4.0 ÜBERALL: NUR NICHT IM INTERIM MANAGEMENT?

Interim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker_Die_gute_alte_ZeitIch sitze vor meinem Interim Management Blog. Die Seite starrt mich an: Leer. Leer bin ich auch, müde und für heute auch ausgesaugt von Menschen, die Antworten von mir haben möchten. In einem beängstigenden Stakkato.

 

So vieles möchte ich hier schreiben, so vieles möchte ich berichten. Aber ich mach es nicht. Noch nicht. Bis gegen Jahresende wohl nicht. Das bin ich nicht zuletzt meinem Partner in dieser Sache schuldig!

 

Stattdessen suche ich Themen im Standard-Interim Geschäft. Aber wie findest Du dort Themen, wenn derzeit an anderer Stelle die Post abgeht?

 

Ich denke an andere Industrien, in denen momentan auch – oder mal wieder – die Post abgeht: Die Bankenindustrie. Der Markt – wer immer das ist – spricht davon, dass die Deutsche Bank ohne staatliche Hilfen auskommen möchte. Und die Bundeskanzlerin – auch dort geht die Post ab! – ergänzt, dass die Deutsche Bank natürlich ohne staatliche Hilfe auskommen muss.

 

Allein diese beiden Sätze sind fatal und werden Abs und Herrhausen im Bankerhimmel die Zornesröte ins Gesicht treiben. „Du lieber Himmel, zu unseren Zeiten hätten die Deutsche Bank der Bundesrepublik Deutschland geholfen – und nicht umgekehrt!“

 

Für ein wenig Bilanz-Kosmetik – in der Welt von Abs und Herrhausen hieß das schmuck „Window Dressing“ – wird schnell eine Versicherung aus dem Portfolio verkauft. Unter Buchwert, aber was soll’s: Die Zeiten sind hart – und: Ist ja nicht unser Geld! Käufer ist Phoenix – und Phoenix wiederum ist auf die Abwicklung von Lebensversicherungen spezialisiert. Falls Sie darüber hinweg gelesen haben: „Abwicklung“.

Ganze Städtchen entlassen

 

Deutschlands zweitgrößte Bank setzt dort an, wo immer gern angesetzt wird – trotz aller durch Hochglanzbroschüren im UV-Lack unterstützen Sonntagsreden („Unsere Mitarbeiter sind das Wichtigste, was wir haben!“) und setzt 9.600 Mitarbeiter frei. Zum Vergleich: Hier in der Ortenau gibt es zahllose schmucke Städtchen, die haben weniger Einwohner…

 

Auch wenn mich als Ex-Banker der Untergang der Bankenwelt noch immer trifft: So richtig überrascht mich das nicht, wenn ich in den Filialen erlebe, dass der Mitarbeiter für einen Kreditantrag im Standard-Massengeschäft unzählige Fragen stellt und die Antworten des „Kunden“ in eine Tastatur hackt – nur um am Ende ein Rot oder Grün vom Scoring-System zu erhalten. „Tut mir leid, aber unser System hat Ihren Antrag abgelehnt – und bis Ende kommenden Monats bleibt das auch so! Ich wünsche Ihnen weiterhin einen schönen Tag…!“

Kein Platz für Jobs ohne echten Mehrwert

 

Bei aller Liebe: Das „Einhacken“ seiner Antworten schafft der Kunde auch selbst am Terminal oder Rechner – und kann dann zumindest herzhaft vor den Edelstahl treten oder aber seinem Unmut ob der negativen Antwort freien Lauf lassen: je nachdem, wo er gerade ist.

 

Folglich schreibt die FAZ am Donnerstag: „Im Rahmen der Strategie „Commerzbank 4.0“ wolle sich die zweitgrößte deutsche Bank auf das Kerngeschäfte konzentrieren, 80 Prozent ihrer „relevanten Prozesse“ digitalisieren und dadurch entsprechende bedeutende Einsparungen erzielen.“

 

80 Prozent der relevanten Prozesse! Wir bemühen Pareto und folgern daraus – nur ein wenig vereinfachend: Alles Wichtige wird digitalisiert!

 

Welch ein Umbruch in einer alten, traditionsreichen Welt eines Geschäftes unter Menschen, neu-Deutsch: „People Business“! Verschämt erinnere ich daran: Der Begriff „Kredit“ hat seinen Ursprung im lateinischen Wort „creare“ (glauben) – weil der Banker (Achtung: Gläubiger!) geglaubt hat, dass der Kunde das Geld zurückzahlen wird. Man stelle sich vor…!

 

Auf der einen Seite bin ich daher recht froh, im Interim Management zu arbeiten. Das ist ein junges, aufstrebendes Segment im Bereich der Personaldienstleistungen –  das ja auch regelmäßig als „People Business“ bezeichnet wird.

 

Auf der anderen Seite, und meine Kollegen mögen mir das verzeihen, ist unser Interim Management – gemessen an den Zeiten der Medici und Fugger – noch ganz in seinen Anfängen. Wir haben also noch sehr viel Raum für Entwicklungen im Interim Management, nur werden die wohl um den Faktor 10 schneller verlaufen, als im Bankgeschäft seit den Medici oder Fugger. Allerdings: An ein „Interim Management 4.0“ denkt in der Interim-Welt offenbar noch niemand…

 

Jedoch: Glaubt das tatsächlich irgendjemand:

 

4.0 überall: Nur nicht im Interim Management?

 

DIE INTERIM-SZENE MUSS NOCH PROFESSIONELLER WERDEN!

MANATNET_Interim_Blog_Foto_J_Becker_Die_Interim_Szene_muss_noch_professioneller_werden„Der Begriff Interim Management ist in der deutschen Industrie verrückterweise eher negativ belegt: Deshalb verwende ich in meinen Akquisitions-Gesprächen nur noch den Begriff „Projektmanagement – auch auf der Führungsebene!“

 

Dieser Satz fiel gestern in einem Telefonat mit einem Geschäftspartner, den ich sehr schätze – und er, der Satz, hat mich zugegebenermaßen sehr nachdenklich gemacht.

