SICHTBARE INTERIM MANAGER – UND UNSICHTBARE

Interim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker_Schild_in_Vernazza_2019„Ach, wissen Sie, Herr Becker: Ich bekomme meine Aufträge aus meinem eigenen Netzwerk!“

 

Diese Aussage von Interim Managern (bemerkenswerter Weise kaum von Interim Managerinnen) begleitet mich, seitdem ich mich im Interim-Business tummele – und das sind ja inzwischen auch schon fröhliche 17 Jahre.

 

Mich hat diese Aussage der Interim Manager immer beeindruckt – und das meine ich ganz ehrlich und ohne, dass da irgendeine andere Schwingung durch meine Zeilen wabern würde.

 

Wir glücklich nennt sich ein Mensch, der so viele Kontakte, Bekannte und Freunde hat, die als Kollektiv für derart viele Aufträge sorgen, dass dieser Mensch sein Auskommen findet!

 

Kleinlaut gebe ich zu: Ich gehöre nicht zu diesen glücklichen Menschen – aber auch nicht die Spur! Was wiederum meine tiefe Bewunderung erklärt…

 

Irgendwann formulierte der erste Interim Manager ein existenzielles Risiko, das ich offen gestanden bis dahin so nicht gesehen hatte:

 

„Herr Becker, mir stirbt mein Netzwerk weg! Ich muss jetzt etwas tun – und daher möchte ich die Zusammenarbeit mit Providern aufnehmen!“ („aufnehmen“ – nicht „ausbauen“).

 

„Wie meinen Sie das? Haben Sie tatsächlich so viele Todesfälle zu verkraften?“

 

„Nein, nein. Natürlich nicht! Ich meine: Meine Kontakte haben jetzt ein Alter erreicht, wo sie aus ihren Unternehmen ausscheiden – und nichts mehr für mich tun können! Also müssen die Projekte von woanders herkommen – und da habe ich an die Provider gedacht!“

 

Nun bleibt es jedem Provider überlassen, wie wohl er sich als Notnagel fühlt…

 

Ich möchte an dieser Stelle noch ein wenig beim Netzwerk bleiben.

 

Ein Netzwerk kann Dich, wie oben skizziert, tragen – ja, es kann Dich offenbar sogar längerfristig ernähren. Das funktioniert, weil Dich die Mitglieder Deines Netzwerks – die Knotenpunkte – kennen und schätzen – und deshalb Dich empfehlen, wenn ein Knotenpunkt ihres jeweiligen eigenen Netzwerkes um eine solche Empfehlung bittet.

Eigenes Netzwerk aus 20 bis 30 Kontakten

 

Ich habe sie nicht gezählt – meine Erstberatungs-Gespräche für Einsteiger ins Interim-Business. Aber – mit dem Blick auf den Vertrieb über das eigene Netzwerk habe ich sicher ein paar zig hundertmal diese Frage gestellt:

 

„Wenn ich Sie bitte, Ihr eigenes Netzwerk in Zahlen zu fassen – also die Anzahl der Menschen, die Sie heute ansprechen und von denen Sie realistischerweise einen Auftrag erwarten können: Welche Zahl nennen Sie dann?“

 

„Vielleicht 20 – allerhöchstens 30!“

 

Meine nächste Frage: „Wie soll dann Ihr Vertrieb in Richtung dieser „Key Accounts“ aussehen?“ wurde dann regelmäßig mit einem Fragezeichen auf der Stirn quittiert.

 

Die allermeisten waren davon überzeugt, der eine oder andere Brief sei ausreichend und, wenn überhaupt, würde dem Netzwerk hie und da ein Essen spendiert; ansonsten würde halt „der Kontakt gehalten“…

 

Wenn Sie heute in Netzwerken denken, dann denken Sie typischerweise in digitalen Netzwerken – keinesfalls in analogen. Ich denke: Analoge Netzwerke werden auch in Zukunft wichtig sein – möglicherweise anders wichtig – aber sie haben nun mal nicht die Wucht digitaler Netzwerke: Allein schon nicht aufgrund ihrer eklatanten Größen-Nachteile.

Erst musst Du geben – dann kannst Du nehmen

Wer sich damit beschäftigt, der muss – für den einen oder anderen: bedauerlicherweise! – erkennen: Ein digitales Netzwerk erwartet, dass Du zunächst einmal dem Netzwerk gibst – vulgo investierst! Erwarte folglich nicht, dass Du gleich zu Beginn vom Netzwerk etwas bekommst.

 

Aber Du kannst sicher sei: Wenn Du vom Netzwerk als wertvoll angesehen wirst, dann wird jede Menge zurückkommen!

 

Aber eben auch nur dann: Leider!

 

Das ist das Kernproblem, mit dem sich viele Interim Manager derzeit auseinandersetzen müssen – auf dem Weg in die digitale(re) Welt. Wer konditioniert wurde in einer Welt, in der es ausreichte, „den Kontakt zu halten“, der ist es in aller Regel nicht gewohnt, dem Netzwerk zu geben – in sein Netzwerk zu investieren:

 

Keine Artikel, keine Blogs, keine Podcasts, keine Videos – rein gar nichts. In der Folge machen sich diese Interim Manager unsichtbar in digitalen Netzwerken!

 

„War ja bisher auch nicht erforderlich, Herr Becker!“

 

Richtig. Bisher!

 

Inzwischen aber ist der Zug angefahren – und ich kann ihm auf seinen Hochgeschwindigkeits-Geleisen noch recht gut folgen – nicht zuletzt in dieser Woche, als Eckhart Hilgenstock bei UNITEDINTERIM veröffentlichte: Was ist wichtig, wenn Sie über Digitalisierung nachdenken?

 

Es steht deshalb für mich völlig außer Frage: Es bilden sich derzeit in der Interim-Welt zwei Gruppen heraus:

 

Sichtbare Interim Manager – und unsichtbare.

 

WENN DAS INTERIM-GESCHÄFT ABSCHMIERT!

Inte-rim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker_Veef_und_Andres_Althistorische_Narrenzunft_Offenburg_2019Mein Blogeintrag vom vergangenen Freitag hat für ziemliche Aufmerksamkeit in der Interim-Szene gesorgt – und gehört folglich zu meinen Beiträgen mit den höchsten Zugriffen innerhalb einer Woche.

 

Das freut mich.

 

Und ich frage mich: Weshalb ist das so?

