Mein Editorial im Programm für das Neunte AIMP-Jahresforum beginnt mit dem Satz:
„Interim Management ist in – und Interim Management kann jeder!“
Tatsächlich ist das der Eindruck, den ich seit einiger Zeit gewinne. Regelmäßig wirft mir Google Hinweise auf neue Anbieter im Interim Management in den morgendlich ausgetrockneten elektronischen Briefkasten.
Vor diesem regelmäßigen Akt digitaler Informations-Infusion hatte ich so gut wie nie von solchen Anbietern gehört. Und dass, obwohl ich seit 10 Jahren im Interim-Geschäft tätig bin und meine jährlichen Arbeiten an der AIMP-Providerstudie mir die schimmernden Insignien des Insiders eingebracht haben.
Und doch: Nie gehört!
Nicht, dass ich etwa geringschätzig oder herablassend auf diese Anbieter herabblicken würde: Nein, ganz und gar nicht!
Auch MANATNET hat einmal ganz von vorn angefangen. Enthusiastisch und voller Tatendrang – und doch auch unsicher.
Aber, wir hatten über ein Jahr vorgearbeitet – und sind dann mit etwas völlig Neuem und einem dicken Ding in den Markt gegangen. Von Tag eins hat sich das in einem weit über hundert Seiten umfassenden Internet-Angebot von MANATNET niedergeschlagen. Heute, zehn Jahre später, weist Google gut 2.300 Seiten unter der Domain www.manatnet.com aus.
Die von Google identifizierten Neuen haben in der Regel jedoch kaum einmal zehn (!) Seiten. Und sie kauen zudem den immer gleichen Kram wider:
„Interim Management ist …“
„Ein Interim Manager ist …“
„Wir haben die Interims Manager, die Sie für genau Ihr Projekt brauchen – und wir kennen die alle persönlich.“
Und, manchmal denke ich, wer auch nur etwas auf sich hält, erklärt sich bei dieser Gelegenheit gleich mal zu einem „führenden Anbieter“.
Jedes Mal analysiere ich die jeweiligen Internet-Seiten unter der Maxime: „Show me!“
Aber nichts!
Und müde schlägt mein mattes Haupt auf die Schreibtischplatte…
Fatal nur: Unsere Kunden können das nicht leicht unterscheiden!
Sicher: Ein Kunde wird auf Anhieb ein digitales Potemkin’sches Dorf von einem Schwergewicht wie dem auf das Interim Management spezialisierten Internet-Marktplatz MANATNET unterscheiden können. Allein durch das schiere Volumen an relevanten Informationen zum Interim Management und dem direkten Zugang zu allen registrierten Interim Managern: Ein im Markt noch immer einzigartiges Schaufenster.
Aber darüber hinaus?
Die wenigsten Kunden werden mitbekommen, dass ihre Anfrage mitunter postwendend bei XING ausgeschrieben wird und die so ungeprüft akquirierten Kandidaten ihm dann mit der Schleife „handverlesen und persönlich bekannt“ kredenzt werden.
Wenn es richtig ist (und das ist es wohl!), dass heute Entscheidungen in aller Regel die Informationsbeschaffung im Internet vorausgeht: Wie stellen wir dann sicher, dass der Kunde die auf das Interim Management spezialisierten Qualitätsanbieter leichter von anderen unterscheiden kann?
Wie stellen wir dann sicher, dass der Kunde wahrnimmt, dass „Qualität“ eine Folge des vorausgegangenen „Quälens“ ist – zu dem aber längst nicht jeder Anbieter bereit ist?
Und nicht zuletzt: Dass das „Quälen“ kein Selbstzweck, sondern die Grundlage für ein professionelles und erfolgreiches Arbeiten ist – und damit honoriert werden muss?
In den kommenden Monaten, vielleicht Jahren, wird sich der AIMP ganz besonders dem Thema „Qualität“ widmen. Eine Art „Kick-off“ hierfür wird unser Jahresforum Ende April sein.
Offenbar haben wir einen Nerv getroffen: Ein Drittel der Plätze ist schon reserviert, nur aufgrund des „Early Warnings“ – ohne, dass das detaillierte Programm vorliegt.
Melanie Hessler von PR MarCom twitterte gestern das Zitat eines (ihrer) potenziellen Kunden: „Wir arbeiten nicht professionell und haben das auch überhaupt nicht vor.“
Ich kenne Melanie Heßler lange genug, um zu wissen, dass das kein Witz ist. Solche Unternehmen gibt es in ihrer Welt und vielleicht gibt es auch solche Unternehmen in unserer, der Interim-Welt.
Ich stehe für den Umkehrschluss:
Wir arbeiten professionell – und das mit voller Absicht!