 

Nein, wir sollten diesen Satz nicht leichtfertig vom Tisch wischen. Auch wenn ich das schon beinahe wieder verdrängt habe: Erst vor knapp einem Jahr habe ich hier über VORBEHALTE GEGEN INTERIM MANAGER geschrieben und – etwas länger her – vom Kunden berichtet, der im Akquisitionsgespräch entwaffnend konstatierte: „Interim Management? Gottlob sind wir bisher ohne klargekommen!“

 

Lobet den Herrn, denn er schützt uns voll aller Unbill! Nein, das ist bitte nicht als Blasphemie meinerseits zu verstehen! Und natürlich sehen das viele Unternehmen anders und haben die umfangreichen Vorteile des Interim Managements schätzen gelernt. Anders wäre ein Markt von gut 2 Mrd. Umsatz (Quelle: AIMP-Providerumfrage 2016) schlichtweg nicht möglich.

Interim Management ist noch kein Massengeschäft

 

Dennoch zeigte schon damals diese Aussage, die spontan und unvorbereitet erfolgte, wie weit doch das Interim-Geschäft noch entfernt ist von einem ganz normalen oder gar von einem „Massengeschäft“: Aber genau dort wollen wir hin!

 

Deshalb an dieser Stelle die ketzerische Frage: Kann das denn überhaupt gelingen, wenn die Begriffe an sich, Interim Management und Interim Manager(innen), noch weithin tendenziell negativ belegt sind?

 

Im spontanen Reflex antwortet man dann gern: „Oh nein, wohl kaum…!“ und versucht prompt mit alternativen, nun eher positiv belegten Begriffen gegenzusteuern. Die lauten dann zum Beispiel „Experte“ oder – moderner, weil anglophil – „Independent Professional“. Und es gibt weitere…

 

Aus meiner Sicht hilft uns das nicht wirklich aus dem emotionalen Dilemma. Stattdessen schaffen wir ein mannigfaches Begriffs-Wirrwarr, das den Kunden eher verunsichert als bestärkt zurücklässt.

 

Was also ist zu tun?

Provider müssen auf Zeit setzen und auf Qualitätsarbeit!

 

Ich denke, wir müssen zunächst konsequent hochqualitative Arbeit abliefern. Wir, das sind die Interim-Provider und die Interim Manager. Dass wir hier bereinigen und sprichwörtlich die Spreu vom Weizen trennen müssen, steht für mich außer Frage.

 

Und dann werden wir einen langen Atem brauchen. Bis die Menschen auf der Kundenseite, die Interim Management heute emotional ablehnen, altersbedingt weniger und durch andere Menschen ersetzt sein werden, die keine solchen Ressentiments kennen.

 

Ich habe diese Situation mehrfach mit dem Leasing von Autos oder Factoring verglichen:

 

Die Älteren unter uns erinnern sich schmunzelnd an die ersten Jahre im Leasing („Wenn ich nicht mal mehr mein Auto bezahlen kann, dann lass‘ ich’s besser!“) oder im Factoring („Wenn ich schon meine Forderungen verkaufen müsste, dann stünde es aber Zappen-duster um meine Firma!“).

 

Heute soll der Leasinganteil beim BMW 5er, Audi A6 und der Mercedes E-Klasse etwa drei Viertel aller in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge umfassen. Auch in der Klasse darunter (3er, A4 und C-Klasse) soll inzwischen die Hälfte der neuen Fahrzeuge geleast werden.

 

Und der Vollständigkeit halber: „Die Umsätze der Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbandes e.V. stiegen in 2015 erneut um 10,1 Prozent auf 209,0 Mrd. Euro an.“ (Quelle: DFV). Das entspricht etwa einer Vervierfachung des Geschäftes allein in den vergangenen zehn Jahren.

 

Ich habe daher genügend Phantasie, mir ein enormes Wachstum im Interim-Geschäft vorstellen zu können! Wenn wir weiter hart arbeiten, unser Geschäft nicht als Nebenerwerb oder gar als „abfallende“ Dienstleistung, sondern als unser Kerngeschäft verstehen, in dem wir stets besser werden wollen. Oder, wie hieß es vor schon vor rund 35 Jahren? „In Search of Excellence“. Und genau hier denke ich: Wir sind noch lange nicht am Ziel! Mit einem Wort:

 

Die Interim-Szene muss noch professioneller werden!

 

DANN MACHT INTERIM-MANAGEMENT WIEDER SPASS!

MANATNET_Interim_Blog_Foto_J_Becker_Dann_macht_Interim_Management_wieder_SpassIn der Interim Management-Szene kennen sich die meisten Player. Und ein gehöriger Teil kennt sich sogar recht gut und, ja!, vertraut einander. Auf dieser Grundlage wird dann bisweilen recht offen miteinander geredet, ohne dass Kunden- oder Projektgeheimnisse ausgeplaudert würden. Darum geht es ja auch gar nicht!

 

Vielmehr geht es um unser Geschäft als solches, um Entwicklungen, Erlebnisse und Eindrücke jeder Art. Nun werden es mir meine Leser sicher nachsehen, dass ich an dieser Stelle kein Vertrauen verletzen werde (an anderer Stelle im Übrigen auch nicht: Niemals!). Dennoch kann ich folgendes festhalten:

 

Nicht zum ersten Mal sagte in dieser Woche ein geschätzter Provider-Kollege: „Das Geschäft macht keinen Spaß mehr!“ Und ein anderer: „Ich hab´ einfach keinen Bock mehr!“

 

Nun erwarten Interim-Provider keineswegs einen Rücksturz ins Paradies vor dem Sündenfall! Aus meiner Sicht erwarten sie schlicht das, was letztlich alle Unternehmen und die dafür arbeitenden Menschen erwarten: Anerkennung für ihre Arbeit und Fairness, was durchaus bis zum Entgelt reicht.

 

Eine nicht völlig aus der Luft gegriffene Erwartung also.

Fairness als Eckpfeiler im Interim Management

 

Auf die Fairness bin ich in meinem Blog hin und wieder eingegangen: Sie ist ein elementarer Eckpfeiler meines Denken und Handelns und für mein Unternehmen MANATNET. Sie wird mitunter (ausdrücklich: nicht im Regelfall!) gefressen von Egoismus und Egozentrik: Die Ergebnisse dieser Fresserei reichen vom Vorwurf der „Sittenwidrigkeit“ oder „Abzocke“ bis hin zum Betrug, wenn ein Interim Manager unseren Erlösanteil nicht weiterleitet. Und das, selbstverständlich, von Professionals nach eigenem Gusto.