 

Selbstverständlich gebe ich zu, dass ich versuche, meine Beiträge so zu titeln, dass sie Aufmerksamkeit beim potentiellen Leser erzeugen. Dass ich hierbei auf „Klickbaits“ verzichte („10 Dinge, die Sie beim ersten Date niemals sagen sollten!“), versteht sich von selbst.

 

Worauf sind dann die außergewöhnlich hohen Zugriffe zurückzuführen?

 

Ich denke, es liegt an der Kombination der drei Begriffe „HR“, „Digital“ und „Mainstream“.

 

HR: Also Human Resources. Natürlich gibt es noch genügend Marktteilnehmer, die das hohe Lied des „Interim Management ist Chefsache“ singen. Tief im Innern jedoch weiß jeder Interim Manager, der auch nur im Entferntesten ein Gefühl dafür hat, was sich in seinem Markt tut: Interim Management ist auch HR-Sache. Man mag darüber streiten, welchen Anteil die Personaler an der Entscheidung für oder gegen einen Interim Manager haben. Zu unterstellen, sie hätten keinerlei Einfluss ist jedoch ein fataler Fehler. Erst gestern wies mich der CFO eines Kunden darauf hin, dass ich mich an seine Personalleiterin wenden sollte. Was ich gern getan habe.

 

Digital: Der eine oder andere kann’s sicher nicht mehr hören. Dennoch ist es nicht zu leugnen: Die Digitalisierung hat begonnen. Vergleichbar mit der Einführung des E-Commerce oder des Smartphones – beidem standen viele in den Anfängen skeptisch gegenüber (Steve Ballmer zum neuen IPhone: „Braucht kein Mensch!“) – nimmt die Entwicklung an Fahrt zu. Sie wird jene aus der Kurve fliegen lassen, die nicht angeschnallt sind.

 

Mainstream: Das nun ist das Schlimmste, was der „Brauche-mer-net!“-Fraktion passieren kann! Wenn Dinge, die sie vehement und aus tiefer Überzeugung ablehnt, im Mainstream ankommen. Auf gut Deutsch: Wenn´s praktisch jeder hat oder jeder nutzt. Dann sind solche Menschen urplötzlich die „Außenseiter“ oder die „ewig Gestrigen“! Sie gehören nicht länger dazu – und das ist etwas, das die allermeisten Menschen nicht mögen.

 

Ich habe das schon oft erlebt: Menschen, die heute noch einen Röhrenfernseher nutzen, Menschen, die noch kein Smartphone ihr Eigen nennen oder – ja, das gibt´s! – Menschen, die keine E-Mailadresse haben.

 

Und wenn wir ehrlich sind, nehmen diese Menschen sogar Nachteile in Kauf: Dein Bild ist kleiner und dennoch schlechter, Du kannst keine Apps nutzen und die schriftliche Kommunikation mit Dir ist unfassbar langsam und teuer.

 

Da braucht’s dann schon ein gesundes Selbstbewusstsein, um locker mit einem „Ist mir grad egal!“ zu reagieren. Und die meisten Menschen haben dieses Selbstbewusstsein nicht – und deshalb bewundere ich stets die anderen.

 

Die meisten erkennen – vielleicht instinktiv – dann doch die Nachteile. Und es gibt einen Nachteil, auf die jeder professionelle Interim Manager letztlich immer reagieren wird:

 

Wenn das Interim-Geschäft abschmiert!

 

DIE DIGITALE HR KOMMT IM MAINSTREAM AN

Interim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker_Grafitto_Dresdent_2016Ich denke, Verbände haben nach wie vor ein paar wichtige Aufgaben. Hierzu gehört, dass sie die Meinungen und Einschätzungen der Mitglieder sammeln, bündeln und dann kommunizieren.

 

Vor ein paar Tagen ist mir eine achtseitige Arbeit des BPM (Bundesverband der Personalmanager) auf den Tisch geflattert:

 

Die 10 HR Trends 2019

Worauf sich Personalmanager/innen jetzt einstellen sollten

 

Diese acht Seiten sind weitere Nahrung für meine Einschätzung: In der Welt der Personaler bleibt praktisch kein Stein auf dem anderen.

 

Und, Becker?

 

Was hat das mit dem Interim-Business zu tun?

 

Jede Menge!

 

Ja, ich weiß: Viele Marktteilnehmer sehen das anders!

 

Ich denke jedoch nach wie vor, dass folgendes nicht zusammenpasst: Wenn einerseits gebetsmühlenartig kommuniziert wird, dass das Interim-Business ständig wachse und weiter wachsen werde, weil es „normal“ und durchaus nicht mehr „exotisch“ für die meisten Unternehmen sei.

 

Jedoch auf der anderen Seite unverdrossen behauptet wird: „Interim Management ist Chefsache!“

 

Ich habe das nie geglaubt und ich glaube es auch fürderhin nicht: Dies wäre ein völlig atypisches Verhaltensmuster in (deutschen) Unternehmen, weil es die erste Ebene mit „Standard-Aufgaben“ beschäftigen würde.

 

Mal ehrlich: Wer will das ernsthaft annehmen?

 

Ja, ich weiß, es gibt Projekte im Unternehmen, die sind dann doch Chefsache – und auch mit Recht. Aber das sind dann außergewöhnliche Situation im Unternehmen, die außergewöhnliche Maßnahmen erfordern! Und für Außergewöhnliches ist dann eben das Top-Management zuständig: Wer bitte sonst?

 

Aber wir sprechen von Situationen außerhalb des Gewöhnlichen!

Interim Management – nur eine Option der Personalbeschaffung

 

Grundsätzlich habe ich Interim Management stets als eine von mehreren Optionen im Rahmen der Personalbeschaffung der Unternehmen gesehen. Und weil das so ist, bin ich davon überzeugt, dass Interim ManagerInnen von Entwicklungen im Personalmanagement der Unternehmen betroffen sind.

 

Wer das nicht so sieht, muss ab hier nicht mehr weiterlesen!

 

Von den 10 HR Trends, die der BPM beschreibt, betreffen 3 die Interim Manager unmittelbar:

 

(1) „HR agiert in Deutschland endgültig auf einem Bewerbermarkt. Die Gewinnung von Fachkräften wird 2019 zur Kernherausforderung:

 

Nun wird vermutlich so gut wie jeder Interim Manager und jede Interim Managerin antworten: „Nicht unser Ding: Wir haben uns ohnehin nie „beworben“ bei unseren Kunden.“

 

Das ist richtig! Dennoch wird dann übersehen, dass sich die Personalbeschaffung aus Sicht der Unternehmen von einem „Push-Prozess“ (Bewerbungen müssen gesichtet werden – aus welcher Quelle auch immer) hin zu einem „Pull-Prozess“ verändert hat: Die Unternehmen müssen sich die potentiellen Bewerbungen, vulgo Mitarbeiter, holen.

