5 WHISKYS – UND 4 IMPULSE FÜRS INTERIM MANAGEMENT

Fotograf_Juergen_Becker_Titel_only_the_smartphone_reminds_me_of_interim_managementEs fällt mir schwer, den „Workaholic“ abzulegen. Gern gebe ich zu: Lange Jahre war ich sogar stolz darauf. Nun ist es durchaus nicht so, dass ich inzwischen mein Seelenheil im Nichtstun finden möchte.

 

Ich arbeite noch immer sehr viel und sehr schnell. Beides verschlägt dem einen oder anderen Kollegen im AIMP noch immer die Sprache.

 

Aber ich arbeite nicht mehr nur noch: Siebzig, achtzig Stunden. Wochenende: Was ist das? Feiertage? Wie toll: Kannst mal in Ruhe arbeiten!

 

Urlaub: Eher störend…

 

Warum ist das jetzt anders?

 

Zunächst die banale Erkenntnis: Du hast keine Freude mehr! Für ein freudloses Leben sehe ich mich jedoch nicht auf diesem Planeten.

 

Dann aber, mindestens genauso wichtig: Du bekommst keine Impulse mehr, drehst Dich stattdessen im Kreis – um Dich selbst und die immer gleichen Themen. Das jedoch ist die denkbar schlechteste Grundlage für Dein Interim-Geschäft – sowohl, was den Inhalt Deiner Arbeit angeht, dann aber auch, was Deine Innovationsorientierung für eben dieses Geschäft angeht.

 

So wirst Du langfristig nur scheitern können – selbst wenn die Akzeptanz Deines Babys MANATNET unaufhaltsam zuzunehmen scheint: Wenn ich die Zugriffszahlen als Messlatte anlege. „Deine Zugriffszahlen sind gigantisch!“, schrieb mir gestern ein alter Schulfreund – ein Intellektueller aus einer anderen Welt (Soziologe), auch deshalb ein idealer Sparringspartner für mich.

 

Deine Zugriffszahlen sind gigantisch – und doch wirst Du langfristig nur scheitern können. Nicht weil MANATNET kaputt gehen wird, sondern Du selbst!

 

Früher hätte ich darauf mit einem nochmals erhöhten Arbeitsvolumen reagiert, um diese Situation zu ändern. Heute steige ich aus. Temporär.

 

Mein Bruder steigt auf die Berge. Ich steige auf ein Schiff.

 

Auf ein Schiff, das mich auf eine Insel bringt. Dieses Mal nach Helgoland. Es geht um Distanz. Distanz nicht nur mental, nein, ganz wichtig: auch räumlich.

 

Schlaf- (nicht: Liege-) Wagen, Katamaran, kleines Hotel des ehemaligen Bürgermeisters – und dann das Ganze retour.

 

Dazwischen liegen neben Schlafen, Sauna und einer erstaunlich durchschnittlichen Kulinarik: Zwanzig Kilometer Foto-Tour und zwei Stunden Fachsimpeln mit zwei völlig fremden, dafür sehr sympathischen Menschen über den Whisky, den man am besten mitnehmen solle.

 

Und kein Rechner. Nur das Smartphone erinnert daran…

 

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Zurück an eben diesem Rechner – mit freiem Blick auf 5 Flaschen Whisky – verschlossen, vier davon verzollt. Einer kommt aus Indien und reifte jahrelang auf Helgoland – in zwei unterschiedlichen Fässern. (Impuls 1: Mitunter musst Du Deine Grenzen verlassen, um Neues zu schaffen!)

 

Der Rechner hat inzwischen rund 150 Fotos von der Kamera übernommen und ich habe weit über 100 zur Löschung vorgemerkt. Nicht nur im Interim Management ist mein Qualitätsanspruch sehr hoch!

 

Meine Olympus OM-D EM 5 im Härtetest. Hochgezüchtete, digitale und spiegellose Systemkamera mit ebenso hochgezüchteten Objektiven – ausnahmslos völlig anders gerechnet als ihre Vorgänger aus analogen Zeiten. Weil das Licht eben nicht mehr zentriert auf den Film, sondern weitgehend parallel auf die Pixel des Sensors fallen muss. (Impuls 2: Mitunter musst Du aufgeben, was weit über hundert Jahre richtig war!).

