

 

Herzlichen Gruss!“

 

Taumelnd kontaktiere ich Uli Stein und bitte ihn, seinen Cartoon für mein Blog verwenden zu dürfen. Ich weiß, sehr kurzfristig! Aber vielleicht ….

 

Freitag: Auf der Grundlage des mit dem Kunden abgestimmten Anforderungsprofils hatten wir die Lebensläufe von insgesamt fünf Kandidaten vorgestellt. Heute kommt die Nachricht:

 

Sehr geehrter Herr Becker,

 

vielen Dank für die Zusendung Ihrer Kandidatenliste. Aufgrund der Unterlagen sind sicherlich sehr gute Qualifikationen dabei. Es hat sich jetzt von unserer Seite noch eine Änderung ergeben. Wir können die XYZ-Kompetenz anderweitig abdecken, so dass wir das Anforderungsprofil auf einen reinen Leiter der Fertigung reduzieren können. Dies dürfte sicherlich in den Tagessätzen eine deutliche Reduzierung bedeuten.

 

Gruß“

 

Gehen Sie zurück auf „LOS“ – ziehen Sie keine 3.000 Euro ein!

 

Uli Steins Genehmigung ist angekommen! Sehr schnell: Und das heutzutage! Kostet mich 50 Euro. Sei´s drum: Das Ding passt einfach super gut! (Dafür bring ich´s auch doppelt so groß wie sonst!)

 

Und der Radiomoderator jubiliert: „Jetzt geht´s ab ins Wochenende!“

 

Ich lach´ mir´n Wolf!

 

Eine typische Woche im Interim Management.

 

DAS HABE ICH IN MEINER GANZEN ZEIT ALS INTERIM MANAGER NOCH NIE ERLEBT. KOMPLIMENT!

So Manches kritisieren die Interim Manager an „den“ Providern. Auffallend oft jedoch kommt die Kritik unter der Überschrift „Erst war alles furchtbar eilig – und dann hört man als Interim Manager nichts mehr“!

 

Als diese Kritik vor einigen Jahren erstmals aufkam, da hatte mich das völlig überrascht. Noch mehr jedoch die lapidare Antwort eines Kollegen: „Wenn wir nicht antworten, kommt der Interim Manager nicht länger für das Projekt in Frage! Das ist selbstredend: Das müssen wir doch nicht extra schreiben.“

 

Nun wissen wir seit frühen Kindesbeinen, dass eine ausgeprägte Interessenlage im letzten Monat des Jahres und kommunikationsleere Wartezeiten keine guten Freunde sind:

 

„Bekomme ich mein Auto, meine Puppe – oder doch nicht? (Okay, wir sind in der Antike: Heute fragen bereits kleine Kinder nach iPhones, iPads oder vergleichbarem iRrsinn).

 

Alle Jahre wieder schien uns die Wartezeit bis zum Vierundzwanzigsten gegen Unendlich zu tendieren. Vor allem, weil niemand irgendetwas sagte. In der heroischen Absicht, „es soll(e) doch eine Überraschung sein“, wurden Heerscharen von Kindern von Gelübde-gleich schweigenden Eltern systematisch in Ungewissheit gehalten.

 

Und mit Ungewissheit können wir Menschen ganz schlecht umgehen. Allein die Aussage des Vaters zum Beispiel, „Junge, vergiss es!“, hätte die ganze Ungewissheit hinweggefegt und der Stichtag 24. 12. hätte ganz erheblich an Zugkraft eingebüßt. Ob ich mich besser gefühlt hätte, steht auf einem anderen Blatt.

 

Was folgt aus alldem?

 

Null-Kommunikation und Warteschleifen vertragen sich nicht!

 

Und weil Interim Manager unmittelbar nach einer Projektanfrage stets in eine Warteschleife einfliegen, haben wir hier bei MANATNET ein paar simple Prozesse eingeführt. Sie sollen sicherstellen, dass ausnahmslos jedes Feedback und jede Information, die wir vom Kunden erhalten, in spätestens einer Stunde an den jeweiligen Interim Manager weitergeleitet werden.