 

Hier haben wir ein Kernproblem, das dem „macht keinen Spaß mehr“ zugrunde liegt. Interim Manager greifen den Interim-Provider an (verbal natürlich), weil er für das Projekt XY dem Kunden nicht vorgeschlagen wurde. Der Hinweis des Providers, dass er, der Interim Manager, die Anforderungen des Kunden nicht abdecke, ja, dass alle KO-Kriterien im CV nicht einmal erwähnt würden, wird dann gern mit einem dieser beiden „Argumente“ vom Tisch gewischt:

 

(1) „Ich habe diese Skills nicht, kann sie mir aber sehr schnell aneignen.“

(2) „Ja, das steht nicht im CV: Ich kann ja nicht alles abbilden…!“

 

Dies zeigt zunächst völlige Unkenntnis der Entscheidungsparameter auf der Kundenseite – und es legt zudem, nicht ungewöhnlich, Unterschiede im Eigen- und im Fremdbild offen.

Spaßbremsen im Interim Management

 

Als weitere „Spaßbremsen“ haben sich „Umgehungsversuche“ und das „Nachverhandeln des Tagessatzes“ während des laufenden Projektes herausgebildet.

 

Während „Umgehungsversuche“ aus meiner Sicht einem Diebstahl entsprechen (Der Interim Manager stiehlt dem Interim-Provider den ROI auf seine Vertriebsinvestitionen in eben diese Kundenverbindung), sind die Versuche, den Tagessatz nachzuverhandeln ein Armutszeugnis, mit einem Drall ins Erbärmliche:

 

Der Interim Manager möchte ein höheres Honorar. Typischerweise, weil „das Projekt sich viel umfangreicher darstellt als abgesprochen!“

 

Bemerkenswerter Weise ist das so etwas wie der Standard-Weg eines Interim Management-Projektes. Zumindest aus meiner Erfahrung…

 

Gute Verträge beschreiben daher die Aufgaben des Interim Managers (und natürlich, wie immer: der Interim Managerin!) sehr genau. Und sie enthalten die Klausel: „Zusätzliche Aufgaben können übernommen werden, sofern beide Seiten dem zustimmen.“ Und ein fairer Kunde (und das sind die meisten!) wird das mit einem etwas höheren Tagessatz entgelten.

 

Hier aber sind wir im Netz der von mir so gar nicht geliebten Dreiecksverträge, denn daraus folgt: Der Interim Manager geht mit seinem Ansinnen an den Interim-Provider, seinen Vertragspartner. Sein Ansinnen „höherer Tagessatz“ muss somit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus der Marge des Providers finanziert werden: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Interim-Provider an seinen Kunden geht mit dem Satz: „Was halten Sie davon, wenn wir ab morgen dem Interim Manager mehr zahlen…?“

 

Im direkten Vertragsverhältnis wie wir es bei MANATNET anwenden, wird so etwas viel seltener vorkommen, weil der Interim Manager seinen Wusch direkt mit dem Kunden besprechen müsste: Entweder, der Kunde hat diesem erweiterten Projektumfang samt Prämie im Tagessatz zugestimmt – und dann gibt es nichts mehr zu besprechen. Oder aber, auch dieser erweiterte Umfang findet sich nur im Eigenbild des Interim Managers wieder – und nicht im Fremdbild des Kunden: Auch dann gibt es nichts zu besprechen.

 

Und dann: Dass die „Leads“ und „Deals“ sich bei vielen Interim-Providern inzwischen in grotesken Quoten gegenüberstehen, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber. Dass das nicht gutgehen kann auch!

 

Was also sagt uns das alles?

 

Ich denke, statt ständig dieses mich scheinbar als modern charakterisierende „Win-Win“-Geblubber widerzukäuen, ist es an der Zeit, dass sich der eine oder andere Marktteilnehmer – durchaus nicht nur im Interim-Geschäft – mal wieder mit den scheinbar altbackenen Begriffen „Partnerschaft“ und „Fairness“ auseinandersetzt. Dies schließt ausdrücklich den einen oder anderen Interim-Provider ein!

 

Ich bin zutiefst davon überzeugt:

 

Dann macht Interim-Management wieder Spaß!

 

EINE SUPERSTIMMUNG IN DER MEHRZWECKHALLE!

AIMP-JAHRSESFORUM_2016_TISCHDEKO_KLEINHeute vor genau einer Woche hat der Vorstand des AIMP die Urkunden für die Interim Manager des Jahres 2016 unterzeichnet – unmittelbar bevor die Festveranstaltung begann.

 

Um diese Zeit ist alle Anspannung auf meiner Seite verschwunden: Ich kann jetzt ohnehin nichts mehr ändern! Alles ist getan, ab jetzt übernimmt das Team von Burg-Schwarzenstein. Und ich weiß: Die können das! Trinkgelder sind gegeben: Ich tue das seit ewigen Zeiten bereits vor jeder Veranstaltung – ja, bis zurück in die Mitte der achtziger Jahre, als wir bei Chase Manhattan Bank im Hotel Kempinski Frankfurt Gravenbruch unseren Jazz-Brunch ausrichteten.

 

Ich gehe noch einmal duschen – und ich sammele mich ein wenig: Nach der AIMP-Academy, die gleich zu Ende sein wird, brauche ich das. Und dann in den dunklen Anzug.

 

Unten sind schon die ersten Gäste angekommen. Zu dieser Zeit gelingt es mir noch, jeden persönlich mit Handschlag zu begrüßen. Ich mache das gern.

 

„Waren Sie im Urlaub, Herr Becker?“, werde ich mehr als einmal gefragt. Offenbar hat mich die Dusche wiederbelebt. Ganz im Gegenteil: Ich fühle mich vollkommen ausgelaugt! Aber gut, wenn man´s nicht auf Anhieb sieht…

Ausrichtung: Wohlfühlen

 

Der Geräuschpegel auf der Burgterrasse nimmt zu – im gleichen Verhältnis zur Anzahl der eintreffenden Gäste. Man kennt sich und fühlt sich wohl – mit Blick über die Weinberge auf den Rhein, mit einem Glas Winzersekt in der Hand und beiläufig angebotenem Finger-Food.