 

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Dennoch erlaubt sie klaglos – fast gütig lächelnd – das Andocken sämtlicher alten Scherben meines OM-Systems aus den siebziger bis neunziger Jahren. Und liefert unfassbar schöne Ergebnisse:

 

Vielleicht nicht so knackscharf wie möglich, dafür luftig und mit einem wunderschönen Bokeh. (Impuls 3: Neu geht mit alt! – und Impuls 4: Es kann sich lohnen, „Altes“ zu bewahren!)

 

Am Ende einer tollen Auszeit stehen:

 

5 Whiskys – und 4 Impulse fürs Interim Management.

 

 

KEIN INTERIM MANAGER KENNT DIESE ANGST!

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Sommerzeit.

 

Und wenn wir von den schlimmen, zum Teil entsetzlichen Nachrichten aus den aktuellen Krisenherden absehen, herrscht Flaute.

 

Daher kümmern wir uns um epochale Themen. Zum Beispiel: Das E-Mail-Aufkommen, das die Mitarbeiter in Unternehmen so arg drangsaliert. Aktuell das von mir hoch geschätzte Unternehmen Daimler – Volkswagen und die Telekom waren schon in der Vergangenheit dran.

 

So schrieb die FAZ gestern:

 

ZITAT

 

Wer von den Mitarbeitern des Autobauers Daimler möchte, kann nun während der Urlaubszeit eingehende E-Mails automatisch löschen lassen. Die Mitarbeiter „sollen sich im Urlaub erholen und keine geschäftlichen E-Mails lesen“, erklärte Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth am Mittwoch in Stuttgart. Und nach dem Urlaub erwarte die Beschäftigten dank der Löschaktion „kein Stau im elektronischen Postfach“ mehr. „Das ist eine emotionale Entlastung“, beschrieb Porth.

 

ZITAT ENDE

 

Ja, ich weiß: Ich bin mit meinen siebenundfünfzig Jahren doch arg durch meine ganz persönliche Antike geprägt und ich bin ganz sicher nicht das Maß aller Dinge.

 

Aber so ein ganz klein wenig meinen (noch gesunden?) Menschenverstand nutzen, das darf ich schon noch, gelle?

 

Nun muss man sich beim Thema „E-Mail-Flut“ nicht unbedingt dem radikalen, ein eigenständig-professionelles Verhalten der Mitarbeiter einfordernden „Damit müssen´s halt klarkommen!“ meines Ex-Chefs beim debis Systemhaus anschließen.

 

Aber ich denke schon, dass hinter seiner Aussage wohl Ansätze für die Lösungen zu finden sind:

 

Ich frage mich schon, wie weit es mit der Selbstständigkeit der Mitarbeiter her ist, wenn sie mit dem eigenen elektronischen Briefkasten nicht klarkommen. In der analogen Welt daheim wird doch auch der meiste Kram weggeschmissen, der im heimischen Briefkasten landet.

 

Ich frage mich schon, wie weit es mit der Belastbarkeit der Mitarbeiter her ist, wenn der Arbeitgeber den elektronischen Briefkasten zunageln muss, um eben diese Mitarbeiter „emotional zu entlasten“ – und vor einem „Stau im elektronischen Briefkasten“ zu bewahren. Das hierzu passende Bild aus der analogen Welt: Wir entführen den Briefträger – und seine Urlaubsvertretung gleich mit. Die daraus folgende „emotionale Belastung“ (für die Briefträger) können wir vernachlässigen: Die digitale Welt hat ihre Vorteile.

 

Du lieber Himmel!

 

Nun gehen Kommentare, auch gallenbittrige, auf diese Nachricht durchs Internet vor allem unter der Überschrift „E-Mail-Fluten kann man durch Filter in Outlook recht gut Herr werden!“ (Sicher gibt´s diese Filter in anderen, professionellen Mail-Programmen auch!)

 

So gesehen lassen sich „emotionale Belastungen“ sicher reduzieren.

 

Mir stößt etwas ganz anderes auf:

 

Ich empfinde das als weitere Bevormundung, die letztlich widerspiegelt: Ihr seid zu blöde, um auch nur mit Euren E-Mails klarzukommen!

 

Nicht vergessen: Die Unternehmen, auch Daimler, stellen bekanntlich nur hochqualifizierte Mitarbeiter ein, die folglich auch das Wichtigste sind, was sie für ihre Hochglanzbroschüren haben!

