Das Interim-Geschäft soll sich laut DDIM in den kommenden zehn Jahren verdreifachen. Ich teile diese Einschätzung.
Die DDIM nennt dafür viele gute Gründe, die allesamt nachvollziehbar, wenn nicht gar überzeugend sind.
Besonders teile ich dies:
„Die demografische Entwicklung in Deutschland führt dazu, dass die Kompetenzen von Managern und Fachleuten zu wertvoll werden, als dass sie dauerhaft nur in einer Organisation genutzt werden. Mehr und mehr wird die Wirtschaft auf die vorhandene, punktgenau passende Expertise zugreifen.“ (Quelle: Düsseldorfer Abendblatt; „Interim Management: Die Erfolgsgeschichte geht weiter“)
Die Unternehmen jedoch sind momentan noch so weit weg von dieser Sichtweise, wie nur eben denkbar!
Dennoch: Schauen wir mal gemeinsam in die Kristallkugel:
Wir sind im Jahr 2023. Das Interim-Geschäft steht für ein Geschäftsvolumen von irgendwo zwischen 5 und 6 Milliarden Euro.
Mehr Interims Manager – vielleicht 15.000 für die erste und zweite Ebene (DDIM-Erwartung). Möglicherweise 60.000 insgesamt, wenn wir breitere Definitionen zugrunde legen.
Alle suchen Mandate – zu immer noch 75 Prozent über die eigene Akquisition. Als Reaktion darauf haben die Unternehmen diese Akquisitionsbemühungen den traditionellen Bewerbungen gleichgesetzt, an einer Stelle konzentriert und in den eigenen Personalabteilungen die Gruppe „Recruiting von Interim Managern“ aufgebaut. Sie haben jedoch festgestellt, dass ihnen auch dafür die richtigen Leute fehlten.
Als bewährte Lösung wurden entsprechend erfahrene Mitarbeiter dort abgeworben, wo sie zu finden waren: Bei den Interim-Providern. Der Folgeeffekt Nr.1: Einige Interim-Provider gingen in die Knie, weil die Leistungsträger verloren gingen. Der Folgeeffekt Nr. 2: Die Gehälter für solche Mitarbeiter steigen auf breiter Front – auch für die Interim Provider.
Wie vor zehn Jahren bauen jedoch die meisten Interim Manager nach wie vor nicht auf die eigene Akquisitionsstärke. Allerdings ist die Vertriebsorientierung der Interim Manager, die in den vergangenen zehn Jahren in dieses Geschäft eingestiegen sind, besser geworden.
Dreimal so viele Interim Manager haben – platt vereinfacht – zu einer Verdreifachung der Pools der Interim Provider geführt. Die historische Werbebotschaft „Wir kennen alle unsere Interim Manager persönlich“ hat daher inzwischen den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verloren.
Die Wachstumsperspektiven hatten in der jüngeren Vergangenheit weitere Marktteilnehmer dazu verleitet, in das Interim-Providing einzusteigen – in der trügerischen Hoffnung auf schnell verdiente Euro-Vermögen bei vermeintlich minimalen Einstiegsbarrieren.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass das neue Volumens-Geschäft nicht länger mit den Verhaltensmustern der Gründerzeit zu beherrschen war – zudem, fatalerweise, auch die Interim Manager selbst (immerhin die Leistungserbringer in diesem Geschäft) spürbar höhere Ansprüche an die Provider stellten: An Transparenz, Offenheit und Fairness sowie ein professionelles Kommunikationsverhalten. Mit anderen Worten: Die Interim Manager forderten Kundenorientierung ein.
Die hierfür erforderlichen Investitionen wollten oder konnten viele neue und auch ein paar „alte“ Provider nicht erbringen. Daraufhin hat sich der Markt weiter bereinigt: Einige große Interim-Provider und einige auf Nischen spezialisierte Anbieter blieben übrig.
Das Thema Qualitätssicherung, das die strategische Ausrichtung der Interim-Provider richtigerweise in den Jahren 2013 bis 2017 beherrschte, war nicht länger durchzuhalten. Selbst den Unternehmen fehlte die Fantasie, sich vorzustellen, dass 60.000 Interim Manager ausnahmslos Spitzenqualität liefern würden.
Für die knappe Resource Mitarbeieter haben sich die Interim-Provider daraufhin zu professionellen Zulieferen der Personalabteilungen in den Unternehmen entwickelt. Inzwischen haben sich – analog der Automobilindustrie – Tier 1 bis 3 Provider herausgebildet. Sie sind den Unternehmen in deren wichtige Auslandsmärkte gefolgt.
Und für noch etwas fehlt den Unternehmen schon seit einiger Zeit jede Fantasie: Providermargen von 33, 40 oder gar 50 Prozent weiterhin zu akzeptieren.
Räumen wir geschwind die Kristallkugel beiseite – dennoch gilt:
Interim Management: Die Zukunft verschont niemanden!