 

Kurz vor 19.00 Uhr noch einmal ein kurzer Blick auf meine kleine Begrüßungsrede. Später wird mich ein Gast traurig ansprechen: „Leider war ich etwas zu spät, Herr Becker! Und daher habe ich leider Ihre Begrüßung verpasst.“

 

„Möchten Sie wissen, was ich gesagt habe?“

 

„Ja, gern!“, lautet die reflexartige Antwort.

 

Ich greife in die Anzugjacke und überreiche sie ihm.

 

„Danke! ….“ – Die Verblüffung ist offensichtlich.

 

Alles klappt wie am Schnürchen.

 

„Können Sie nicht absichtlich mal einen kleinen Fehler einbauen…?“, fragt mich Herr Tesche. „Das ist ja fast zu perfekt…!“

 

Wir gehen in den großen Saal – zur Festveranstaltung, die später kritische Menschen als „Feuerwehrfest“ und „Vereinsfeier in der Mehrzweckhalle“ bezeichnen werden – nunmehr zu meiner großen Verblüffung.

Bei Fehlern sofort lieferfähig

 

Bodo Blanke beginnt mit der Ehrung der Interim Manager des Jahres 2016: Das Micro ist tot! Einfach so – unseren Testlauf hämisch verratend.

 

Durchatmen! Ganz ruhig! Ein paar Knöpfe drücken: Nichts!

 

Ein neues Micro holen: Nichts!

 

Eine neue Anlage holen: Nichts!

 

Wir entscheiden: Es muss dann halt ohne Micro gehen….!

 

Ich versuche 160 sich unterhaltende Gäste zur Ruhe zu bringen: Schließlich gelingt es mir…

 

„Herr Tesche, Sie hatten sich doch eine Panne gewünscht: So schnell sind wir lieferfähig….!“

 

Lacher. Bodo Blanke beginnt. Und das Micro funktioniert sofort. Zu den Mysterien im Cyberspace gesellt sich ein Mysterium im Audio-Space.

 

Der Abend wird toll. Das Essen: toll. Die Weine: toll. Gespräche ohne Ende. Offenbar haben sich die Interim Manager viel zu erzählen.

 

Meine Begrüßungsrede für morgen früh geht mir durch den Kopf. Ich verdränge das und kümmere mich weiter um meine Gäste. Die Rede liegt ja fertig auf meinem Zimmer. Ein Kollege wird morgen dazu sagen: „Es gibt ja so Momente, die einer Veranstaltung den Charakter für ihren weiteren Verlauf verleihen. Dazu zählt sicherlich Deine Eröffnungsrede, die wirklich sehr gelungen war. Herzlich, kurzweilig, humorvoll, irgendwie familiär, aber auch professionell. Danach konnte eigentlich nichts mehr schief gehen.“

 

Vor der Tür rauche ich eine Cohiba mit Heinz Sommer. Der Rote von der Côte du Rhone harmoniert bestens….

 

Bis kurz nach Mitternacht glaube ich zu erkennen:

 

Eine Superstimmung in der Mehrzweckhalle!

 

APP-SOLUTE SERVICE-ORIENTIERUNG IM INTERIM MANAGEMENT

AIMP_APP_kleinSeit den letzten beiden Jahren gehen wir beim AIMP-Jahresforum stets einen Schritt in Richtung Neuland. Der einzige Treiber hierbei ist, den Teilnehmern am Jahresforum zusätzlichen Service anbieten zu können.

 

So haben wir im vergangenen Jahr erstmals Slideflight genutzt und auf diese Weise die Charts der AIMP-Providerumfrage simultan auf den Mobilgeräten der Teilnehmer zur Verfügung gestellt.

 

In diesem Jahr haben wir die App zum AIMP-Jahresforum gebaut. Ein wesentlich aufwendigeres und daher auch teureres Unterfangen! Aber, es war jeden Aufwand wert.

 

Natürlich – und eigentlich banal – stellt die App alle Informationen zum AIMP-Jahresforum bereit – vom Programm über die Redner und Workshops bis hin zur nicht zu unterschätzenden Speisekarte von Burg Schwarzenstein. Die richtigen Kracher liegen jedoch ganz wo anders – und bringen uns zudem weg vom Papier:

 

Teilnehmer-Portfolio: Jeder, der das im Rahmen der Registrierung erlaubt hat (und das sind so gut wie alle!), kann ein eigenes, kleines Profil hinterlegen – einschließlich Bild. Ein „ich wollte unbedingt Frau XYZ treffen“ ist auf diese Weise sehr viel einfacher vor Ort in die Tat umzusetzen.

 

Interaktion mit den Workshop-Paten: Bereits jetzt, sechs Wochen vor dem Event, können die Teilnehmer in Ruhe Fragen an die Workshop-Paten einreichen – auf die die Paten dann vorbereitet im Workshop eingehen werden. Wir hoffen, auf diese Weise die Teilnehmer viel besser in die Workshops einbinden zu können.

 

Interaktion mit den AIMP-Providern: Zudem können alle Teilnehmer alle AIMP-Provider bereits jetzt über die App kontaktieren, Fragen stellen oder auch ein kurzes Treffen vor Ort vereinbaren.

 

Und last but not least:

 

Feedback-Prozess: Der bisherige Feedbackbogen, wird durch ein Online-Tool ersetzt. Jetzt dürfen Sternchen vergeben werden…

 

Wir werden wohl noch das eine oder andere am Wochenende schleifen – dann das ist immer so. Aber spätestens Anfang der kommenden Woche werde ich alle Teilnehmer am diesjährigen AIMP-Jahresforum informieren können, dass die App life geschaltet wurde. Und dann bin ich wirklich gespannt, ob die Interim Manager unsere kleine Innovation gut finden werden.

 

Oder zumindest die Ausrichtung des AIMP auf:

 

App-solute Service-Orientierung im Interim Management.