 

Nur, denke ich, ein hochqualifizierter Mitarbeiter hat verinnerlicht:

 

–        Es gibt keine Verpflichtung, jede Mail zu lesen

–        Alle CC-Mails muss ich nicht lesen, denn ich bin nicht der Adressat

–        Vom Rest sind die meisten Mails unwichtig

–        Mails vom Chef lese ich dennoch immer, solange er mich nicht zuspammt

 

Und ein richtig guter, qualifizierter und Konzern-erfahrener Mitarbeiter weiß ganz sicher:

 

Sollte mir eine wichtige Mail einmal durchrutschen, wird sich der Absender ganz sicher noch einmal bei mir melden, denn er oder sie braucht ja irgendetwas von mir.

 

Was hat das alles mit Interim Management zu tun?

 

Nur vordergründig nichts. Tatsächlich jedoch denke ich, dass der wirkliche Grund für die „emotionale Belastung“ ein ganz anderer ist: Angst!

 

Angst davor, einen Schnipsel an Informationen zu verpassen. Ein fehlender Schnipsel, der dann den eigenen Job gefährden könnte, weil in der Außenwirkung und durch nachklassige Führungskräfte dies gern als fehlendes „Commitment“ ausgelegt wird: „Interessiert Dich wohl alles nicht wirklich, oder?“

 

Kein Interim Manager kennt diese Angst!

 

AUCH EIN INTERIM MANAGER HÄLT NICHT EWIG!

Quelle: www.piqs.de © Fotograf: Jules– Titel: DosisNa, dieses Jahr fängt ja toll an! Ein Projekt wurde deutlich verlängert, auf Empfehlung der Banken. Eine echte Empfehlung, denn das Unternehmen ist durchaus kein Gast der Krisenabteilung der Banken. Aber der Interim Manager hat das Unternehmen derart gut (auf der technischen Seite!) restrukturiert, dass die Banken es gern sehen, wenn die Zusammenarbeit um etliche Monate verlängert wird, um die „Nachhaltigkeit“ sicherzustellen.

 

Das Unternehmen schreibt jetzt schwarze Zahlen: Durch Verbesserungen im gesamten technischen Bereich des Unternehmens – nicht etwa durch betriebswirtschaftliche „Kunststücke“.

 

Dafür arbeitet dieser Interim Manager an seinen physischen Grenzen und berichtet mir von „vier Stunden Schlaf – aber ich bin gut drauf“.

 

Ein anderer Interim Manager stellt seit Dezember die Abläufe für einen Kunden sicher, der in einem kritischen Bereich zum neuen Jahr den Lieferanten gewechselt hat.

 

Auch dieser Interim Manager hat mir berichtet, dass er 14 bis 16 Stunden arbeitet.

 

So toll der Job auch ist, den diese Interim Manager für ihre Kunden erledigen: Ich habe beide gebeten, sich einmal zurückzulehnen und zu reflektieren. Und dann: Auf sich aufzupassen.

 

Ich erlebe es immer wieder, dass sich die Interim Manager ins Projekt stürzen, mit allem, was sie haben. Und im Vergleich zur Freizeitorientierung so vieler festangestellter Mitarbeiter ist das ja auch ganz toll – besonders aus Sicht des Auftraggebers.

 

Jedoch: Interim Manager haben „nur“ ihr eigenes Knowhow und ihre eigenen Kapazitäten, die sie in Projekte einbringen und somit am Markt verkaufen können. Um damit ihren Lebensunterhalt zu finanzieren – und alles, was noch dazu gehören mag.

 

Also Vorsicht:

 

Auch ein Interim Manager hält nicht ewig!

 

INTERIM MANAGEMENT: SABBATICALS ERSTMALS VOR VAKANZEN

 

Quelle: www.piqs.de © Fotograf: fotodruide – Titel: have a break

Was wären wir ohne Studien? Im Interim Management und darüber hinaus.

 

An einer neuen Studie zur Generation Y, also den nach 1980 Geborenen, bleibe ich hängen. Erstellt von PWC. Ein Name, dem ich noch vertraue.

 

Dort lese ich (Zitat aus der FAZ vom 7. Juni):

 

„…, dass ihnen der demografische Wandel und der zunehmende Führungskräftemangel auf dem Arbeitsmarkt Macht verleihen. Entsprechend fordernd treten sie Arbeitgebern gegenüber auf, setzen dabei andere Schwerpunkte als einst ihre Eltern. Statt nach Titeln und Dienstwagen fragen die Vertreter dieser Generation im Vorstellungsgespräch nach dem Zeitpunkt des ersten Sabbaticals.“

 

„Na, geht´s noch!?“, reagiert reflexartig eine Ecke meines Hirns. „Ruhig, Brauner!“, echot eine andere.