 

Also suchen. Und wenn andere suchen, müssen Sie dafür sorgen, dass Sie gefunden werden: So einfach ist das!

 

Wie auch immer! Glauben Sie mir: Wenn´s richtig eng wird, dann gehen die Unternehmen jeden denkbaren Weg, um ans Ziel zu kommen! Jeder, der 1999/2000 in der IT-Welt Leute beschaffen musste, weiß das! Da saß dann durchaus auch mal ein Vermittler aus Pakistan an meinem Tisch bei Accenture….

 

Diese Wege zum Ziel werden selbstverständlich auch weiterhin in der analogen Welt zu finden sein (z. B. Mitarbeiter erhalten Prämien, wenn sie einen neuen Mitarbeiter bringen; seinerzeit 5.000 DM) – wenn auch mit abnehmenden Anteilen. Zusätzliche und attraktive Wege führen aber zwingend in die digitale Welt!

 

Weshalb? Die analogen Wiesen sind weitgehend abgegrast – und: Es geht digital halt viel schneller! Selbst ein schnelles „Hier ist niemand, wie ich ihn suche!“ ist so derart viel besser als die gleiche Information erst in vier Wochen!

 

Dieses „Suchen auf allen denkbaren Wegen“ zwingt professionelle Interim Manager (nicht die Amateure!) jedoch dazu, auf eben allen (!) denkbaren Wegen ihren Kunden entgegenzugehen, wenn sie in der ersten Liga weiterhin mitspielen wollen.

 

Wie sonst wollen Sie beide sich zum Handschlag treffen? Das Vertrauen allein ins eigene Netzwerk reicht hier sicher nicht mehr aus – so sicher, wie ich das hier schreibe!

 

Und da aus meiner ganz persönlichen Sicht der durchaus deutlich überwiegende Teil der Interim ManagerInnen in der analogen Welt stark, jedoch in der digitalen Welt schwach ist, muss er (der Teil!) hier massiv aufrüsten.

 

Ich empfehle ein schlichtes Benchmarking – orientiert an den Thorsten Solls, Eckart Hilgenstocks und Judith Geißs dieser Welt. (Ich kenne noch einige Interim Manager, die hier herausragen, aber keineswegs viele!) Und dann, im Anschluss an dieses Benchmarking, die selbstkritische Frage: „Bin ich gleich gut oder nicht?“ Und wenn nicht: „Auf welcher Basis nehme ich an, mit so viel weniger in Zunft erfolgreich sein zu können?“

Persönliche Kompetenzen immer wichtiger

 

(2) Neu ist, dass soziale und persönliche Kompetenzen wie Veränderungsbereitschaft und Orientierungswissen als Zukunftskompetenzen immer wichtiger werden.

 

Der BPM schreibt, dass die Personalchefs die Veränderungsbereitschaft unter den eigenen Mitarbeitern nur als sehr gering ausgeprägt ansehen.

 

Und: So leid es mir tut: Beim Begriff „Veränderungsbereitschaft“ – ich bitte um Nachsicht! – denke ich auch nicht zu allererst an Interim ManagerInnen!

 

Welch ein Potential für Geschäft liegt hier für die Interim ManagerInnen – allein durch eine andere Einstellung!

 

Unabhängig davon und grundsätzlich werden laut BMP „soziale und persönliche Kompetenzen“ immer wichtiger.

 

Wenn wir (durchaus mit Recht) unterstellen, dass die fachlichen Kompetenzen ausreichend belastbar durch CV und sonstige Unterlagen der Interim ManagerInnen nachgewiesen werden: Wie erfolgt dann konkret der Nachweis der sozialen und persönlichen Kompetenzen?

 

Noch mal Hand aufs Herz: Glaubt wirklich jemand, dass Unternehmen im Rahmen jeder einzelnen Festanstellung auf ausgetüftelte Prozesse einschließlich Diagnostic Tools setzen – im Interim Management jedoch auf die Einschätzung eines Providers vertrauen: „Ich kenne die alle persönlich!“?

 

Und so schreibt der BPM gleich zu Beginn:

 

„Was für viele Personalmanager/innen bisher eher als Zukunftsvision schien, wird im neuen Jahr immer stärker zum Mainstream: HR-Prozesse werden automatisiert, Bots beantworten gängige Fragen, künstliche Intelligenz unterstützt dabei, Bewerber/innen auf die richtige Position zu bringen oder Entwicklungspotenziale aufzuzeigen. Der Einsatz von KI verspricht Effizienzgewinne, von denen Mitarbeiter/innen und Unternehmen gleichermaßen profitieren. „KI kann Geschwindigkeit und Flexibilität bringen, Qualitäten verbessern, Kosten senken und sowohl den Match zwischen Bewerber und Unternehmen sowie auch die Personalentwicklung deutlich optimieren.“, kommentiert Thomas Belker, BPM-Vizepräsident und Vorstandsmitglied der Talanx Service AG.“

 

Sicher: Künstliche Intelligenz wenden wir derzeit noch nicht an bei UNITEDINTERIM. Wir setzen im Augenblick noch auf die natürliche…

 

Die beiden ersten Punkte jedoch (1) „Jederzeitige Erreichbarkeit für Ihre potentiellen Kunden in der digitalen Welt“ und (2) „Nachweis persönlicher und sozialer Kompetenzen“ deckt UNITEDINTERIM sehr wohl bereits heute ab.

 

Es überrascht mich somit in keiner Weise, wenn der BPM bereits den ersten Trend überschreibt mit:

 

Die digitale HR kommt im Mainstream an.

 

WIE ALT IST IHR NETZWERK EIGENTLICH?

Inte-rim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker_moderne_Kommunikation_in_historischem_Umfeld_Florenz_2018Natürlich denke auch ich in den Tagen über den Jahreswechsel nach – über das, was war und das, was ich tun könnte, um die Zeiten vor mir stets ein wenig besser zu machen.

 

Dies steckt wahrscheinlich tief in uns Menschen – und Du brauchst wohl schon den Trubel und den selbstgeschaffenen Stress über Weihnachten plus die traditionelle Umtauschorgie danach, um diese Ur-Reflexion nicht an die Oberfläche dringen zu lassen.