 

Kein Hexenwerk also – ganz besonders heute, wo wir eine nahezu perfekte Technik nutzen können.

 

Jedoch: Offenbar ist das noch immer nicht Standard im Markt – worauf die Mail eines Interim Managers von vorgestern hindeutet:

 

„Sehr geehrter Herr Becker,

 

ganz herzlichen Dank für Ihr regelmäßiges Update. Es ist schon sehr bemerkenswert, dass Herr [Kunde] Sie, und dadurch auch mich, so zeitnah über Terminänderungen informiert.

 

Das habe ich in meiner ganzen Zeit als Interim Manager noch nie erlebt. Kompliment!“

YOU ALWAYS HAVE TO BE THREE MONTHS AHEAD OF YOUR ADVISORY BOARD

Das Interim Management-Geschäft hat viele Besonderheiten: Eine davon ist ein tiefes Verständnis der Situationen, Aufgabenstellungen und Probleme im jeweiligen Unternehmen. Ein Verständnis, von dem ich in längst vergangenen Banker-Zeiten nur träumen konnte.

 

Dabei fällt auf, dass die meisten Unternehmen in der Jetzt-Zeit leben. Kaum ein Gespräch hat eine Komponente, die die Zukunft des Unternehmens betrifft: „Wir wollen in drei Monaten das und das erreicht haben – und in zwölf Monaten muss jenes stehen.“

 

Nun mögen meine Leser einwenden, das sei halt der Kern des Interim Managements: Akute Probleme lösen und löschen, wo auch immer der Kittel brennt, selbst, wenn er lichterloh in Flammen steht.

 

Richtig!

 

Dennoch stelle ich mir die Frage: Was ist denn dann? Letztlich ist das Unternehmen dann nur ein Problem los im extremen Fall ist der Brand ist gelöscht – das Löschwasser zischt noch, die Rauchschwaden verziehen sich.

 

Aber reicht das allein?

 

Sicher nicht! Das reicht nur bis zum nächsten Problem. Bis zum nächsten Brand.

 

Und so warte ich unverdrossen auf Aussagen wie:

 

„Am Ende des Jahres wollen wir die Reaktionsgeschwindigkeit unseres Unternehmens von x Tagen auf 24 Stunden verbessert haben – und dafür denken wir an folgendes …“

 

Oder:

 

„Unsere Quote der Angebote zu abgeschlossenen Verträgen ist mit x % miserabel. Wir müssen bis zum Ende des nächsten Geschäftsjahres diese Quote auf y % verbessert haben, denn die Pre-Sales-Expenses fressen uns auf.“

 

Oder:

 

„Die Durchlaufzeit zwischen Auftrag und Cash-Inflow ist viel zu lang, weil unsere Kunden systematisch nach Gründen suchen und sie im Zweifel sogar konstruieren, um die Zahlung hinauszuzögern. Wir müssen das im kommenden halben Jahr um den Faktor x verbessern, aber unser Vertrieb hat Angst, die Kunden zu verärgern.“

 

Oder gar:

 

„Die Mitarbeiter haben Angst, Fehler zu machen – und machen deshalb lieber erst einmal gar nichts. Wir haben keinen Schimmer, wie wir das langfristig ändern sollen.“

 

Charakteristisch für diese Fragestellungen ist der konsequente Blick nach vorn: Wo soll mein Unternehmen in den nächsten Monaten stehen?

 

Dieser zukunftsorientierte Ansatz (ich vermeide bewusst das Adjektiv „strategisch“) ist ein Kernelement unternehmerischen Denkens: Das wiederum ist modern, das ist „Mainstream“ und das darf heute deshalb in keiner Stellenanzeige fehlen.