 

Es ist eine Binsenweisheit, dass die junge Generation vieles anders machen möchte, als die beiden vorangehenden Generationen – die sie typischerweise beide miterlebt oder miterlebt hat. Sie, die junge Generation, schafft, einem Pendel gleich, Gegenkräfte gegen all die Dinge, die sie als „nicht positiv“ – um das vorsichtig zu formulieren – empfunden hat oder immer noch empfindet. Die demografische Entwicklung mag das deshalb verstärken, jedoch ist sie sicher nicht der Auslöser.

 

Und so dürfen wir uns nicht wundern, wenn das uns vertraute Dasein unter gleichgesinnten Workaholics nicht länger „in“ ist.

 

Dennoch empfinde ich die Frage nach dem Sabbatical schon als krass –  letztlich eine modernsprachliche Verschwurbelung für die Frage: „Sagen Sie mal, bevor ich hier überhaupt anfange: Wann kann ich ein paar Monate aussetzen?“

 

Zusätzlich zum Urlaub, versteht sich!

 

Mit einem stillen Grinsen stelle ich mir die Reaktion von Karl Heinz Achinger, damals Chef vom debis Systemhaus, auf ein solches Ansinnen während meines Bewerbungsgespräches vor. Wahrscheinlich hätte er sich in seinem Sessel zurückgelehnt und ein unergründliches Lächeln aufgesetzt …

 

Dennoch, auch das ist mir klar, stehen wir wohl alle vor diesem Phänomen der Generation Y. Und da wir die Generation Y nicht werden ändern können, werden wir uns auf sie einstellen müssen.

 

Und je länger ich darüber nachdenke, umso mehr möchte ich alle Ypsilons umarmen und ihnen zurufen: „Ja, Kinder, recht so!“

 

Nicht, dass ich glaube, dass Deutschland im Wettbewerb mit anderen Ländern dadurch gestärkt würde.

 

Aber unser Interim-Geschäft!

 

Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich mit meinem Freund Thorsten Becker die AIMP-Providerstudie 2023 präsentieren. Auch Thorsten inzwischen ergraut – ich am High-Tech-Rollator. Auf Burg Schwarzenstein.

 

Der Titel zur Präsentation der fabulous Becker-Daddies lautet:

 

Interim Management: Sabbaticals erstmals vor Vakanzen!

 

 

AUCH EIN KREATIVER KOPF IST MAL MATT!

Quelle: www.piqs.de © Fotograf: Zeppelin – Titel: Winterzoo!!

 

Letzten Freitag fiel mein Blogeintrag aus – fast hätte ich geschrieben: Ins Wasser! Meinen treuen Lesern ist das natürlich aufgefallen. Nein, alles in Ordnung!

 

Tatsächlich habe ich fast zwei Wochen Urlaub genommen: Meine Frau ist noch immer ein wenig verstört – ist das doch so gar nicht typisch für mich. Wer das vertiefen möchte: EINE TYPISCHE WOCHE IM INTERIM MANAGEMENT.

 

Ich gebe gern zu: Hirn, Herz und Seele mussten neue Kraft schöpfen.

 

Okay, jeder, der mich kennt, weiß, das bedeutet nicht, dass ich rein gar nichts mehr tue. Andere mögen das anders sehen, aber ich will das gar nicht!

 

Und folglich haben wir während der letzten Tage ein Mandat besetzt – und zwei weitere Anfragen von Kunden bedient. Und drei neue Interims Manager aufgenommen.

 

Aus dem Urlaub heraus. Ohne dass der Urlaub dadurch beeinträchtigt worden wäre.

 

Aber dieses „Herunterfahren“ hat doch dazu geführt, dass mein Hirn am vergangenen Freitag keinen Blogeintrag gebären konnte. Zumindest keinen, der der Erwartungshaltung meiner Leser gerecht geworden wäre.

 

Ich gebe gern zu: Das ist eine erstaunliche Erfahrung für mich!

 

Ich bitte deshalb um Nachsicht:

 

Auch ein kreativer Kopf ist mal matt!

 

RAUCHEND GEOPFERT AUF DEM ALTAR DER KUNDENORIENTIERUNG

© Fotograf: Volker Boehm – Titel: Juergen_Becker_AfterWork_III_PR_MarCom_Walk-The_Line_Gaetano_Gross

Am vergangenen Freitag gab´s keinen Blogeintrag von mir. Und prompt haben meine treuesten Leser noch am gleichen Nachmittag bei Facebook nachgehakt, was den los sei.