 

Die Frage, weshalb ich mir mit meinen Kollegen die überbordende Arbeit für das Narrentreffen 2019 in Offenburg angetan habe, war schnell beantwortet: Ich wusste ganz simpel nicht, was da auf mich zurollen sollte. Ganz unter uns: Dagegen war die Organisation von 7 AIMP-Jahresforen ein sonniger Osterspaziergang. Jetzt, als Meister des „Reframings“, belohne ich mich selbst mit dem gülden schimmerden, virtuellen Orden: „Du aber warst dabei!“

 

Die Frage, weshalb ich mir mit meinem Partner, Dr. Harald Schönfeld, die überbordende Arbeit für UNITEDINTERIM angetan habe, statt mir den Hintern auf meinen MANATNET-Lorbeeren auszuruhen, kann nur mit missionarischem Sendungsbewusstsein zu tun haben.

Unbekanntes, schwierig einzusehendes Geläuf

Das war ja schon einmal so – 2003 aufwärts: als ich MANATNET neu an den Markt brachte.

 

Ich liebe es halt, in dem Geschäft, in dem ich tätig bin, als Innovationsführer vornweg zu rennen. Auf unbekanntem, nicht befriedetem und in aller Regel schwierig einzusehendem Geläuf trittst Du so sicher, wie ich das schreibe, beizeiten auf eine Harke, rennst vor einen Baum, vielleicht eine Mauer – und mitunter fällst Du auch eine Klippe herunter.

 

In der Folge trägst Du Beulen, Wunden und mitunter auch Brüche davon.

 

Es ist völlig klar, dass das nicht jedermanns Sache ist.

 

Es ist völlig nachvollziehbar, dass abzuwarten, wie die Vorhut durchkommt, Körper und Seele weit weniger in Anspruch nimmt. Auch das ist sehr menschlich und aus meiner ganz persönlichen Sicht auch in keiner Weise ehrenrührig.

 

Vornweg zu rennen erfordert Mut – und viele Menschen sind halt nicht mutig, sondern vorsichtig. Die allermeisten: Aus meiner Sicht.

 

Auch die meisten Interim Manager sind vorsichtig geprägt – was mich stets verblüfft hat! Denn Interim Manager werden in besonderen Unternehmenssituationen gebraucht (in anderen braucht´s keinen Interim Manager!) – und da kann eine Portion Mut sicher nicht schaden.

 

Inzwischen hat so ziemlich jeder Interim Manager mitbekommen, dass die Interim-Szene im Umbruch ist. Ja, UNITEDINTERIM hat die Szene ganz schön erschüttert!

 

Nun würde ein Mensch, der so seltsam geprägt ist wie ich, erwarten, dass hoch qualifizierte Zeitgenossen – wie Interim Manager und Interim Managerinnen – sich nun konsequent mit der Frage beschäftigen:

 

„Was kann dieser Umbruch für mich und mein Geschäft möglicherweise bedeuten?“

 

Aus zahllosen Gesprächen weiß ich, dass die mit Abstand größte Gruppe der Interim Manager das nochchalanter Weise nicht tut. Stattdessen ist diese Gruppe der festen Überzeugung, „Weitermachen wie bisher“, sei der Königsweg in die Zukunft.

 

Natürlich hat jeder das Recht auf seine eigenen Überzeugungen und es steht mir nicht zu, dies zu kritisieren.

Die Krux des „Weitermachen wie bisher“

 

Aber ich frage halt.

 

Und so frage ich dann stets: „Was genau machen Sie denn, das Sie unverändert so weitermachen werden?“

 

Auf regelmäßig überraschte Blicke folgt dann fast regelmäßig in etwa dieser Dialog:

 

„Wissen Sie, Herr Becker, auf die Provider kann ich mich nicht verlassen. Da kommt so gut wie nichts!“

 

„Aber wenn das so ist: Wie bekommen Sie dann Ihre Projekte?“

 

„Ich baue auf mein Netzwerk, das mich trägt.“

 

„Verstehe! Wie groß ist denn Ihr Netzwerk?“

 

„Wie meinen Sie das?“

 

„Na, auf wie viele Menschen bauen Sie, um von denen Projekte zu bekommen?“

 

„So gute zwanzig!“

 

„Und worauf geht diese Beziehung zurück?“

 

„Ich kenn‘ die von früher! Waren mal meine Chefs oder so…“

 

„Ah, verstehe. Und diese Zielgruppe, aus der Sie Ihre Mandate generieren, betreuen Sie. Betreuen sie so zu sagen im Rahmen eines professionellen Key Account-Managements…“

 

„Äh, das würde ich so nicht sagen…!“

 

„Okay, wie muss ich mir das dann vorstellen?“

 

„Wenn ich ehrlich bin, Herr Becker: Ich warte darauf, dass mich einer anruft!“

 

„Das ist ein eher opportunistisches Vorgehen, nicht wahr?“

 

„Ja, das stimmt schon, aber ich bin ja damit klargekommen!“

 

„Verstehe!“

 

„Sehen Sie, Herr Becker! Und deshalb brauche ich so etwas Neues wie UNITEDINTERIM nicht!“

 

„Ah! Das ist natürlich auch ein Ansatz. Aber, sagen Sie: Wenn Sie heute, Anfang 2019, mal nach vorne schauen:

 

Wie alt ist Ihr Netzwerk eigentlich?“

 

BIS ZUM JAHR 2019 DANN…!

Inter-im_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker__Selectively_Colored_Stars_Gengenbach_2018Ein wenig später als sonst freitags.

 

Ich war einkaufen mit der Gattin!

 

Ich bereite mich doch tatsächlich auf Weihnachten vor!

 

In den vergangenen Jahren kam mir das stets wie eine Vollbremsung bei Tempo 205 vor. In diesem Jahr mache ich das anders. Ab heute ist Schluss!

 

Mein Partner bei UNITEDINTERIM, Dr. Harald Schönfeld, führt noch ein rundes Dutzend Beratungsgespräche mit Interim Managern unter der Überschrift „Wie vermarkte ich mich besser!?“ – und dass war´s dann auch für ihn.

 

Die Systeme von UNITEDINTERIM scheinen jedoch das letzte Adventswochenende und as bevorstehende Weihnachten vollkommen negieren zu wollen. Heute noch kam eine Ausschreibung rein: Kaum zu glauben!

 

Dennoch möchte ich heute schreiben: Wenn auch nur kurz!

 

Denn es ist mir wichtig, meinen treuen Lesern zu danken. Zu danken, dass sie jeden Freitag meinen Kram lesen – und vielfach auch kommentieren. Meist nicht hier im Blog – was ich mir wünschen würde – sondern per Mail oder Telefon. Für dieses Feedback bin ich ausgesprochen dankbar!