 

INTERIM-NEWS VON PRINZESSIN LILLIFEE

Fotograf_J_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Interim_News_von_Prinzessin_LillifeeIch glaube ja nicht an Zufälle. Und so nehme ich es inzwischen nur noch zur Kenntnis, dass Anfang dieses Jahres die Interim-Welt wieder mit „Pressemitteilungen“ beglückt wird. Möglicherweise, dass ich als Minister der Finsternis wieder mal zu kritisch bin, wenn ich einen Mehrwert erwarte, wenn ich das alles lese…

 

Stattdessen erhalte ich keine wirklichen News, sondern kaum mehr als Allgemeinplätze oder eine digitale Selbstbeweihräucherung. Noch nie – in Worten „nie“ – habe ich wahrnehmen können, dass solche Pressemitteilungen sich in irgendeinem gedruckten Medium niedergeschlagen hätten.

 

Weshalb also machen das einige Unternehmen? Nun, zunächst: Es koscht so fascht nix!

 

Das Füttern von kostenlosen PR-Portalen ist ein Leichtes – und, tatsächlich, greifen die Robots von anderen, ebenfalls meist kostenlosen PR-Portalen darauf zurück und veröffentlichen eine Kopie der jeweiligen Meldung, nicht etwa redigiert, im eigenen Beritt. Und das wiederum lässt Google finden – was wiederum die Autoren toll finden. So weit, so banal!

 

Und alle, die wie ich, die einschlägigen Alerts zum Interim Management eingepflegt haben: Die erfahren dann davon – als täglichen Guten Morgen-Gruß – und verschlucken sich am ansonsten Leben-spendenden Kaffee.

 

Glaubt wirklich irgendjemand, dass unsere Kunden das auch so machen? Ich behaupte frech: Nie und nimmer!

Interim Provider unter Handlungsdruck?

 

Womöglich glauben diese Interim-Unternehmen das sogar selbst nicht. Aber möglicherweise sehen sie sich unter Handlungsdruck – und wollen darauf reagieren: „außenwirksam“! Denn das wirtschaftliche Umfeld in Deutschland wird rauer und dann helfen gute Nachrichten ja stets – und wenn´s keine gibt, dann machen wir uns halt welche!

 

Der Mittelstand investiert weiterhin (zu) wenig und besingt im zeitlos moll-tönenden Gassenhauer unverdrossen den Fachkräftemangel – und der Chor der Hälfte der Unternehmen hier im Südwesten des Landes singt in der zweiten Strophe obendrein von Umsatzeinbußen von mitunter über 5 Prozent.

 

Der Chef von Bosch, Volkmar Denner, sorgt sich um die Folgen der VW-Affäre – und rechnet (auch, deshalb – aber nicht nur) lediglich mit einem Wachstum der weltweiten Automobilproduktion von nur noch einem Prozent: „Wenn jetzt noch Unsicherheit beim Diesel hinzukäme, wurde das mit Sicherheit noch schwieriger!“

 

Unsicherheit. Die mag die deutsche Industrie so gar nicht! In solchen Situationen schaltet sie – absolut berechenbar – auf Abwarten. Damit ist die deutsche Industrie tatsächlich traditionell gut gefahren – wohl auch, weil „Nichts Tun“ keine Kostenstelle hat…

 

Die Börsenkurse sind zum Beginn des Jahres in den Keller gerauscht. Vor allem wegen der Kurseinbrüche in China aufgrund der dort erwarteten geringeren Wachstumsraten. Dann haben wir noch Russland – und Griechenland wollen wir nicht ganz vergessen. Obendrauf die Situation rund um die Flüchtlingsbewegung – eingerahmt zwischen Gutmenschentum und „Deutschland-den-Deutschen“-Spinnern. Welche Auswirkungen das alles haben wird, weiß nun wirklich niemand. Dafür wollen aber andere Wissende erkannt haben, dass die Ära Merkel zu Ende geht.

 

Und schließlich schreibt die FAZ gestern: „Die US-amerikanische Notenbank macht sich verstärkt Sorgen über die Turbulenzen an den Finanzmärkten und die weltwirtschaftliche Entwicklung. Beides will sie „aufmerksam beobachten“. Zugleich sieht sie wichtige Kennziffern der ökonomischen Entwicklung einen Hauch schwächer als noch im Dezember…“

Eine denkbar schlechte Gemengelage fürs Interim Management

 

Aus meiner ganz persönlichen Sicht ist das eine denkbar schlechte Gemengelage für unser Interim Management-Geschäft: „Da schaun mer erst mal, wie sich das alles so entwickelt!“

 

Und prompt ist das Jahr 2016 für MANATNET ausgesprochen schleppend gestartet – selbst wenn ich diskontiere, dass die deutsche Wirtschaft inzwischen vom 15. Dezember bis zum 15. Januar Winterschlaf-bedingt handlungsunfähig zu sein scheint. Aber auch danach: Ein dynamischer Start in ein neues Jahr sieht sicher anders aus! Und das nach einem Jahr 2015, für das die englische Sprache ein wundervolles Wort parat hat: „mediocre“!

 

Okay, ist halt ein Einzelschicksal von MANATNET!

 

Nun, in dieser Woche habe ich folgende Nachrichten erhalten:

 

„So toll war das Jahr 2015 wohl nicht!, denn meine befreundeten Beratungsunternehmen berichten, dass vorhandene Projekte gut laufen und neue so gut wie gar nicht oder verspätet entstehen. Genauso war es bei mir auch!“

 

Oder:

 

„Im Interim Management-Bereich hat XYZ eine Reihe von guten Anfragen bekommen: Leider alle ohne Erfolg! „Interne Lösung gefunden“, „verschieben auf später, wollen keine Unruhe schaffen“, „nach langer Suche doch den Festangestellten gefunden“, „müssen das Projekt verändern und kommen dann auf Sie zu.“

 

Wohl doch kein Einzelschicksal!?

 

Weil das so ist, reagiert unsere Branche – auch das ist absolut berechenbar! –, indem sie die Schalmai aus dem Keller holt und mit ätherischen Wohlfühl-Klängen dagegenzuhalten sucht. Und dann wird die Welt halt mit solchen Nachrichten beglückt: Vom Vorstellen eines einzelnen Interim Managers über die schier unendliche Geschichte „Tagessätze“ bis hin zur nabelschauenden „Wir sind toll“-Botschaft!

 

Wen eigentlich interessiert dieses rosa-rote Geschreibsel ohne jegliche kritische Anmerkung?

 

Vielleicht bin ich ja der Einzige, aber mich erinnert das schwer an:

 

Interim-News von Prinzessin Lillifee!