 

Kleinlaut musste ich zugeben: Blog fällt aus! Das zweite Mal in einer gefühlten Ewigkeit.

 

Diejenigen unter meinen Lesern, die mich gut kennen, wissen: Ich gelte als Meister des Zeitmanagements. Auf diese Fähigkeit – errötend gebe ich das zu – bin ich recht stolz; erlaubt sie es mir doch, Stress so gut wie gar nicht erst aufkommen zu lassen:

 

Wenn ich stets weiß, an welchem Tag ich was bis wann erledigt haben muss – dann weiß ich, welche Freiräume ich mir noch mit weiterer Arbeit zupacken kann oder halt eben nicht. Diese – wieder einmal: – Transparenz ist die Grundlage für vieles – vor allem für ein „Nein“, mit dem sich die meisten Menschen halt schwer tun. Meine ganz persönliche Firewall!

 

Die einzigen Attacken, der meine Firewall regelmäßig zum Opfer fällt, führt immer die gleiche Partei aus. Sie trägt vor sich her das Banner mit dem goldbestickten Namen „Kunde“ – untertitelt in kursiven, schimmernden Lettern: „König“.

 

Ja, ich fürchte nur diese Partei! Nicht, weil ich Angst habe! Nein, ganz und gar nicht.

 

Ich fürchte diese Partei, weil ich seit den ersten Schritten bei der Dresdner Bank, in längst verrotteten Räumen und längst verblichenen Zeiten, so geprägt bin, ihr alles unterzuordnen:

 

Der Kunde geht immer vor.

 

An dieser Prägung wurde ohne Unterbrechung weiter gearbeitet, gefeilt – bis zu debis-Zeiten zur Jahrtausendwende. Selbst der CEO, Karl Heinz Achinger, hatte dem Kunden immer und ausnahmslos alles untergeordnet. Auch Termine, die wir mit ihm selbst, Achinger, gemacht hatten, kippte er ohne zu zögern, wenn ein Kunde rief.

 

Das hat mich immer schwer beeindruckt!

 

Das hat mich geprägt. Lange war ich stolz auf diese Prägung – nennen wir sie: Absolute und uneingeschränkte Kundenorientierung.

 

Heute bin ich jedoch davon überzeugt: Diese Prägung schwächt mich gleichzeitig. Sie schwächt mich, weil sie es als einzige schafft, meine ganz persönliche Firewall einzureißen und dadurch Chaos und Tumulte auf meiner Seite zu verursachen.

 

Es lag ein sauberer Plan hinter dieser Firewall – samt dazu gehöriger sauberer Taktung. Er hätte sichergestellt, dass meine Rede für die Vernissage (nebenbei: ich bereite so etwas vor) am kommenden Tag ebenso fertiggestellt gewesen wäre wie mein Blogeintrag am darauffolgenden Tag.

 

Die Attacke des Kunden in Form einer Anfrage ließ die Firewall jedoch in sich zusammenfallen, die daraufhin Planung und Taktung krachend unter sich begrub. Und ich sah zu dabei – mit tränen-feuchtem Auge: Boabdils letzte Träne beim Fall der Alhambra – „Suspiro del Moro“, so lautet ein Tryptichon von Gaetano Groß: Eins meiner Lieblingswerke von ihm.

 

Rede und Blog schieben.

 

Vorbereitungen und Kommunikation mit den infrage kommenden Interim Managern vorziehen auf den Abend. Vom Büro aus. Alles andere absagen. Koffer später packen – am besten komplett an die Gattin delegieren.

 

Früh am Morgen die Antworten der Interim Manager zur Verfügbarkeit prüfen: Ich hasse frühes Aufstehen!

 

Mobiles Büro im Fond der Limousine einrichten. Rechner: normalen Akku gegen fetten Akku austauschen.

 

Los.

 

Die Aktualisierungen veralteter Lebensläufe kurz vor Toresschluss vom Auto aus auf die Server laden. Warum muss das so laufen?

 

Liefern der Profile an den Kunden von der A7 bei Tempo 130 km/h über Mobilfunk. Ja, liebe Kollegen, das geht! Allerdings nur wenn die beste aller Ehefrauen fährt – oder der beste aller Söhne.