 

Mit meinem Dank verbinde ich meine besten Wünsche für´s Weihnachtsfest und für das kommende Jahr 2019!

 

Bis zum Jahr 2019 dann…!

 

DIESE ZEIT DANN SCHENKE ICH MIR SELBST!

Interim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker__Flammende_Tannen_Baden-Baden_2018Seit jeher habe ich es bevorzugt, meine Weihnachtsgrüsse selbst zu gestalten. Die Karten, die ich käuflich erwerben konnte, haben mich nie wirklich überzeugt – wenn ich von den tollen, dafür sündhaft teuren Karten auf handgeschöpften Bütten aus Wien vor zwei Jahren einmal absehe.

 

Für meine Weihnachtswünsche auf digitalem Weg – und das sind mit weitem Abstand die meisten! – gelten seit einigen Jahren absolute Tabus:

 

Stock-Fotos oder womöglich animierte Gimmicks aus dem Internet gehen gar nicht! Ich wiederhole mich an dieser Stelle gern: Jeder hat das gute Recht, das anders zu sehen und auch anders zu handeln.

 

Auch heute noch halte ich Weihnachtsgrüße an meine Kunden, Freunde und, ja!, auch an Bekannte für einen sehr schönen und deshalb auch schützenswerten Brauch.

 

Weshalb?

 

Nun, weil das Schreiben an meine Kunden, Freunde und Bekannte Zeit erfordert. Und damit schenke ich ihnen, das Wertvollste, das ich habe: Zeit!

 

Das Selbstgestalten führt dieses Schenken in eine besondere Dimension: Mein Text ist nicht irgendwo geklaut, sondern hochgradig individuell. Er ist erkennbar anders, fernab jeden Mainstreams, jeder Trivialität – und stets klar vom Vorjahr abweichend.

 

Und dann sind da noch die Fotos: Der Zeitraum, in dem ich meine Motive finden kann, beginnt typischerweise um den ersten Dezember und endet am 10. desselben Monats. Dann muss ich fertig sein, wenn ich Zeitdruck vermeiden möchte. Und ich kann Zeitdruck nicht leiden.

 

In diesem Jahr habe ich für meine Motive in diesen rund zehn Tagen insgesamt fünf Weihnachtsmärkte hier in der Region aufgesucht: Freiburg, Offenburg, Baden-Baden, Gengenbach und Achern.

 

Aus allen Motiven habe ich fünf selektiert und mein Partner und ich haben daraus das Motiv für die Weihnachtsgrüße von UNITEDINTERIM ausgesucht.

 

Heute möchte ich mit meinen Lesern die vier Bilder teilen, die knapp unterlegen waren: Die Nummer zwei, Flammende Tannen, nutze ich heute für meinen Blogtitel.

Interim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker__Sternen_Bokeh_Achern_2018
Sternen-Bokeh

Interim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker__Rudi_the_black_nosed_reindeer_Achern_2018
Rudi the black nosed reindeer

Interim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker__Farbenreigen_Baden-Baden_2018
Farbenreigen

Meine Bilder sollen hier und heute darauf hinweisen, dass nicht immer alles und jederzeit vom Interim Management und der Digitalisierung bestimmt wird!

 

Noch gut eine Woche bis Weihnachten. Ich brauche sie unbedingt, diese ruhigen Tage: So viel ist sicher!

 

Diese Zeit dann schenke ich mir selbst!

 

20 STUNDEN PUSHEN MEINEN TAGESSATZ UM 50%

Inte-rim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker__Figur_Hagerer_Mann_die_Richtung_zeigend_Florenz_2018Das Webinar vom Mittwoch hallt noch immer nach! Zugegeben: Ich bin grundsätzlich skeptisch, wenn Webinare kostenlos angeboten werden, denn meine bisherige Erfahrung waren unterm Strich enttäuschend – und zudem entnervend.

 

All jenen Webinaren war gemeinsam, dass für mich attraktive Themen angeboten wurden wie z. B. Neukundengewinnung durch E-Mail-Marketing oder Suchmaschinen-Optimierung.

 

Ich möchte nicht einmal sagen, dass diese Webinare völlige Zeitverschwendung waren, jedoch hatten alle eins gemeinsam: Am Ende wollte man mir etwas verkaufen! DVD-Kurse oder Bücher oder beides.

 

Dies ist letztlich legitim in unserer Wirtschaftsordnung. Ebenso legitim ist auch meine Entscheidung, dann nicht zu kaufen.

 

Was ich dann jedoch als nur noch bedingt witzig empfand, war der folgende „Sales-Prozess“:

 

Das „Super-Sonder-Angebot“ als Dank an alle Webinar-Teilnehmer belief sich unmittelbar nach dem Webinar z.B. auf 69 Euro.

 

Als ich dann nach 24 Stunden noch nicht gekauft hatte, wollte man mich „unbedingt als Kunden gewinnen“ und reduzierte den Preis „jetzt für Dich“ auf „sensationelle“ 49 Euro.

 

Als ich nach weiteren 48 Stunden dann bockbeinig noch immer nicht zum Kunden werden wollte, bot man mir ein Super-Paket an – für „unfassbare 29 Euro“ und legte noch ein paar Bücher drauf.

 

Mir kam der Hamburger Fischmarkt in den Sinn („…und noch’n Aal!“) und mein Mitleid galt all denen, die im Anschluss an das Webinar gekauft hatten…

 

Ich mied Webinare seither.

Altruismus als Kern des Netzwerkens

 

Bis Rafael Knuth, bloggender Interim Manager bei UNITEDINTERIM, ein kostenloses Webinar anbot: Die eigene digitale Transformation für Interim Manager – Basiswissen Big Data & Künstliche Intelligenz für Interim Manager. [Hier finden Sie das Video des kompletten Webinars auf dem YouTube-Kanal von UNITEDINTERIM]

 

Klar, dass ich dabei war – und, soweit ich weiß, einige namhafte Interim Manager und Managerinnen aus der ersten Reihe ebenfalls.

 

Bereits im Vorfeld war klar: Herr Knuth wollte nichts verkaufen, sondern nur seine – Achtung! – eigenen Erfahrungen an die Interim-Kollegen weitergeben. In allerbester Netzwerk-Manier – und so formulierte er tatsächlich im Webinar: „Heute gebe ich nur – aber ich denke: Irgendwann kommt auch mal was zurück!“

 

Die Inhalte des Webinars waren zum Teil „furchteinflößend“, denn im Kern lautete die Botschaft:

 

Die Kunden erwarten Technologische Kompetenz – und Interim Manager, die diese Kompetenz nicht mitbringen, werden in spätestens fünf Jahren keine Chance mehr haben am Markt.