 

INTERIM MANAGEMENT ZWISCHEN IRAN UND GEFASEL

Fotograf_J_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Interim_Management_zwischen_Iran_und_Gefasel„Muss ich da jetzt was machen, Herr Becker? Im Iran?“ Diese Frage stellte mir in dieser Woche tatsächlich ein Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens. Er hatte gerade gelesen, dass Daimler in den Iran einsteigen wird – immerhin ein Flaggschiff der deutschen Industrie.

 

„Ich kann Ihnen das aus dem Stegreif nicht beantworten, Herr X, aber ich empfehle Ihnen, zumindest einmal intensiv darüber nachzudenken!“

 

„Aber ich habe doch die Leute gar nicht, Herr Becker!“

 

Dann sollten wir vielleicht einmal gemeinsam darüber nachdenken, Herr X!“

 

In meiner Welt sind solche Telefonate Geschenke, Initialzündungen – und ich hätte diesen Geschäftsführer umarmen mögen! Denn, was ihn bewegt, wird auch viele andere Unternehmen bewegen. Und sie werden ähnliche Fragen haben. Sicher – und das ist nicht weiter verwunderlich: Ich habe nicht auf alles eine Antwort! Aber auf die Frage „Wo nehme ich die Leute her?“ habe ich sicher eine Antwort.

Neue Landing-Page: Iran

 

In meiner Welt schlägt sich so etwas unmittelbar im Internet nieder – und inzwischen auch in den Sozialen Medien. Und so war es nur folgerichtig, dass ich zunächst einmal eine „Landing-Page“ zum Thema IRAN, eine nur diesem Thema gewidmete Seite, für MANATNET geschrieben habe. Und diese Seite dann über XING, Twitter und Facebook geteilt habe – was dazu führte, dass die Iran-Seite in den folgenden zwei Tagen (!) 745mal aufgerufen wurde.

 

Ich habe keine Ahnung, wie sich die deutsche Wirtschaft in Sachen Iran verhalten wird. Aber ich denke schon, dass ein guter Teil der deutschen Unternehmen Daimler folgen und in diesen Markt einsteigen wird. Und ich bin überzeugt, dass wir ihnen dabei ein wenig helfen können.

 

Unmittelbar danach folgte mein Geburtstag!

Geburtstagswünsche in der Digitalen Zeit

 

Gut 200 Glückwünsche über Xing oder Facebook sowie E-Mail. Plus Telefonate und ein paar Freunde zu Besuch.

 

„Ja, ja, das ist heute so: Du vergisst keinen Geburtstag mehr, weil Dich die Systeme daran erinnern! Dadurch bekommst Du vielmehr Glückwünsche als vorher! Das kannst Du gar nicht mehr beantworten – sonst kommst Du zu nichts mehr!“, lautete die Analyse eines Gesprächspartners vor geraumer Zeit.

 

Er hat in allem Recht! Und dennoch beantworte ich jeden Glückwunsch. Ausnahmslos jeden!

 

„Ja, haben Sie nichts anderes zu tun, Herr Becker?“

 

Nein, habe ich nicht! Denn auch das Geschäft eines Interim-Providers mit einem Internet-zentrierten Geschäftsmodell ist irgendwann einmal „People´s Business“!

 

Jeder, der mir Glückwünsche sendet, trifft diese Entscheidung bewusst – setzt sich hin und schreibt einen kurzen Glpckwunsch! Und andere treffen ein andere Entscheidung – nämlich nicht zu schreiben. Ich denke, es gebietet der Respekt meinem Gratulanten gegenüber, dass ich mich bedanke. Im Zweifel kurz, natürlich. Aber ich halte es für ein Unding, nicht zu reagieren!

 

Und dann beschenken mich zwei Interim Manager gar reich:

 

„Sehr geehrter Herr Becker,

 

zu Ihrem heutigen Geburtstag wünsche ich Ihnen alles Gute – … Sie sind für mich das einzige Vorbild in dem Providerumfeld, bei Ihnen ist noch ein Wort wirklich ein Wort, selbst wenn wir nicht immer einer Meinung sind, dafür haben Sie meine volle Hochachtung.“

 

Und:

 

Hallo Herr Becker,

 

zu Ihrem Geburtstag gratuliere ich Ihnen ganz herzlich und wünsche Ihnen alles Gute! Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie auch zu Ihrer Kolumne über Interim Management beglückwünschen, die ich stets verfolge und schätze, da Sie sich nicht in den weichgespülten Reigen der sonst üblichen Publikationen einreihen. Ihnen eine schöne Feier und weiterhin viel Erfolg!

 

Und schliesslich:

 

„Happy birthday, lieber Herr Becker!!!

 

Ich wünsche Ihnen alles Gute, Gesundheit und Erfolg…………….. und äußern Sie bitte weiterhin frei Ihre Meinung als „Minister der Finsternis“. Wir brauchen Menschen wie Sie, die das „Mainstream Gefasel“ sachlich und kompetent hinterfragen!“

 

Was für ein Geburtstagsständchen! So lasse ich mir eine Woche in meiner Welt gefallen:

 

Interim Management zwischen Iran und Gefasel!

 

DER SPEKULATIUS BLIEB MIR IM HALSE STECKEN!

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Der_Spekulatius_blieb_mir_im_Halse_steckenKann nicht endlich mal wieder ein Kunde einfach nur einen Interim Manager fürs Controlling suchen? Eine wichtige Aufgabe im Unternehmen, aber nichts Exotisches – und obendrein gibt es ein breites Angebot an solchen Spezialisten.

 

Allein bei MANATNET finden wir zehn Interim Manager mit mehr als sieben Jahren Erfahrung im Controlling, darunter zwanzig Prozent Frauen. Aber nein, solche Standard-Anfragen erhalten wir längst nicht mehr bei MANATNET. Es ist wie verhext!

 

Stattdessen scheinen sich die Kunden verschworen zu haben, um die Leistungsfähigkeit von MANATNET zu testen. Und suchen den spezialisierten Spezialisten mit Spezialwissen.

 

Erst Anfang Oktober bin ich an dieser Stelle darauf eingegangen [EIERLEGENDER WOLLMILCH-INTERIM MANAGER]. Und dann in dieser Woche wieder solch ein Kracher: Einkäufer Automotive für technische Textilien.