 

Ich habe jedoch den Eindruck, dass in vielen deutschen Unternehmen tatsächlich dieses Denken unterentwickelt ist und dass stattdessen die Führungskräfte im Tagesgeschäft gefangen sind. Dafür mag es viele Gründe geben: Von einer alles regulierenden Prozess-Welt bis zur Erkenntnis, dass unternehmerisches Denken und eine Tätigkeit in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis sich eben kaum vertragen.

 

Vielleicht fehlt vielen Führungskräften aber auch nur ein Anschiss, wie ich ihn vor vielen Jahren als CEO bei Europe Online von einem der Schlüssel-Investoren erhalten habe – und der mich nachhaltig geprägt hat.

 

Ein Einzeiler-Anschiss:

 

You always have to be three month ahead of your Advisory Board!

 

EIN SOMMER-BOOM IM INTERIM MANAGEMENT

Sommer ist tote Hose im Interim Management: Das kennen wir seit Jahren. Denn die Kunden sind in den Ferien – und Entscheidungsprozesse kommen nicht von der Stelle, weil stets ein (Mit-) Entscheider grad nicht da ist.

 

Darauf bin ich mehrfach an dieser Stelle, aber auch bei anderer Gelegenheit eingegangen. Darauf war ich folglich auch in diesem Jahr eingestellt.

 

Doch dieses Mal ist das anders – komplett anders. Wir haben bisher drei Anfragen erhalten, doch heute ist erst der 10. des Monats August.

 

Die Anfragen sind – das ist inzwischen wohl der Regelfall – keineswegs trivial, sondern erfordern unseren Pool, unser gesamtes Netzwerk und die Pools der befreundeten AIMP-Provider – um auch nur einen oder zwei Kandidaten für die jeweilige Anfrage zu identifizieren.

 

Was sind die Gründe dafür?

 

Offengestanden, ich weiß es nicht. Im letzten Newsletter für die bei MANATNET registrierten Interim Manager habe ich von einer „kleinen Sonderkonjunktur bei MANATNET“ gesprochen, denn die letzten Wochen waren doch recht erfolgreich für MANATNET.

 

Ein Interim Manager antwortete mir daraufhin:

 

„Die bei Ihnen beobachteten starken Zugriffszahlen auf die Datenbank sind meines Erachtens vermutlich NICHT Ausdruck einer Sonderkonjunktur bei MANATNET.

 

Ich glaube hingegen, dass die deutschen Unternehmen in den letzten acht Monaten so stark wie schon lange nicht mehr erfahren mussten, dass der Personalmarkt nicht – und erst recht nicht schnell – die Leute mit den richtigen Skills hergibt, die die Unternehmen brauchen.

 

Wenn man dann noch sehr schlank aufgestellt ist und keinen engagierten, guten, belastbaren und motivierten Mittelbau mehr hat (i.d.R. selbst von den Unternehmen so herbeigeführt!) und zugleich das jeweilige Problem sehr drängend ist (oder durch Zuwarten dazu wurde), dann ist guter Rat teuer und man besinnt sich auf das moderne HR-Instrument Interim Management. Ich komme zu dieser Einschätzung, weil ich im genannten Zeitraum so viele fundierte und sehr konkrete Anfragen bekam, wie in meiner ganzen Tätigkeit als Interim Manager seit 2002 noch nie!Und diese Anfragen kamen aus allen Richtungen – nicht allein von MANATNET.

 

Meines Erachtens wird die deutsche Interim Management-Branche 2012 als ein Jahr mit einem großen Zuwachs erleben.“

 

Das würde einiges erklären – und vielleicht ist es tatsächlich:

 

Ein Sommer-Boom im Interim Management.

EIN ZIEMLICHER KRACHER IM INTERIM MANAGEMENT VON MANATNET

Zwei Fragen sind typisch für Interim Manager, die überlegen, ob sie sich bei MANATNET registrieren sollten oder nicht.