 

Ups!

 

Ich möchte an dieser Stelle nicht dafür oder dagegen argumentieren: Das muss jeder für sich ganz persönlich einordnen.

 

Dass ich selbst jedoch zu den Befürwortern dieser Aussage zähle, wissen meine regelmäßigen Leser längst.

 

Dennoch ist das „Wissen Sie, Herr Becker, ich höre in fünf Jahren ohnehin auf!“ eines Interim Managers fairerweise und sogar für mich ein überzeugendes Argument dafür, sich dennoch auch selbst jetzt und trotz allem noch entspannt zurückzulehnen.

Investitionen ins eigene Business zahlen sich für Interim Manager aus

 

Mindestens ebenso beeindruckt hat mich etwas anderes:

 

Herr Knuth berichtete aus eigener Erfahrung, beschrieb die vier wesentlichen Lernfelder für die Interim Manager, skizzierte wo welche Lernangebote zur Verfügung stehen und bezifferte den Lernaufwand auf wöchentlich zwischen 10 bis 20 Stunden über jeweils etwa sechs Monate für jeden der vier Blöcke. Und empfand das offensichtlich als vollkomen normal und weiterer Worte nicht wert.

 

Herr Knuth hatte auf alles, was gefragt wurde, eine Antwort: überzeugend, authentisch und ohne groß nachzudenken.

 

Die Antworten auf zwei dieser Fragen brennen sich ein:

 

„Wenn Sie wöchentlich 10 bis 20 Stunden ansetzen: Arbeiten Sie dann nur Teilzeit für Ihre Kunden?“ Antwort: „Nein. Ich arbeite volle Kapazität für meine Kunden. Die 10 bis 20 Stunden kommen hinzu.“

 

Ups!

 

„Sie haben gerade erwähnt, dass Ihre Kunden Ihre Kenntnisse z. B. in Python wertschätzen und dass Sie daher einen höheren Tagessatz erzielen können: Können Sie uns ein Gefühl dafür geben, um wieviel Ihr Tagessatz dadurch höher ist!“

 

Antwort: „50 Prozent!“

 

Ups! Wenn das kein fabelhafter Return on Investment ist:

 

20 Stunden pushen meinen Tagessatz um 50%!

 

ANTIQUITÄTEN SIND NICHT ZWINGEND WERTVOLL!

Inte-rim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker__Drei_Jahreszeiten_Weihnachtsmart_Dresden_2016Übermorgen ist der erste Advent! Seit Mittwoch haben die ersten Weihnachtsmärkte ihre Pforten geöffnet.

 

Die Menschen stimmen sich so langsam auf Weihnachten ein – mit einem Glas Glühwein in der Hand. Oder auch einem Glas zu viel, was dann prompt zum vorweihnachtlichen Entzug des Führerscheins führte! So geschehen gestern, hier in Offenburg!

 

Während die Weihnachtsmärkte ihre Pforten öffnen, hat die Cebit ihre für immer geschlossen!

 

Irgendwie geht das schon recht tief rein!

 

Ich gebe gern zu: Die Cebit war ein Teil meiner Sozialisierung in der IT-Welt: Als wir 1997 Platz für den ersten PC auf dem Messestand des Schlachtschiffs debis Systemhaus (Spezialist für Software-Entwicklung und Rechenzentren) freimachten – dezidiert für diesen neuen Internet-Kram: Damals haben wir schon alle richtig Neuland betreten. Und ich vornweg!

 

Noch einmal gebe ich gern zu: In jenen Tagen habe ich mir nicht vorstellen können, wo wir heute, gut 20 Jahre später stehen würden. Wie unfassbar schnell sich die Dinge entwickelt haben! Das übersieg dann doch unsere kühnsten Erwartungen!

 

Seinerzeit war ich sicher völlig anders drauf als gefühlt 85 Prozent aller Besucher in meiner kleinen Internet-Exklave in der massiv schwergewichtigen Software- und Rechenzentrumswelt!

 

„Das braucht kein Mensch!“, „Sie wollen mir doch nicht allen Erstes erzählen, dass Menschen Autos über dieses Internet beschaffen werden!“ oder aber „Kleidung? Nie im Leben!“

 

So lauteten drei typische Reaktionen aus der damals schon vorhandenen „Brauche mer net“-Fraktion.

 

Und meine Leser können sicher sein: Jeden Abend habe ich mich gefragt, ob ich mich stante pede entleiben sollte oder doch noch erst das Frühstück bei Oma Schenkers abwarten sollte. Ja, tatsächlich, die Nachfrage war seinerzeit mit in der Spitze deutlich über 800.000 Besuchern derart hoch, dass Du kein Hotelzimmer außerhalb des Wucherparagrafen bekommen konntest. Und dennoch waren alle Zimmer ausgebucht…!

 

Also kam man privat unter: Und Oma Schenkers, die mich unverständlicher Weise in ihr Herz geschlossen hatte, trieb allmorgendlich nur eine schwere Sorge um: „Dass ich zu wenig gefrühstückt hätte – für den langen Messetag!“

Dem Internet-Hype folgte die Ächtung

 

Die großen Jahre der Cebit waren wohl die folgenden vier Jahre – bestimmt durch die Euro-Einführung, die Jahrtausendwende samt all ihrer prognostizierten Horror-Szenarien und – natürlich – das Internet mit der jetzt neuen Ausprägung „Geld verdienen“!

 

Ich erinnere mich nicht mehr genau, ob´s 1999 oder erst 2000 gewesen ist, als man praktisch keinen Messebesucher treffen konnte, der keine Tasche von IBM mit dem innovativen Aufdruck „e-Business“ durch die Hallen schleppte.

 

Im September 2001 änderte sich die Welt, in der Folge platzte die „dot-com-Blase“ – und für mich persönlich begann damit der Anfang vom Ende der Cebit. Internet und „all dieser neumodische Kram“ wurden praktisch von heute auf morgen vom „Must have“ zum „Teufelszeug“. Gerade in Deutschland – dem Hort der „Ich hab´s ja immer gewusst!“-Ex-Post-Propheten.

 

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich im Jahr 2002 Fördermittel für den „auf das professionelle Interim Management spezialisierten Internet-Marktplatz MANATNET“ auftreiben wollte. Dass man mich nicht unmittelbar einem versierten Exorzisten vorgeführt hatte, grenzt rückblickend für mich an ein Wunder!