 

Gemeinsam mit zwei befreundeten AIMP-Providern habe wir uns durch etwa 10.000 Profile gegraben: Nichts!

 

Dann habe ich die Einkäufer bei MANATNET um Hilfe gebeten: Nichts!

Im Krippen-Heu die Stecknadel gefunden?

 

Dann habe ich alle anderen Interim Manager bei MANATNET um Hilfe gebeten. Nichts – bis auf einen einzigen Hinweis auf einen Kandidaten, der das Anforderungsprofil abdecken könne.

 

Ich gebe zu: Ein vorweihnachtliches Frohlocken stellte sich ein – das sich nach dem Telefonat mit dem Interim Manager in Hosianna-Sphären hinaufschwang. Kurzfristig:

 

„Hallo Herr Becker,

 

anbei wie besprochen mein CV. Wie Sie diesem entnehmen können, habe ich diesbezüglich schon Projekte bei Karman und bei Recaro gemacht. Der Schwerpunkt lag auch auf den vom Kunden gewünschten Schwerpunkten, aber auch auf der generellen Überprüfung der Einkaufsorganisation. Es würde mich sehr freuen, wenn mein Profil, denn Anforderungen entspricht. Der Eintritt könnte asap erfolgen. Über die finanziellen Rahmenbedingungen reden wir, wenn es ernst wird:

 

Beste Grüße

 

Interim Manager“

 

Freudig, einer Adventszeit würdig, lese ich den Lebenslauf – und antworte:

 

„Vielen Dank, Herr Interim Manager.

 

Ich würde sehr gern mit Ihnen gemeinsam dieses Projekt gewinnen: Aber mit diesem Lebenslauf sind wir ohne jede Chance.

 

Nichts von den Anforderungen des Klienten weist Ihr Dokument nach:

Ein formidabler Wunschzettel

 

Für den Kunden stehen folgende Anforderungen an den Interim Manager „Einkauf Textil“ im Vordergrund:

 

  1. Kenntnisse über technische Gewebe ….
  2. Prozesskenntnisse in der Verarbeitung und Beschichtung …
  3. Kenntnisse in der PU/ PVC Beschichtung von Geweben für ….

 

Sie schreiben: „…habe ich diesbezüglich schon Projekte bei Karman und bei Recaro gemacht. Der Schwerpunkt lag auch auf den vom Kunden gewünschten Schwerpunkten, aber auch auf die generelle Überprüfung der Einkaufsorganisation.“, ohne das jedoch nachzuweisen.

 

Hinzu kommt, dass Sie zehn Jahre Projekterfahrung (!) in drei Zeilen abhandeln. Überlegen Sie mal, wie das auf Klienten wirkt, die gerade hier den Wunsch nach detaillierter Information haben. Ich kenne Kunden, die verärgern Sie damit.

 

Meine Empfehlung:

 

(1) Sie fügen Ihre Projektliste bei, die im Detail beschreibt, welche Aufgabe Sie beim jeweiligen Kunden übernommen hatten und wie das Ergebnis Ihrer Arbeit aussah.

(2) Sie beschreiben in drei Sätzen für jede der oben genannten Anforderungen, welche Erfahrungen Sie im Detail aus welchem Projekt mitbringen.

In unserem Telefonat habe ich den Eindruck gewonnen, dass Sie das können. Dann lassen Sie uns den Kunden daran teilhaben!

 

Mit freundlichem Gruß

 

Jürgen Becker“

 

Schnell – toll! – kam die Antwortmail. Ohne Anrede:

 

„Klar kann ich das. Aber ich finde es lächerlich, auf solche Punkte im Detail zu antworten und wenn der Kunde es will, dann soll er doch bitte kurzfristig in eine Bäckerei gehen und sich sowas backen lassen.

 

Beste Grüße

 

Interim Manager“

 

Ups.

 

Der Spekulatius blieb mir im Halse stecken!

 

VORBEHALTE GEGEN INTERIM MANAGER

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Vorbehalte_gegen_Interim_ManagerWir Interim-Provider neigen ja dazu, unser Interim-Geschäft als das Zentrum des Kosmos anzusehen – und die Interim Manager als das Beste, was der Menschheit je passieren konnte. Ja, natürlich: Eine solche Selbst-Beweihräucherung gibt es auch andere Branchen! Ich weiß. Dennoch empfinde ich dieses Denken in der Provider-Branche als überdurchschnittlich ausgeprägt. Und der eine oder andere dekoriert sich auch noch flugs mit dem Attribut „führend“ – und fühlt sich sofort noch besser: Als Nukleus im Kern des Universums.

 

Ich kenne das aus lang vergangenen Tagen, als wir uns im Banking intern an „Double-Dip-Leasing“ oder „Delayed Step-up-Swaps“ ergötzen konnten – aber nur 200 Meter Luftlinie entfernt jeder x-beliebige Passant auf dem Frankfurter Opernplatz mit einem verständnislosen „Häh?!“ reagierte.

 

Wenn wir unsere tolle Interim-Welt einmal verlassen – und das sollte jeder von uns regelmäßig tun! –, dann lernen wir gar Erstaunliches:

 

Zum Beispiel wird außerhalb unserer Interim-eigenen Welt der Begriff Interim Manager offenbar noch immer für problematisch angesehen. Ich hatte vor jetzt bald zwei Jahren bereits diesen Eindruck gewonnen – nach unserer telefonischen Kalt-Akquisition im Mittelstand. Und tatsächlich kaum glauben können („INTERIM MANAGEMENT? GOTTLOB SIND WIR OHNE KLAGEKOMMEN!“).