 

Die verbliebenen Kilometer der A7 werden der Rede zur Eröffnung der Kunstausstellung gewidmet:

 

Es gelang leidlich.

 

Hinten an vertrocknete mein Blogeintrag. In mein Hirn drängt sich: Das klassische Omega-Tier, das freimütig und ohne zu zögern geopfert wird, um das Rudel zu erhalten. Da ging er hin, mein Blogeintrag, flankiert vom wehenden, goldbestickten Banner:

 

Rauchend geopfert auf dem Altar der Kundenorientierung.

 

THERE´S NO MORE TIME FOR ANY BULLSHITTING!

Es ist auffällig: Derzeit haben die Anfragen von mittelständischen Unternehmen nach Interim Managern zwar unterschiedliche Überschriften: Vom Interim Manager für das strategische Personalgeschäft über den Interim Manager für die Restrukturierung des Service-Geschäftes bis zum CRO, dem Interim Manager für die – in diesem Fall – technische Neuausrichtung der gesamten Produktion.

 

Im Briefing-Gespräch stellt sich jedoch heraus, dass die den Anfragen zugrundeliegenden Schwächen in den Unternehmen erstaunlich ähnlich sind.

 

Zweite Führungsebene nicht gut genug: Flache Strukturen kennzeichnen seit Jahren den deutschen Mittelstand und stellen einen seiner vielen Vorteile dar. Wenn aber eine Führungskraft meint, zehn Geschäftsbereiche mit rund 75 Mitarbeitern direkt führen zu können, dann ist das sicher zu viel des Guten. Unschöner Nebeneffekt: Potenzialträger haben so keinen Raum zum „Nachwachsen“. Daraus resultiert auch:

 

Zu wenig Eigenverantwortung: Wenn bisher kaum Verantwortung an die Mitarbeiter abgegeben wurde, dann kann es letztlich nicht verwundern, dass die Mitarbeiter nicht gewohnt sind, selbst Verantwortung zu übernehmen. Wenn dann der Wind dreht und eigenverantwortliches Handeln eingefordert wird, dann taumeln die Mitarbeiter zwischen Überforderung und Angst. Angst ist jedoch bekanntlich ein schlechter Ratgeber und führt zu einigen sehr menschlichen Reaktionen:

 

Schuldzuweisungen: Nicht nur im deutschen Mittelstand laufen Dinge schief, werden Fehler gemacht. Es gehört zum modernen Management-Wissen, dass Mitarbeiter Freiräume für Fehler brauchen – und sich nicht vor Sanktionen davonducken müssen. Daraus ist nicht abzuleiten, dass Fehler nunmehr gefeiert werden sollten. Stattdessen geht es um die simplen Fragen: Was ist schiefgelaufen, warum und wie können wir das künftig vermeiden? Die Strategie der Mitarbeiter, die „Schuld“ stets anderen zuzuweisen und gleichzeitig zu betonen, man selbst habe keine Möglichkeit, das zu ändern, wird jedoch nicht länger zu tolerieren sein.

 

Zu langsam: Ich gebe gern zu, dass mich diese Aussage immer wieder erstaunt – gilt doch der deutsche Mittelstand als flexibler und damit im Vorteil gegenüber den schweren Strukturen der Großunternehmen. Jedoch ist es offenbar heute so, dass in einigen mittelständischen Unternehmen vieles einfach zu lange dauert.

 

Zu wenige Prozesse: Ich habe den Eindruck, Prozesse scheuen die Mitarbeiter in vielen Unternehmen des deutschen Mittelstandes wie der Teufel das Weihwasser. Warum ist das so? Ich bin kein orthodoxer Prozess-Papst, denn ich weiß, dass übertriebene Prozessorientierung die eigenen Mitarbeiter auch entmündigen kann („Tut mir leid. Unser Prozess gibt das so vor. Kann ich leider auch nicht ändern!“). Dennoch bin ich ein Freund der Prozessorientierung, denn Prozesse schaffen Transparenz. Und jeder, der ein Unternehmen professionell führt, weiß, dass Transparenz das A und O ist, wenn es zu entscheiden gilt. Ich kann also schon verstehen, dass sich Mitarbeiter ein wenig davor fürchten, dass auf einmal vollständig sichtbar wird, was sie tun und wie sie es tun. Dennoch wird kein erfolgreicher Weg daran vorbeiführen.