 

Dennoch ließ sich der Siegeszug des Internets nicht aufhalten. Nicht mehr so hip zwar, aber dennoch mit einer massiven, praktisch alles verändernden Kraft.

 

So waren Amazon seit 1995 am Markt und Google seit 1997. YouTube jedoch (2005), LinkedIn (2003) Xing (2003), Twitter (2006) oder gar Facebook (2003) gab´s noch nicht einmal.

 

Ich denke ganz persönlich, dass wir noch nicht am Ende dieser Entwicklungen sind! Und deshalb werde ich am Webinar von Rafael Knuth am kommenden Mittwoch zum Thema Basiswissen Big Data & Künstliche Intelligenz für Interim Manager teilnehmen.

 

Meines Wissens hat es solch ein Webinar für Interim Manager bisher noch nicht gegeben! Es ist für mich bemerkenswert, dass ein solches Webinar von einem Interim Manager angeboten wird – und nicht etwa von den Providern oder der DDIM.

 

Es verstand sich daher von selbst, dass wir Herrn Knuth alle Kanäle von UNITEDINTERIM zur Verfügung gestellt haben, um auf dieses – natürlich kostenlose – Webinar hinzuweisen.

 

Zwanzig Jahre sind vergangen seit meiner intensiven Cebit-Zeit. Diese zwanzig Jahre waren gekennzeichnet durch permanentes Lernen – ja, durchaus auch noch durch Bücher, vermehrt jedoch über Video- oder Online-Kurse.

 

Inzwischen bin ich fast zweiundsechzig – und neugierig wie eh und je!

 

Auch außerhalb der Interim-Szene. So gehört die additive Fertigung (3D-Druck) derzeit zu meinen Lieblingsthemen.

 

Unbestritten: Das ist durchaus nicht immer einfach – für mich als nicht-Techniker. Und sicher muss ich mir Freiräume fürs Lernen schaffen, die dann typischerweise zu Lasten anderer Themen gehen.

 

Aber über eins sind wir uns wohl einig – auch, und vor allem in der Interim-Szene:

 

Antiquitäten sind nicht zwingend wertvoll!

 

Erwartet Ihr so Begeisterung vom Kunden?

Interim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker_Osteria_All' antico_vinaio_Florenz_2018Seit den MANATNET-Zeiten hat sich die Häufigkeit der Interaktionen zwischen den Interim Managern und mir um das „n“-fache erhöht – wobei „n“ für mich gefühlt gegen unendlich tendiert.

 

Nun bin ich inzwischen alt – fast hätte ich geschrieben „weise“ – genug, um zu wissen: Nichts ist nur gut – und nichts ist nur schlecht! In allem Guten steckt etwas Schlechtes – und umgekehrt. Yin und Yang.

 

Was also steht an Positivem dem leichthin als negativ Empfundenen, dem Absaufen in Arbeit, gegenüber?

 

Nun, das ist ganz eindeutig:

 

Noch niemals in den vergangenen eineinhalb Dekaden habe ich je so derart viele Informationen und Reaktionen erhalten, so viele Verhaltensmuster erkennen können wie in den vergangenen zwei Jahren!

 

An dieser Stelle liegt es mir fern, irgendjemanden persönlich anzugreifen oder gar zu verletzen. Es geht mir vielmehr darum, das zu spiegeln, was ich ganz persönlich als durchaus nicht völlig untypisch zu erkennen glaube. Und damit einen Prozess der Selbst-Reflexion anzustoßen. Wie stets an vergleichbaren Stellen in meinem Blog: Jeder hat das Recht, das völlig anders zu sehen!

Resistent, arrogant und ignorant?

 

Hier sind meine ganz persönlichen, subsummierenden Oberbegriffe auf dem Weg in Richtung Advent:

 

Resistenz: Natürlich gibt es viele Interim Manager, die sind dankbar für Hinweise und Tipps, die wir geben können – auf der Grundlage der – Achtung! – Reaktionen von Kunden-Unternehmen. Überraschend viele Interim Manager, ja, und Interim Managerinnen wischen das hingegen locker vom Tisch. Bemerkenswerter Weise folgen oft die Sätze „Das höre ich jetzt zum ersten Mal“ und „Das hat noch niemand verlangt!“.

 

Arroganz: Meine Leser wissen seit 2014, welche Bedeutung ich dem CV als „Verkaufsprospekt in eigener Sache“ beimesse – und hier ganz besonders der Aktualität eben dieser Unterlage, die deshalb das UNITEDINTERIM-System nachhält! Alles deutet für mich darauf hin: Offenbar als einziges System im Markt. [Für alle, die schmunzeln möchten, empfehle ich meinen Beitrag vor genau vier Jahren „INTERIM-PROVIDER: IST DOCH EASY!“]. Dass ich überhaupt mit Interim Managern über die Aktualität der eigenen Unterlagen diskutieren muss, ist mir – offen gestanden – völlig unbegreiflich! Wer sich wirklich mit Digitalisierung oder gar bereits mit den Grundlagen von Künstlicher Intelligenz (Achtung: KI wird immer mehr hip!) beschäftigt, schüttelt verzweifelnd den Kopf, in dem fest verankert ist: Künstliche Intelligenz braucht valide Daten! Stattdessen atme ich Antworten weg wie diese beiden: „Für meine Kunden hat das immer ausgereicht!“ oder „Ihr System mag tun, was es möchte…!“

 

Ignoranz: Ausnahmslos alle Ausschreibungen, die immerhin gut 1.100 Interim ManagerInnen seit dem April dieses Jahres über UNITEDINTERIM erhalten haben, geben eine E-Mailadresse vor, an die die Interim Manager ihr Angebot senden sollen. Was aus Kundensicht in hohem Grade selbstverständlich ist (denn genau unter der angegebenen Adresse werden alle Angebote gesammelt), beeindruckt einige Interim Manager nicht die Bohne, entscheiden sie sich doch elegant für eine andere E-Mailadresse. Und, öfter als man glauben mag: Für meine! [Ja, natürlich leite ich dann die Unterlagen an den jeweiligen Kunden weiter – als weiterer kostenloser Service …!]

 

Nicht alle, jedoch die meisten Ausschreibungen der Kunden beinhalten zudem eine Abgabefrist. Dies ist Standard für alle Ausschreibungen in allen anderen Branchen – und dafür, wie könnte es anders sein, gibt es sogar Regeln! Denn irgendwann muss der Kunde alle vorliegenden Unterlagen sichten, intern besprechen und dann eine Entscheidung treffen.