 

Auf die erste Frage: „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich über Ihren Marktplatz ein Mandat erhalte?“ bin ich vor knapp einem Jahr in meinem Blog im Detail eingegangen. Für die an den Fakten orientierten Leser meines Blogs: Die damals genannte Quote von 4,545 Prozent beträgt heute 4,979 Prozent. Wie wertvoll diese Zahl auch immer sein mag: Wir haben sie verbessert – bei einer höheren Anzahl von Interim Managern, natürlich.

 

Die zweite Frage ist genau so schwierig zu beantworten: „Wie lange dauert es typischerweise, bis ich ein Mandat über Ihren Marktplatz erhalte?“

 

Es gibt Interim Manager, die haben ein paar Monate gewartet und es gibt, zugegeben, Interim Manager, die warten noch immer.

 

Künftig werde ich das ergänzen können durch die Aussage: „Ich kann Ihnen von einem Interim Manager berichten, der hat im Monat seiner Registrierung ein Mandat mit einer Laufzeit von 12 Monaten bei Voll-Auslastung erhalten.“

 

Und dann werde ich das kräftig relativieren müssen, um die Erwartungshaltung auf Seiten der interessierten Interim Manager nicht überborden zu lassen.

 

Dennoch und ohne jede Einschränkung war das für mich und für den Interim Manager:

 

Ein ziemlicher Kracher im Interim Management von MANATNET

EIN INTERIM MANAGER IM LAND DER TRÄUME

Immer wieder erhalte ich Lebensläufe von Interim Managern, die seit ein paar Jahren im Geschäft sind und das durch eine pointierte Zeile im Lebenslauf Ihren potenziellen Kunden gegenüber kundtun:

 

Interim Manager seit 2007.

 

Verstört reagieren die meisten, wenn ich auf solcher Art Lebensläufe antworte mit: „Sehr geehrter Interim Manager, Sie müssen (nicht: Sie sollten!) die Projekte aus den vergangenen Jahren als Interim Manager genau abbilden und skizzieren einschließlich Branche, Umsatz, Anzahl der Mitarbeiter, Aufgabe und Ergebnisse. Denn genau das wollen Ihre potenziellen Kunden wissen.“

 

In erstaunlich vielen Fällen führt dieser Satz zur zweiten Verstörung beim Interim Manager: „Danach hat mich ja noch nie einer gefragt. Das reicht sonst immer aus!“

 

In der mir eigenen Gelassenheit akzeptiere ich selbstverständlich unterschiedliche Sichtweisen und Überzeugungen. Und sicher habe ich nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen.

 

Aber ich kenne aus den vergangenen Jahren doch inzwischen sehr viele Kunden. Daher weiß ich auch, wie Kunden typischerweise über Lebensläufe denken und was sie von einem solchen Dokument erwarten.

 

Und nur extrem wenige Kunden sind der Rate-Leidenschaft derart verfallen, dass sie die nackte Aussage „Interim Manager seit 2007“ goutieren würden.

 

Stattdessen geht reflexartig ab im Kopf: „Hat wohl nichts Erwähnenswertes gemacht, in den letzten Jahren, der Interim Manager….!?“ Und dann legt der Kunde diesen Lebenslauf beiseite und wendet sich dem Dokument eines anderen Kandidaten zu.

 

Ganz smart ist dann der Konter des Interim Managers: „Alle Details finden Sie auf meiner Homepage.“

 

Hier geht es mir nicht um die Frage, ob die Site dann gut ist oder nicht.

 

Vielmehr geht es mir darum, dass es tatsächlich Interim Manager gibt, die vom Kunden allen Ernstes erwarten, dass er gutgelaunt über die Kundenorientierung in haarsträubender Weise verletzende Informationslücken hinweggeht und sich obendrein selbst die relevanten Informationen zusammensucht. Und das noch über einen Medienbruch hinweg.

 

Und das in diesem wettbewerbsintensiven Markt?

 

Ich sehe das viel eher als:

 

Ein Interim Manager im Land der Träume