 

Aus der Distanz und als Ganzes betrachtet ist das schon recht erstaunlich, denn all diese Unternehmen sind seit Jahrzehnten erfolgreich tätig und genießen durchweg einen guten Ruf im Markt.

 

Im Briefing-Gespräch kommt zudem überdeutlich heraus, weshalb jetzt Interim Manager benötigt werden:

 

„Wir haben die Leute nicht an Bord, die das können – und ich möchte, dass die Dinge endlich einmal vorankommen, ohne dass ich mich selbst stets um alles kümmern muss!“

 

Oder, wie es erst kürzlich eine von mir sehr geschätzte Geschäftsführerin formulierte: „Wissen Sie, Herr Becker, ich trau´ mich das gar nicht auszusprechen – aber Fakt ist: Wir haben in den vergangenen Jahren eindeutig gegenüber unserem Wettbewerb verloren!“

 

Wenn ich diese Gespräche nacharbeite, dann haben diese Unternehmen meinen Respekt für ihr neues Credo:

 

There´s no more time for any bullshitting!

AUF EINMAL KANNST DU ÜBER DIE SCHREIBTISCHKANTE SEHEN

 

Zwei Dinge fallen mir auf: Der ganz überwiegende Teil der Kunden, mit denen wir in Kontakt kommen, wirkt gehetzt, unter Druck.

 

Und: Der Vortrag mit dem besten Feedback beim AIMP-Jahresforum in der vergangenen Woche war wohl (denn die Analyse ist noch nicht abgeschlossen) der Vortag von Herrn Straesser zum Thema Burnout.

 

Das spiegelt sich in unserem Tagesgeschäft wider:

 

Kunden, mit denen wir seit Ende März im Gespräch sind, weil sie Interim Manager für unternehmenskritische Aufgaben (die sie mir gegenüber im Detail beschrieben haben) benötigen, kommen keinen Schritt weiter, weil sie (Zitat) „nicht mehr über die Schreibtischkante sehen können.“

 

Nun frage ich mich schon seit einiger Zeit („EIN BLOGGER IST NICHT EVERYBODY´S DARLING“): Was ist denn bloß los in einigen Unternehmen?

 

Sicher ist es dicht an ehrenrührig, mein eigenes Unternehmen als Maßstab zu nehmen. Dafür sind wir zu klein und in der gesamten deutschen Wirtschaft zu unbedeutend.

 

Aber vielleicht kann dennoch das eine oder andere Unternehmen von MANATNET lernen – wie ich von anderen Unternehmen gelernt habe, ganz besonders von Chase Manhattan und debis Systemhaus.

 

Hier die Dinge, die ein Unternehmen von MANATNET lernen könnte:

 

Prioritäten: Das wichtigste, das Du hast, sind Deine Geschäftspartner und unmittelbar danach Deine Prospects (also die Menschen und Unternehmen, mit denen Du gern zusammenarbeiten möchtest): Es gibt nichts Wichtigeres. Schon gar nicht irgendein interner Kram – auch nicht Dein Chef.

 

Schnelligkeit: Wer immer Dich kontaktiert, möchte etwas von Dir – und zwar schnell, auch wenn er das nicht explizit sagt. Also lass ihn nicht warten! Er könnte jemand anderen fragen, der schneller ist als Du.

 

Offenheit: Niemand wird Dich schlagen für ein „Tut mir leid, das kann ich nicht!“. So gut wie jeder wird Dich schlagen, wenn er das selbst und dafür später herausfinden muss.

 

Zuverlässigkeit: „Deadlines“ sind zum Einhalten, deshalb heißen die so. Niemand wird Dich würgen, wenn Du rechtzeitig sagst: Ich schaffe das nicht!“ Jeder wird Dich würgen, wenn Du schweigend sie verstreichen lässt.

 

„Nice-to-haves“: Frage Dich, was für Dein Geschäft wirklich wichtig ist, nicht für Dein eigenes, persönliches Wohlbefinden. Ein toller Dienstwagen oder die Präsentation nun doch noch schnell in einem neuen Layout haben noch nie zu mehr Geschäft geführt.

 

„Meeting-Mania“: Jeder weiß, dass die meisten Meetings nichts bringen. Also lass es. Wenn Du denn unbedingt ein Meeting abhalten musst, dann niemals ohne Agenda – und eine Uhrzeit für den Beginn und das Ende. Und genau dann fang an, nicht wenn der letzte Teilnehmer eingetrudelt ist. Und genau dann hör auf. Auch wenn Du nicht durch bist: Steh´ auf und gehe!