 

Kaum zu glauben, doch es ist wohl noch immer so:

 

Problem mit dem Begriff „Interim Manager“

 

Ein Geschäftspartner aus einer völlig anderen Welt, den ich seit rund dreißig Jahren kenne und mit dem ich regelmäßig über Vertriebs- und strategische Themen spreche  (Cassing: Institut für Absatz- und Produktentwicklung) schrieb mir in dieser Woche:

 

„Viele Unternehmen haben offenbar ein großes Problem mit dem Begriff „Interim Manager“. Dadurch entstehen maßgebliche Vorbehalte. Man kann aus den vielen Kommentaren (auch im Manager Magazin und im Spiegel) herauslesen, dass „Interim Manager“ suggeriert, dass irgendjemand in mein Haus kommt und mir sagen will, wo es lang geht. Das verursacht zunächst eine innere Ablehnung. Ich denke, Du solltest überlegen, statt von Interim Managern von Spezialisten zu sprechen. Spezialisten haben den Vorteil, dass sie meine Position nicht gefährden; dass es keine Rolle spielt, in welcher Rangordnung sie stehen; dass sie nicht nur führen wollen, sondern eine praktische Leistung liefern können, deren Einsatz ich selbst bestimmen kann.“

 

Ich bin mir nicht sicher, ob „Spezialisten“ uns hier wirklich weiterbringen oder der vergleichbare Begriff „Experten“, den ein befreundeter AIMP-Provider seit Jahren verwendet.

 

Aber eins müssen wir wohl leider noch immer als sicher unterstellen:

 

Vorbehalte gegen Interim Manager

 

EIN INTERIM MANAGER – NICHT KANTIG GENUG!

Fotograf_Juergen_Becker_fuer_MANATNET_Interim_Blog_Titel_Ein_Interim_Manager_nicht-kantig-genugDas Interim-Mandat – auf das ich in meinem Blog vom 9. Oktober eingegangen bin („EIERLEGENDER WOLLMILCH-INTERIM MANAGER“) – ging für den Spezialisten auf der Zielgeraden verloren. Für einen Interim Manager, den wir aus fast 4.000 Kandidaten ausgefiltert hatten. In der dritten und letzten Runde mit der Geschäftsführung. Nach fast fünf Wochen Arbeit.

 

„Herr XYZ wird es nicht, Herr Becker!“

 

„Wieso das denn nicht? Ist doch ein Spitzen-Mann!“

 

„Ja schon….!“

 

„Aber….?“

 

„Er ist nicht kantig genug?“

 

„Er ist was?“

 

„Nicht kantig genug!“

 

„Und was bedeutet das für den nicht-Eingeweihten?“

 

„Na ja, er kam nicht überzeugend ´rüber! Er sagte immer „ich würde“, „man sollte“ und „man müsste“. Unsere Geschäftsführung wünscht sich aber jemanden, der klar sagt, wo´s langgeht!“

Endverhandlung: Prozess-Störung oder Test?

 

Danke für´s Gespräch. Fast eine halbe Million Euro Netto-Honorarvolumen für den Interim Manager: weg! Und der MANATNET-Anteil löste sich parallel in Luft auf.

 

Nun, tief im Innern war ich gewarnt. Als der Interim Manager im Feedback-Telefonat zum Treffen mit der Geschäftsführung sagte, „Die haben dieselben Fragen gestellt wie in der zweiten Runde!“, fuhr eine imaginäre Faust in meine Magengrube. Und im Kopf bildete sich die Frage: „Wie kann so etwas sein?“

 

Selbstverständlich ist so etwas möglich! Dass die Geschäftsführung eines Unternehmens im entscheidenden Gespräch dieselben Fragen stellt, wie die Fachabteilung zuvor. Nur wird sich jeder Profi fragen: Was geht denn hier ab? Wo ist der Mehrwert, den wir hier schaffen?

 

Entweder, die Geschäftsführung ist nicht über die Ergebnisse und Einschätzungen der Vorgespräche informiert worden. Das würde eine erhebliche Lücke im Prozess auf Seiten des Kunden offen legen – und ein Profi würde darauf eingehen.

 

Oder aber das ganze ist ein Test – und die Geschäftsführung möchte sehen, wie weit sich der Interim Manager „gängeln“ lässt [Ist alles schon vorgekommen!]. Ein Profi wiederum würde nachhaken und dadurch diesen Test-Versuch offenlegen.

Praxis bestätigt Lehrbuch

 

Fatalerweise – und hierauf bin ich auf gar keine Weise stolz! – legt diese Erfahrung knochentocken die Relevanz meiner kleinen Serie zum Vertrieb für Interim Manager offen:

 

TAKE THE DRIVER´S SEAT“: Hier habe ich geschrieben: “Fällt Ihnen etwas auf? Richtig: Sie warten nicht passiv auf das, was Ihr Gegenüber tut, sondern Sie übernehmen den aktiven Part. Interessanterweise ist das die inhärente Erwartungshaltung praktisch jedes Kunden an einen Interim Manager: Dass er macht, dass er eine aktive Rolle im Unternehmen übernimmt. Also übernehmen Sie den aktiven Part. Zeigen Sie, dass Sie die Dinge im Griff haben. Und so seltsam das klingen mag: Übernehmen Sie die Zügel bereits im Erstgespräch – wenn auch vorsichtig: Sie wollen ja nicht, dass die Gäule mit Ihnen durchgehen…“

 

Und:

 

WER FRAGT, LERNT”: Hier lautet die Passage: „Danken Sie zum Beispiel so: „Vielen Dank, Herr/Frau Kunde, dass Sie mir die Gelegenheit geben, Ihre Situation und Ihre Aufgabenstellung noch besser zu verstehen. [Ich hänge stets an: Ich verspreche Ihnen, ich werde Ihre Zeit nicht vergeuden!“] Glauben Sie mir: Das beeindruckt! Das wirkt professionell! Und Menschen neigen dazu, sich von Profis führen zu lassen. Und dann führen Sie das Gespräch auch. Es wird den einen oder anderen Kunden geben, der sich die Gesprächsführung nicht aus der Hand nehmen lassen wird – aber wenige! In diesem Fall gehen Sie zunächst darauf ein – anderenfalls wird Ihr Gespräch schneller zu Ende sein, als Sie glauben mögen.“

 

Ganz besonders schmerzhaft für mich ganz persönlich ist, dass ich den Interim Manager vor seinem entscheidenden Gespräch auf diese beiden Blogeinträge hingewiesen habe – und er sie dankend gelesen hat.

 

Ich bin mir ziemlich sicher: Hätte er sie auch nur im Kern umgesetzt, hätte er fast eine halbe Million Euro in den kommenden zwei Jahren eingefahren.

 

Doch grau ist jeder Konjunktiv! Zurück hingegen bleibt:

 

Ein Interim Manager – nicht kantig genug!