 

„Nicht weiter ungewöhnlich, also!“, könnte an dieser Stelle der geneigte Leser denken! Jedoch ist eine Abgabefrist für einige Interim Manager in ihrem Selbstverständnis hochgradig irritierend! Nach Ablauf der Abgabefrist nimmt der Kunde keine Auschreibungen mehr entgegen – und dann wird´s wirklich übel: „Das wird ja wohl auf zwei, drei Tage nicht ankommen!“ oder „Machen Sie [vulgo: UNITEDINTERIM, nicht etwa der Kunde!] doch nicht solch einen Druck! Sie wissen doch: Nichts wird so heiß gegessen wie gekocht!“ oder aber „Sie können doch nicht erwarten, dass ich in 48 Stunden reagiere! Ich schau doch nicht täglich in meine Mails!“.

 

Es ist wirklich nicht einfach, mich sprachlos zu sehen!

 

Jedoch: Eine solche Einstellung – und das heute! – und das im Interim Management, wo der Kunde sich stets in einer besonderen Situation befindet (nicht zwingend in einer Krise!), denn sonst bräuchte er keine Unterstützung durch einen Interim Manager oder eine Interim Managerin: Eine solche Einstellung ist mir schier unbegreiflich!

 

Dass sich solche Interim Manager nicht halten bei UNITEDINTERIM versteht sich von selbst. Und, wenn dann der Deal weg ist und die Zusammenarbeit beendet wird, würde mich obendrein auch nicht überraschen, wenn – nach bester Transaktionsanalyse – solche Interim Manager in der eigenen Wahrnehmung „nicht dumm“ sind – wir dafür „böse“. Und wie!

 

Seit einiger Zeit treibt mich eine Frage um – und ich lechze nach einer Antwort:

 

Erwartet Ihr so Begeisterung vom Kunden?

 

KI: MONTAG, 22.07H – DIE MASCHINE HAT SICH ENTLEIBT!

Interim_Management_Blog_Foto_Juergen_Becker_Graffitto_Westerland_Sylt_2017In den vergangenen Wochen ist tatsächlich zweimal der Begriff „Künstliche Intelligenz“ gefallen – und das im Umfeld des Interim Managements. Da höre ich natürlich genau hin – wenn auch mit skeptischer Miene.

 

Besonders, wenn das nicht nur ein „Buzzword-Dropping“ ist, sondern ein wenig konkretisiert wird, wie im Rahmen der vergangenen Mitgliederversammlung des AIMP, als es hieß: „Wir haben vor, Künstliche Intelligenz im internen Search-Prozess einzusetzen.“

 

Nicht, dass ich mir die skeptische Miene als langjähriger Minister der Finsternis schuldig wäre…!

 

Doch es überrascht mich – durchaus freudig erregt – wenn ein Interim-Provider plötzlich so derart neu denkt! Aus einer Branche, die sich über lange Jahre durch ein eher traditionelles Denken ausgezeichnet hat – was durchaus nicht zwingend schlecht sein muss.

 

Jedoch werden meine Leser mir zustimmen: Niemand assoziiert mit dem Begriff „Innovation“ sofort die Interim-Branche!

 

Nun ist der Begriff „Künstliche Intelligenz“ weit gefasst. Wikipedia überschreibt seinen Artikel mit „muss überarbeitet werden“ und beginnt dann: „Künstliche Intelligenz (KI, auch Artifizielle Intelligenz (AI bzw. A. I.), englisch artificial intelligence, AI) ist ein Teilgebiet der Informatik, welches sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens und dem Maschinellen Lernen befasst.“

 

Konzentrieren wir uns hier und heute auf das „Maschinelle Lernen“. Und wenden wir´s beispielhaft einmal an! Wenden wir´s an auf die Grundlagen des Interim-Business: Auf die Daten der Interim Manager – über die dann der „Search“ laufen wird, um die passenden Interim Manager zu identifizieren.

 

Eine Arbeit, die bisher ausgeprägt fleißige und leidensfähige Helfer, ja: meist Helferinnen!, in den Büros der Provider erledigen. Eine Arbeit – man möge mir diese Sichtweise an dieser Stelle gestatten! –, die ich stets als elementares Fundament der Existenzberechtigung der Provider angesehen habe. Ja, ich weiß: Es gibt weitere – aber ohne dieses Fundament geht halt nix!

We would like to enter into an new era!

Wenn also unsere neue Maschine, wenn sie am Montagmorgen – frisch lackiert und gefettet – bei einem imaginären Provider ihre Arbeit aufnehmen müsste, dann in etwa sähe so der erste Arbeitstag aus:

 

„Welcome, we are glad to have you on board. We intend to enter into a new era of tailormade service offerings to our clients and you are supposed to drive this process. Thus, we have lots of task for you, however, as a kick-off we have to do our homework and would like you to start with an in depth analysis of our Interim Manager database. Please start immediately.”

 

Der neue maschinelle Kollege quittiert die Aufgabe mit einem freudigen „Biep!“ und nimmt seine Arbeit unverzüglich auf:

 

Task 1 – Check completeness of data. Nach nur kurzer Zeit meldet die Maschine – noch in keiner Weise beunruhigt: „73,4 % of all records are incomplete. I have identified as typically missing: picture, industries, turnover and detailed, facts and figures-based description of tasks and achievements rather than job titles and hierarchy-patterns.”

 

Oh, thanks! Move on!

 

Task 2 – Check USP for availability. Schnell meldet die Maschine – ein wenig irritiert: „usp is missing in 83.1 % of all documents.“

 

Oh, thanks! Move on!

 

Task 3 – Check picture for professional standards. Unfassbar schnell meldet die Maschine zurück – sichtbar irritiert: „45.2 % of all pictures do not match professional standards“.

 

Oh, thanks! Move on!

 

Task 4 – Earmark all CVs older than 15 months from today. Zack, die Maschine meldet knirschend: “26.1 % of all cvs were identified as outdated.”

 

Oh, thanks! Move on!

 

Task 5 – Select all CVs, which explicitely outline the individual value contribution of the respective Interim Manager to his potential client: “….????….. biep….option 1: syntax error. option2: you are seriously kidding me….!”

 

Ich weiß nicht, wie diese neue Künstliche Intelligenz auf diese kleine Übung reagieren wird. Ich würde aber die folgende Reaktion auf keinen Fall ausschließen:

 

KI: Montag, 22.07h – die Maschine hat sich entleibt!