 

Nebenschauplätze: Du wirst viele Menschen treffen, die Dir Zeit rauben wollen zum eigenen Vorteil. Das ist deren gutes Recht, jedoch: Auch wenn die Verpackung noch so hübsch sein sollte. Du musst nicht jede Verpackung öffnen.

 

Liebe: Mache gern, was Du tust. Wenn Du es nicht gern tust, dann mache etwas anderes.

 

Und nicht zuletzt:

 

Weitsichtigkeit: Wenn Du ein Unternehmen führst, dann musst Du im Kopf allen anderen gegenüber mindestens drei Monate voraus sein. Anderenfalls wirst Du nicht führen, sondern getrieben.

 

Hört sich krass an, vielleicht, aber einen Test ist es allemal wert! Ich verspreche:

 

Auf einmal kannst Du über die Schreibtischkante sehen!

INTERIM MANAGEMENT GEGEN DAS DEHYDRIEREN

Interim Management im Maschinen- und Anlagenbau: So heißt eine Studie, die das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO vor ein paar Tagen in Kooperation mit Atreus veröffentlicht hat.

 

Diese Studie hat aus meiner Sicht ein paar bemerkenswerte Ergebnisse:

 

Auf die Frage: „Falls Sie schon einmal einen Interim Manager eingesetzt haben, oder
vorhaben einen Interim Manager einzusetzen, welche Rekrutierungsstrategie
setzten Sie dabei ein?“ antworten:

 

63,5 %: Rekrutierung aus persönlichem Netzwerk
39,5 %: Interim Manager Dienstleister ansprechen

 

Das Fraunhofer-Institut erläutert: „Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ist noch immer eine Branche, die stark von persönlichen Beziehungen und Kontakten lebt. Man kennt sich und man redet miteinander, oft sogar mit dem direkten Wettbewerber. Insofern wundert es nicht, dass persönliche Beziehungen und Empfehlungen von Dritten bei der Rekrutierung von Interim Managern bevorzugt werden.“ (Zitat Ende)

 

Das ist umso bemerkenswerter, als die AIMP-Providerumfragen dennoch den Maschinen- und Anlagenbau traditionell als eine der „Königsbranchen“ aus Providersicht ansieht (Die aktuelle AIMP-Providerumfrage wird im Rahmen des AIMP-Jahresforums vorgestellt und danach veröffentlicht.)

 

Noch mehr beschäftigt mich allerdings ein anderes Ergebnis:

 

Auf die Frage: „Welche Möglichkeiten nutzen Sie, um zusätzliche Themen/Aufgaben in ihrem Unternehmen bearbeitet zu bekommen?“ antworten:

 

87 %: Mehrarbeit der vorhandenen Manager
54 %: Beauftragung von eigenen Mitarbeitern

 

Da frage ich mich: Wie geht das eigentlich – in „lean“ (also schlank) aufgestellten Unternehmen?

 

Wieder hat das Fraunhofer-Institut eine gute Antwort:

 

„Auch Untersuchungen in anderen Branchen (etwa der IT-Industrie) zeigen, dass Unternehmen versuchen, den Fach- und Führungskräfte-Mangel über Mehrarbeit des bestehenden Personals abzufedern. Es deutet jedoch vieles darauf hin, dass Führungskräfte an einer Leistungsgrenze stehen, bei der mehr Aufgaben zu einer schlechteren Management-Performance führen. Dabei ist zu bedenken, dass dies von Mitarbeitern nicht als Überlastung, sondern als Überforderung und Führungsschwäche interpretiert wird.“ (Zitat Ende)

 

Und das deckt sich recht genau mit meinen eigenen Erfahrungen: Mitarbeiter aus der zweiten Linie stöhnen und ächzen unter immer mehr Belastung. Und ich habe den Eindruck, dass sie anfangen, sich zu wehren.

 

Und so fallen dann in Gesprächen mit mir Sätze wie:

 

„Ich kann diese Aufgabe einfach nicht auch noch übernehmen: Das geht schlichtweg nicht!“

 

Oder:

 

„Das ist noch einmal ein Fulltime-Job on top. Wenn ich diese Aufgabe übernehme, kann ich mich nicht mehr um die Produktion kümmern. Und das kann ich nicht verantworten!

 

Vielleicht entsteht da eine neue Aufgabe in unserem Markt:

 

Interim Management gegen das Dehydrieren